Ist das nur pubertät bei den Hunden?

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Hi Kuchenflocke473

da habt ihr euch nicht die einfachste aller Rassen als Hund zugelegt. Ich versuche mal, mich in die Denk-Situation der beiden einzufühlen.

Vorbedingung

  • Kangals sind Herdenschutzhunde. D. h. sie wurden dafür gezüchtet, sich einer Herde (Schafe, ...) anzuschließen und darin die Beschützerfunktion SELBSTTÄTIG auszuführen.
  • Daher haben sie eine sehr große Selbständigkeit, sind groß / stark und furchtlos - wenn da ein Wolf kommt, dann hat der ein Problem - nicht die Kangals.
  • Sie sind auch territorial orientiert - weil sie das Gebiet ihrer Herde ja überwachen wollen bzw. sollen.
  • beide sind ca. 1 Jahr alt (ich vermute, ihr habt sie im Alter von einigen Wochen bekommen). Sie sind aber nicht in einer Herdensituation (mit Anleitung) aufgewachsen. Da kommen die irgendwann in die Pubertät.

Ihre Situation

  • die Hunde werden von zwei Personen aufgezogen (du und dein Mann). Sie erkennen euch also als ihre Familie an. Dass es vorher keine Probleme gegeben hat - das sehe ich zunächst als Welpenverhalten.
  • jetzt kommen sie in ein Alter, in dem sie auch ihre soziale Stellung in der Familie austesten wollen - sie wollen und müssen jetzt also feststellen, wer die Kappe auf hat und in welcher Position der Hierarchie sie selbst stehen. Fragen können sie ja nicht einfach. Deshalb auch die Rangeleien zwischen den beiden.
  • Warum sind sie im Verhalten zu anderen Hunden umgänglicher? - Ich denke, die anderen Hunde gehören ja nicht in ihre Herde. Solange da keine Aggression kommt, sind die einfach "egal".

Jetzt kommt ihr ins Spiel - und das wird nicht ganz einfach. Ihr müsst mit den Wesenszügen zurechtkommen, ihnen eine gute Familie bieten, ihnen aber auch die entsprechende Beschäftigung bieten, damit sie ihre überschüssige Kraft loswerden (ich vermute mal nicht, dass ihr eine Schafherde habt - dann wäre die Situation anders und die Frage wäre auch anders gestellt.

  • ihr solltet mal Kontakt mit einer guten Hundeschule aufnehmen (leider gibt es da auch schwarze Schafe - da müsst ihr euch umhorchen). Von denen braucht ihr die Basics darüber, wie Hunde (speziell euere) kommunizieren - da geht es um Körpersprache der Hunde. Genauso natürlich geht es darum, wie ihr in euerer Herde kommuniziert - also ist euere Körpersprache genauso wichtig. Das geht auch in die Richtung der Tierpsychologie, damit ihr versteht, was in den Köpfen der beiden vor sich geht.
  • soweit ich weiß, gibt es in DE sogar einen eigenen Verein, der sich mit der Rasse der Kangals beschäftigt. Da kann man sich auch Rat holen. Bitte unbedingt (!) mal googeln. Kangals haben einen eigenen Kopf - und das müssen sie auch.
  • dann geht es weiter: es muss den beiden klar werden, dass sie in der Hierarchie ganz hinten stehen und dass ihr Beiden (!) euch IMMER EINIG seid. Das ist schwierig besonders bei Menschen. Zieht das bis ins Detail durch (!).
  • Ihr müsst ihnen klar kommunizieren, dass Rangeleien in euerem Rudel nicht erwünscht sind. Das ist nicht einfach: "ich ziehe sie voneinander weg, ich sperre sie in verschiedene Zimmer", sondern das muss ihnen (per Körpersprache) sehr eindeutig klar gemacht werden (gut, dass sie noch jung sind - da fällt die Formung leichter).

Fazit also meinerseits: da steht eine Riesen-Aufgabe vor euch. Das wird Kraft kosten. Sucht eine gute Hundeschule, die wirklich nicht nur Sitz-Platz-Bleib macht, sondern die euch auch den ganzen Hintergrund vermitteln kann. Lasst euch helfen - das muss aber auch dauerhaft so bleiben!

