Gewalt in der Bibel?
Guten Tag,
ich habe mir ĂŒberlegt, welche Konsequenzen daraus entstehen könnten, wenn man Bibelstellen (zum Beispiel: Spr 22,15 Steckt Torheit im Herzen des Knaben, / die Rute der Zucht vertreibt sie daraus) historisch kritisch beleuchtet.
Wie seht ihr diese Sachlage? Ich freue mich ĂŒber eure Aspekte!
LG
14 Antworten
Hallo......Miss NamenslosđMal Speziell etwas zu der genannten Bibelstelle von Dir
In der Bibel steht auch zB..... Treibt eure Kinder nicht zum Trotz........oder auch ...Reizt eure Kinder nicht (durch ĂŒbertriebene Strenge), damit sie nicht verschĂŒchtert werden.â
Was die Bibel sagt, ist vernĂŒnftig. Sie rĂ€umt ein, daĂ körperliche ZĂŒchtigung gewöhnlich nicht die beste Lehrmethode ist. In SprĂŒche 8:33 heiĂt es: âHört auf Zuchtâ, nicht: âSpĂŒrt Zucht.â Und SprĂŒche 17:10 betont folgendes: âEin Scheltwort dringt tiefer ein bei einem VerstĂ€ndigen als hundert SchlĂ€ge bei einem UnvernĂŒnftigen.â AuĂerdem wird in der Bibel auch zu vorbeugender Zucht geraten, das heiĂt dazu, sich bietende Gelegenheiten zu nutzen, um seinen Kindern sittliche WertmaĂstĂ€be zu vermitteln. Die Ansicht der Bibel ĂŒber Zucht ist also ausgeglichen.
Wie steht es mit der âRuteâ?
Dennoch spricht die Bibel von der âRuteâ der Zucht
Das Wort âRuteâ ist eine Ăbersetzung des hebrĂ€ischen Wortes schĂ©vet. FĂŒr die HebrĂ€er war schĂ©vet ein Stock oder Stab, wie ihn ein Hirte verwandte. In diesem Zusammenhang wird mit dem Ausdruck âRute der AutoritĂ€tâ der Gedanke einer liebevollen FĂŒhrung nahegelegt, nicht einer gefĂŒhllosen Roheit
schĂ©vet wird in der Bibel oft als Sinnbild der AutoritĂ€t gebraucht Auf die elterliche AutoritĂ€t bezogen, ist mit der âRuteâ nicht einzig und allein die körperliche ZĂŒchtigung gemeint. Sie umfaĂt alle Formen der Zucht, die zumeist nicht körperlich erfolgen mĂŒssen. Wird körperlich gezĂŒchtigt, dann in der Regel, weil andere Methoden nicht erfolgreich waren.
In der Bibel wird Zucht stets mit Liebe und Milde verknĂŒpft, nicht mit Zorn und Gewalt. Der geschickte Ratgeber sollte âgegen alle sanft sein, sich unter ĂŒblen UmstĂ€nden beherrschen, mit Milde die ungĂŒnstig Gesinnten unterweisen
Zucht ist demnach kein Ventil fĂŒr die GefĂŒhle der Eltern. Sie ist vielmehr eine Methode der Unterweisung. Dem Kind, das einen Fehler begangen hat, sollte dadurch eine Lektion erteilt werden. Erfolgt die körperliche ZĂŒchtigung im Zorn, wird dem Kind die falsche Lektion erteilt. Sie dient dann nur den BedĂŒrfnissen der Eltern, nicht denen des Kindes.
Des weiteren hat wirkungsvolle Zucht ihre Grenzen. âIch [werde] dich zĂŒchtigen mĂŒssen in rechtem MaĂeâ, sagte Jehova Gott zu seinem Volk. Das sollte man besonders bei einer körperlichen ZĂŒchtigung im Sinn behalten. Ein kleines Kind zu schlagen oder zu schĂŒtteln kann GehirnschĂ€den oder sogar den Tod zur Folge haben. Ăber den eigentlichen Zweck der Zucht â zu berichtigen und zu lehren â hinauszugehen kann zu KindesmiĂhandlung fĂŒhren.
