Ausbildung oder Zertifikate?
Hi! Ich spiele mit dem Gedanken eine Umschulung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung zu machen. Jetzt habe ich aber festgestellt das man sich Programmiersprachen wie z.B. Python, Java, C++ usw. problemlos über erstklassige Onlineseminare von erfahrenen Dozenten selbst beibringen und im Anschluss die Zertifikatsprüfungen machen kann. Genauso wie Projektmanagement und solche Sachen, es gibt mittlerweile für alles Onlinekurse und Zertifikate. Und das dauert alles bei weitem nicht so lange wie eine 2-jährige Umschulung, die nebenbei gesagt inhaltlich nicht wirklich auf dem neuesten Stand sind, für Python gibt es bspw. nur ein Modul mit 10 Tagen…
Meine Frage an die Programmier unter euch:
Steht ein Berufsabschluss als FIAE wirklich so hoch im Kurs bei den Arbeitgebern, oder ist das überbeweret und man kann genau so gut mit Zertifikaten, Weiterbildungen und purem Können Karriere machen?
5 Antworten
Die Sprachen an sich kann man sich ganz gut selbst beibringen.
Wo es schwieriger ist, ist die Projekterfahrung. Softwareentwicklung ist auch eine soziale Aktivität, man muss sich in einem Projekt zurechtfinden können, die Rolle und Erwartungen verstehen, vielleicht direkt mit dem Kunden arbeiten, gewisse Tools verwenden die man allein gar nicht braucht (Jira & Co.) oder die allein ganz anders verwendet werden als im Team (Git & Co.). Als Einzellerner kommt man auch nicht mit großen Projekten in schwierigeren Umgebungen in Kontakt, wo schon tonnenweise Altlasten aus den letzten 30 Jahren herumstehen.
Eine abgeschlossene duale Ausbildung gibt einem Arbeitgeber zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass du ein bisschen solcher Erfahrung hast. Bei einem Zertifikat oder Kurs ist das nicht so: somit wird es einfach schwieriger sein den Einstieg zu finden.
Wenn du dann aber erstmal ein paar Jahre im Geschäft bist, wird das keinen mehr interessieren.
Wie wichtig Berufsabschlüsse sind, hängt wesentlich vom Arbeitgeber ab. Wo nach Tarif bezahlt wird, kann die abgeschlossene Berufsausbildung ein Eingruppierungsmerkmal sein. Im Öffentlichen Dienst ist sie unvermeidlich ein Eingruppierungsmerkmal. In inhabergeführten Kleinbetrieben geht es oft weniger um die Formalqualifikation eines Bewerbers.
Die Abschlussprüfung eines Ausbildungsberufs kann unter gewissen Voraussetzungen als sogenannte "Externenprüfung" abgelegt werden; über die Voraussetzungen informieren die Industrie- und Handelskammern auf ihren Internetseiten. Eine Internetsuche nach einem Begriff wie "Industire- und Handelskammer Externenprüfung" hilft weiter. Das ist jedenfalls eine Option, wenn sich später einmal herausstellen sollte, dass eine schlechtere Einstufung mit einem fehlenden Berufsabschluss begründet wird.
Die große Frage ist ob die Zertifikate alle allgemein anerkannt sind. Oder ob das nur teure Kurse sind wo du letztendlich nicht wirklich viel mit anfangen kannst.
Und der zweite große Unterschied ist das du eine Umschulung von der Agentur für Arbeit bekommst wenn du arbeitslos bist. Dann übernehmen die alle Kosten.
Und die freien Lehrgänge musst du alle selber bezahlen.
Nein nein, nicht die Zertifikate vom Onlineseminar, sondern die richtigen Examen vom Hersteller. LPIC-1 kann man ja bspw. auch einfach machen wenn man sich das Wissen selbst aneignet.
Man kann sich viel selbst beibringen, ja. Die Kurse sind zwar immer kurz, aber bedenke, dass man dadurch nicht zum Profi wird. Eine Programmiersprache lernt man, indem man viel übt. Der Kurs dauert vielleicht 10 Tage, aber bist du wirklich gut bist kann das schon mal ein Jahr dauern
Wichtig ist auch praktische Erfahrung. In der Umschulung ist ein 6-10 Monats Praktikum enthalten.