Puuh - das war viel Text - ich hoffe, nicht zu langweilig.

Schönes Wochenende.

PS: bitte auch mal da gucken:

https://www.gutefrage.net/frage/shiba-inu-zucht#answer-501623263


Kuchenflocke473 
Fragesteller
 17.06.2023, 16:42

Vielen Dank für deine Antwort, nein eine Schafherde haben wir nicht, allerdings haben die beiden dennoch in gewisser Weise ihre Schutzaufgabe, wir leben auf der Straße (streitsituation hat allerdings in der Wohnung eines Kumpels als wir da zu Besuch waren angefangen) und die beiden haben die Aufgabe uns in der Nacht zu schützen was sie auch sehr gut machen ^^ dazu sind wir eben auch eigentlich dauerhaft unterwegs wodurch sie auch ihren auslauf bekommen

Ein guter Punkt ist das wir Menschen müssen uns einig sein, die letzten Monate haben mein Mann und ich sehr sehr oft gestritten, kann auch das mit Grund sein?

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norbertk62  17.06.2023, 16:57
@Kuchenflocke473

Ihr habt keine einfache Situation - die Hunde aber auch nicht. Bitte geht nicht leichtfertig damit um.

  • die "Schutzaufgabe" - das ist nicht irgendwas (wie man vielleicht von einem ausgebildeten Polizeihund erwarten würde). Mal zur Verdeutlichung (das ist ne Metapher): das sind zwei (!) Wach-Orks, deren Aufgabe es ist, vielleicht 50 oder 100 Schafe nachts draußen vor allen Übergriffen zu beschützen - selbständig, ohne Rückfrage, aber immer erfolgreich - das sind absolute Kämpfer. Die kennen das Wort "Aufgeben und Weglaufen" noch nicht mal vom Hörensagen.
  • Problem dabei: das haben die nicht wirklich gelernt - es gibt spezielle Ausbildungen und Prüfungen für Herdenschutzhunde. Geh also bitte davon aus, dass alles was sie machen ungeplant / unvorbereitet ist. Das haben die sich in dem Moment "ausgedacht". Das dürfen die nicht, wenn sie es nicht von euch lernen - das kann in einem Massaker enden.
  • "dauernd unterwegs" - das ist natürlich Ok, aber das lastet ihren Kopf nicht aus. Die wurden gezüchtet, um ein definiertes Areal komplett ohne Einwirkungen anderer zu überwachen - das muss einem klar sein. Die wurden dafür gezüchtet, eigene Entscheidungen zu treffen und nicht dafür, Sitz-Platz zu machen. Die apportieren einen Wolf nicht für ein Leckerli, sondern weil es ihr Job ist.
  • Die Sache mit der Einigkeit: die Hunde (jeder) hat dafür ein sehr feines Gespür, wenn eine Unstimmigkeit in der Familie vorliegt, Das ist die Körpersprache, der Geruch etc.. Das ist in dieser Konstellation total ungünstig, weil ihnen so der Familienzusammenhalt nicht vorgelebt wird. Wenn da etwas nicht passt, dann bewerten sie die Situation (und ihre Stellung im Rudel) neu. Da kann vieles dabei rauskommen. Unvorhersehbar.

Bitte Bitte: holt euch dringend Rat und Ausbildung von Profis, die mit Hunden dieses Kalibers viel Erfahrung haben. Du kannst einen Panzer nicht ohne Ausbildung fahren.

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Silanor  17.06.2023, 18:11
@Kuchenflocke473

Das ist keine Schutzaufgabe. Sorry aber ein HSH darf niemals meinen dass er seinen Menschen konstant schützrn muss. Das wird euch zum Verhängnis werden und das beginnt ja jetzt schon. Und Gassi gehen und mit den Hund unterwegs sein ist genau so wenig Auslastung für diese Tiere. Ihr habt kein Vieh? Kein Hof? Dann sind Anatolische Schäferhunde nicht das richtige für euch!

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Silanor  17.06.2023, 18:12
@norbertk62

Die sollten diese Hunde umgehendst an eine Rassengerechte Haltung abgeben...das kannst vergessen.