MiĂhandlung wird in der Bibel nicht befĂŒrwortet
Bevor Jehova sein Volk zurechtwies, sagte er: âFĂŒrchte dich nicht, ... denn ich bin mit dirâ.... Zucht sollte einem Kind nicht das GefĂŒhl geben, im Stich gelassen worden zu sein. Vielmehr sollte das Kind spĂŒren, daĂ die Eltern âmit ihmâ sind, d. h. ihm auf liebevolle und ermunternde Weise beistehen. Wenn körperliche ZĂŒchtigung fĂŒr nötig befunden wird, sollte das Kind den Grund wissen. In Spr.29:15 wird gesagt: âDie Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt.â
Es ist traurig, daĂ heutzutage viele die âRuteâ der elterlichen AutoritĂ€t miĂbrauchen. Aber an den ausgewogenen GrundsĂ€tzen der Bibel gibt es nichts auszusetzen. Betrachten man die âRuteâ im Lichte des Kontexts, so erkennen man daĂ sie dazu dient, Kinder zu lehren, und nicht dazu, sie zu miĂhandeln. Wie in anderen Dingen auch hat sich die Bibel damit als ânĂŒtzlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge und zur Erziehung in der Gerechtigkeitâ bewĂ€hrt.... LG Moegylein
Dass man heute in der Erziehung der Kinder keine ZĂŒchtigung mehr anwendet, das ist der Ideologie des Zeitgeistes geschuldet. Ich habe zwar sehr selten SchlĂ€ge bekommen, weil ich sehr gut auf ĂŒberzeugende Belehrung reagierte, doch ich erinnere mich, wie wohl mir war, wenn ich eine verdiente Tracht PrĂŒgel bekommen hatte. Solch eine natĂŒrliche Reaktion des Erwachsenen - wenn sie gerecht war - fĂŒhrte schneller und grĂŒndlicher zur Einsicht als das ewige Anschreien durch meine Mutter.
Ist die Bibel grausam?
Fehler bei der Interpretation der Bibel!
1. Alles was in der Bibel erzĂ€hlt wird , wird in der Bibel fĂŒr gut befunden.
2. Alles was in der Bibel steht ist gleichwertig und alles ist fĂŒr uns heute noch verbindlich.
3. GrundsÀtzlich ist es immer böse, unrecht und gemein, wenn einer sterben muss.
1) Es werden in der Bibel jede Menge grausame Sachen erzĂ€hlt! Die Bibel ist ein Bericht ĂŒber Gottes Weg mit den Menschen. Dieser Weg ist aber nicht immer gut gelaufen ; wo die Menschen alles richtig gemacht haben, sondern auch ein Bericht ĂŒber SĂŒnde und die Auswirkungen und das Unheil, was durch die SĂŒnde kommt.
Die Menschen wollen und tun Böses z.B. Elia tötet hunderte Baalspriester; Jona hĂ€tte am liebsten, das die Stadt Ninive zerstört wird; die JĂŒnger Jesu wollen, dass Jesus Feuer auf ein Dorf vom Himmel fallen lĂ€Ăt â Es wird nicht geschrieben, das Gott dies gut heisst und Jesus sagt âIhr wisst nicht, welcher Geist aus euch spricht.â
Nicht die Bibel wird das Wort Gottes genannt (wie der Koran), sondern Jesus ist das Wort Gottes. Was sagt das ĂŒber die Propheten, die 10 Gebote und das AT aus? Dass du alles im Lichte Jesu lesen musst. Warum gibt es dann das AT? Die Offenbarung erfolgt in Stufen, weil die menschliche Kulturentwicklung sich auch in Stufen vollzogen hat und Gott mit realen Menschen gesprochen hat.
Wenn Gott anfĂ€ngt mit einem Volk aus der Bronzezeit zu sprechen, ist das erste nicht, was er dem Volk beibringt âliebe deine Feinde- sonst kommen die Anderen z.B. Philister und machen sie platt. Da sagt er, ich stehe auf eurer Seite und tut kein Unrecht. Er sagt Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wenn du die Geschichte der Menschheit ein bischen kennst, und dir ĂŒberlegst, wieviel besser die Welt wĂ€re, wenn Auge um Auge, Zahn um Zahn herrschen wĂŒrde. Das normale menschliche Gesetz ist das Gesetz einer grenzenlosen Vergeltung. Der eine hat was weggenommen-ich bringe ihn um. Das eine Volk hat unsere Grenze verletzt-wir machen ein Massaker. Gott kommt nicht gleich mit seiner Barmherzigkeit. Er kommt erstmal mit einem gerechten Gesetz. Z.B.gibt es im AT keine verbindliche Leibeigenschaft-der Sklave wird nach 7Jahren freigelassen.Die USA hat sie erst vor paar Jahrhunderten abgeschafft.