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HarryXXX  17.06.2023, 20:08
@Kuchenflocke473

Streit ist das eine Problem , aber vielleicht sogar das geringere.
Die beiden Kangals (meinetwegen auch anatolische Schäferhunde) werden ihre Schutzfunktion mit Sicherheit wahrnehmen. Und das werden sie entschlossen, rücksichtslos, kompromisslos und mit Energie durchführen. Mit etwas Pech auch gegeneinander. 2 geladene und entsicherte Waffen sind keine gute Lösung. Da kann man auf den nächsten Zeitungsartikel mit "Hundeangriff" geradezu warten.

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Kuchenflocke473 
Fragesteller
 17.06.2023, 22:10
@HarryXXX

Davon sind wir zum Glück noch weit entfernt, haben sowas leider letztens bei einem Bruder von ihm mitbekommen, der ist gegen seinen Besitzer und alles außenrum gegangen, wie gesagt, weit entfernt davon

Wir haben jetzt, danke für den Rat, eine Hundetrainerin dazugezogen, wird uns die nächsten Tage besuchen und bis dahin versuchen wir den Beiden die Zeit so stressfrei und schön wie möglich zu gestalten.

Habe jetzt oft genug gelesen, dass die Hunde für uns nicht das richtige seien (ihr wisst was ihr geschrieben habt) bitte um euer Verständnis, wir haben uns die Hunde nicht geholt weil wir dachten cool ein kangal will haben oder so sondern weil die Mutter schwanger aus schlechter Haltung (gewalttätig) kam und 13 Babys geworfen hat. Davon sind die meisten auch an Schäfer bzw Besitzer von Hof und Vieh abgegeben worden, allerdings war es eine ordentliche Herausforderung überhaupt Abnehmer zu finden da es eben keine echte Zucht war. Bevor sie also ihr Leben lang nur das Tierheim von innen sehen haben wir auch welche genommen, wir haben die Zeit und den Platz und geben uns höchste Mühe, jeden Tag, den beiden das beste Leben zu ermöglichen. Vielleicht ist der kangal nicht die richtige Rasse für diesen Lebensstil aber definitiv sind sie nicht fürs Tierheim gemacht. Bevor es so ausartet, dass wirklich nichts mehr zu retten ist trennen wir uns und machen allein weiter

Ich hoffe ihr könnt das wenigstens etwas nachvollziehen

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Silanor  18.06.2023, 09:54
@Kuchenflocke473

Dadurch dass ihr jedoch die Welpen übernommen habt, habt ihr lediglich den Vermehrer unterstützt. Im Tierheim wären sie in Endeffekt an bessere Haltung vermittelt worden.

Der Anatolische Schäferhund ist nicht vielleicht sondern definitiv nicht die richtige Rasse für euch. Ich kann nur hoffen dass es nicht ausartet. Und schleift die Hunde bitte auch nicht durch die Gegend. Gerade in städten fühlen sich HSH und deren Mischlinge nicht wohl. Wenn dann lange Wanderungen auf dem Land.

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norbertk62  18.06.2023, 11:45

Hi Kuchenflocke473

ihr macht genau das Richtige:

  • jetzt guten Rat holen - Fachmann / Hundetrainer einschalten
  • dann könnt ihr weiter überlegen.

Aber ihr packt das Problem jetzt an und nicht irgendwann.

*** Ich habe großen Respekt vor Euch - Danke - Chapeau ***

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Maya707  25.06.2023, 23:34
wenn da ein Wolf kommt, dann hat der ein Problem - nicht die Kangals

Und genau deswegen haben diese Viecher im Herdenschutz nichts zu suchen!

In der Schweiz, Italien ect. wird seit Jahrzehnten mit gut ausgebildeten Pyrenäen Berghunden und Kuvasz gearbeitet. Die stellen die Raubtiere erstmal nur greifen nur an wenn es nötig ist.

Diese Hunde funktionieren sogar bei freilebenden Herden, ohne jemanden gefährlich zu werden.

Warum bitte setzt man plötzlich auf diese sch*** Kangal???