Wenn Gottes Plan der ist, das er aus einem Volk den Messias hervorgehen lĂ€Ăt âJesus- und der alle Menschen vor dem ewigen Tod rettet, dann muss im AT ein leidenschaftlicher Kampf entbrennen, damit dieses Volk ĂŒberlebt. Wenn wir lesen , die Juden ziehen ein nach Kanaa und sollen (ĂŒbrigens dort nicht alle )platt machen, sondern bestimmte Völker, ĂŒber die Gott Gericht verhĂ€ngt hat. Dies ist erstmal schockierend fĂŒr uns. Aber der Plan fĂŒr die gesamte Menschheit ist so groĂ, dass das Ăberleben des auserwĂ€hlten Volkes von absoluter Wichtigkeit ist.
Es gibt aber auch Bibelstellen, wo Gott den Auftrag gibt, ein anderes Volk zu vernichten. Gott ist der Richter aller Menschen, auch gegenĂŒber den Bösen.
3) Wieso lĂ€Ăt Gott unschuldige Menschen sterben?
Das Konzept von unschuldigen Menschen gibt es in der ganzen Bibel nicht. Die Welt ist nicht in Ordnung und wir sind nicht unschuldig.Die Welt wird charakterisiert als böse.
Jeden Tag fordert Gott das Leben zurĂŒck von zigTausend Menschen.Wie kann Gott es zulassen, dass Menschen ĂŒberhaupt sterben? Vieles was nach Unheil aussieht, ist aus der Distanz von vielen Jahren betrachtet, vielleicht kein Unheil mehr, sondern entfaltet einen Sinn in einem gröĂeren Kontext.
Die Welt ist kein neutraler Ort. Es gibt tatsÀchlich Böses in der Welt.
Wenn die Alliierten gesagt hĂ€tten, wir tolerieren was Hitler macht, wir wollen nicht, dass unschuldige Menschen sterben, es wĂ€re viel schlimmer gekommen. Gott stoppt Unrecht in der Welt â aber zu seiner Zeit.
Gott hĂ€lt Gericht ĂŒber Völker, wie im AT. Du musst das Volk der Ammoriter ausrotten, damit die SĂŒnde nicht ĂŒberspringt. Wie kann Gott das tun? Wenn sie umkehren wĂŒrden hĂ€tte Gott keinen Gefallen an ihrer Vernichtung. Er mag nicht dass Menschen sterben. Aber wir lesen, dass es in diesem Volk normal war, die eigenen Kinder zu ermorden â im Feuer zu verbrennen fĂŒr Götzen. Und viele andere grauenhafte SĂŒnden.
Gott lĂ€sst zu, dass SĂŒnde negative Folgen hat um uns zur Umkehr zu bringen. Wo genau Gottes aktives Eingreifen ist, wo die AktivitĂ€t des Teufels ist, wo wir uns einfach selber in den Schrott reingeritten haben, dass lĂ€sst sich am Schluss nicht mehr klar sagen. SĂŒnde hat wirklich reale Konsequenzen. Wenn meine Eltern schreckliche Dinge getan haben, oder wenn das Volk in dem ich lebe Schuld auf sich hĂ€uft, kann es sein dass ich als Unschuldiger Teil der negativen Folgen trage. NatĂŒrlich sterben Unschuldige in Situationen, wo SĂŒnde Strafe nach sich zieht.
Wir sind nicht Richter der Welt â Gott ist es.
Im Neuen Testament steht:
- "Und ihr VĂ€ter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn" (Epheser 6,4).
- "Ihr VĂ€ter, reizt eure Kinder nicht [zum Zorn], damit sie nicht unwillig werden!" (Kolosser 2,21).
wenn man Bibelstellen (zum Beispiel: Spr 22,15 Steckt Torheit im Herzen des Knaben, / die Rute der Zucht vertreibt sie daraus) historisch kritisch beleuchtet.
Wenn man sie historisch-kritisch beleuchtet wird man feststellen, dass das damals halt so war - und es selbst bei uns noch gar nicht so lange her ist, dass es mal so war. Selbst meine Eltern haben die Rute noch spĂŒren mĂŒssen - und das nicht von ihren Eltern, sondern von ihren Lehrern an stĂ€dtischen Schulen.
Es historisch-kritisch zu betrachten beinhaltet dann auch immer die Frage, inwiefern solche Dinge in unsere heutige Erlebens- und Erfahrungswelt ĂŒbertragbar ist. Und in solchen FĂ€llen muss man heute (glĂŒcklicherweise) einfach sagen: ĂŒberhaupt nicht.
Danke sehr fĂŒr Ihre Auffassung, sehr interessant. LG
Danke fĂŒr deinen ausfĂŒhrlichen Kommentar! Leider habe ich als Reli-Hausaufgabe nur Stellen bekommen, die etwas mit Gewalt zutun haben (-> AT). LG