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Von Experte JustASingle bestätigt

Mit Alpha hat das nix zu tun. Kommt mal von dieser bereits wiederlegten Theorie weg. Vorallem der Herdenschutzhund hat solch eine Denkweise nicht. Die würde während der Arbeit nur stören und ihn behindern. Da ist kein Platz für "Machtgehabe". Ihr habt jetzt halt nicht nur einen gefrusteten Hund sondern gleich zwei davon. Und genau deswegen gehören Kangals NICHT in die Hände von Leuten welche meinen sie einfach als Haustiere zu halten. Ihr hab euch direkt 2 geholt. Was war denn die Idee dahinter? Habt ihr Vieh? Habt ihr einen Bauernhof? Wie sollen die denn ausgelastet werden? Wieviele Hunde hattet ihr bereits und was für welche?

Davon abgesehen habt ihr ganz sicher einfach Anatolische Schäferhunde. Den originalen Kangal bekommt man in DE nämlich selbst beim VDH kaum.

Sucht euch einen verdammt guten Trainer der weiß wie man mit Herdis / Mischlingen umgeht. Sorry not sorry aber das sind wieder so Geschichten da kann man nur sauer werden.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Halte selbst HSH

Die Hunde werden erwachsen. Das wird nach der Pubertät nicht von allein besser. Kangal sind ja nicht dafür bekannt, dass sie besonders verträglich mit anderen Rüden sind. Holt euch jetzt Hilfe bei einem Hundetrainer wenn zukünftig beide Hunde miteinander leben sollen.

Es passiert jetzt bei euch genau das was oft bei gleich alten Hunden passiert. Darum holt man sich eigentlich keine Geschwister.


HarryXXX  17.06.2023, 14:21

Oder Rüde / Hündin als Kombination.

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Flauschy  17.06.2023, 14:33
@HarryXXX

Das würde ich persönlich gar nicht machen weil man dann sich dann überlegen muss ob man eine oder beide kastrieren lässt oder wie man die Läufigkeit manangt. Am Besten funktioniert bei mir die Mehrhundehaltung mit mehreren intakten Rüden, die aber nicht gleich alt sind und daher auch nicht gleichzeitig in der Pubertät waren.

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HarryXXX  17.06.2023, 20:02
@Flauschy

Ich hab schon immer unkastrierte Hündinnen und 1 unkastrierten Rüden.
Bisher musst ich nur 2 ältere Rüden aus Krankheitsgründen kastrieren lassen.
Ansonsten finde ich gemischt geschlechtliche Hundehaltung am besten, jedenfalls bei 2 Hunden. Ein junger und ein alter Rüde mögen auch funktionieren.
Mehr Rüden sind irgendwann explosiv.

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Flauschy  17.06.2023, 21:19
@HarryXXX

Bei mir leben drei intakte Rüden im Alter von 12, 10 und 9 Jahren seit ca. 7 Jahren problemlos zusammen. Probleme gab es nur in der ersten Zeit zwischen dem mittlerweile 12 und 9 Jahre alten Rüden weil der jüngere mit 14 Monaten mitten in der Pubertät eingezogen ist.

Aber jeder macht ja andere Erfahrungen in der Mehrhundehaltung.

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Ja nun ihr habt nun 2 Hunde die gemäß ihrer Aufgabe höflich ausdiskutieren wer was zu tun hat in der Schafherde. Das würden auf der Weide auch machen nur das die führenden Hunde wenn es ihnen zu bunt wird dazwischen gehen würden. Da beim Menschen leben muss der Mensch für klare Fronten sorgen was bei zwei so großen zugegeben nicht ganz einfach ist.

Vielleicht hilft euch etwas die Doku weiter, da sieht man auch so eine Konfliktsituation und auch eine Erklärung was da warum passiert.

https://m.youtube.com/watch?v=GNzhx5WYNlQ


William1307  17.06.2023, 18:40

Tolle Doku - vielen Dank dafür !

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Bitte holt euch einen Hundetrainer ins Boot, der sich mit Herdenschutzhunden auskennt und die Situation vor Ort beurteilen kann.

Mit Alphamist hat das nichts zu tun, das ist ohnehin totaler Blödsinn.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Verkauf von Hundetransportsystemen