Ist die Mathematik keine Naturwissenschaft?
Und woher kommt diese Annahme?
Sie wurde jahrelang kulturübergreifend als Naturwissenschaft gesehen. Mathematik ist doch der Kern der wahrsten Natur. Würde die Erdkugel zugrunde gehen, würde Mathematik immernoch existieren. Ist das nicht Natur per se?
Zumal man mit der Mathematik alle anderen Naturwissenschaften erklären kann.
Auf der anderen Seite könnte man argumentieren, dass es in der "Realität" keine irrationalen Zahlen abbilden lassen können (noch).
Andererseits hat Wissenschaft nie den Anspruch einer absoluten Wahrheit zu haben, sondern lediglich diese zu modellieren, Methodiken zu liefern.
Jüngst gibt es die Behauptung, es sei keine Naturwissenschaft. Woher kommt das? Wortklauberei? Wie ist das definiert und begründet?
(Bitte, wenn ihr Links schickt, dann jene, die das auch begründen. Habe logischerweise Wikipedia-Artikel schon durch )
9 Antworten
Mathematik ist eine Strukturwissenschaft, die erfundene Strukturen nach festen Regeln beschreibt. Mathematik ist keine Naturwissenschaft. Mathematische Beweise sind universell gültig.
Naturwissenschaft ist eine empirische Wissenschaft, die aufgrund von Beobachtungen reale Strukturen der Natur bzw. Naturphänomene beschreibt. Hinsichtlich der Beschreibungen bedient man sich der Methoden der Mathematik.
Mathematische Strukturen müssen in der Natur nicht vorkommen, umgekehrt sind geordnete Strukturen der Natur mathematisch beschreibbar.
Was sind "reale Strukturen"?
Was ist real und was nicht? Vieles reales wurde verworfen bzw wieder aufgefangen?
Es gab einen Grund, weshalb man kulturübergreifend in älterer Zeit die Mathematik als Naturwissenschaft betrachtete.
Schließlich ist jedes Objekt, welches durch das Subjekt betrachtet wird, mathematisch definierbar. Sie bietet die Grundlage alles Denkens und naturwissenschaftlicher Herangehensweise.
Mathematik ist integraler Bestandteil der Physik (90%).
Mathematik ist in der Lage, tatsächlich viele Strukturen der Wirklichkeit zu beschreiben.
Hallo,
Jüngst gibt es die Behauptung, es sei keine Naturwissenschaft.
Das hat mein alter Mathelehrer schon vor Jahrzehnten behauptet! Er sagte, Mathematik sei ein reines Gedankengebäude. Man trifft einige Grundannahmen, und von diesen ausgehend fängt man an zu überlegen, welche logischen Konsequenzen sich aus diesen ergeben. Natürlich ist es nicht verboten, diese Grundannahmen so zu treffen, dass sie bei der Beschreibung dessen, was wir als Realität erleben, hilfreich sind. Unter diesen Voraussetzungen können dann auch die Ergebnisse von Mathematik die Naturwissenschaften unterstützen. Deshalb habe ich, wir ich finde leicht despektierlich, auch schon gehört, dass die Mathematik als "Hilfswissenschaft" bezeichnet wurde, was es aber auch nicht trifft. Sie ist eben keine Naturwissenschaft, sie beobachtet und beschreibt nicht die Natur, aber sie liefert den Naturwissenschaften Instrumente, die sie dabei unterstützen.
Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, Mathematik zu betreiben! Ich kann mein Gedankengebäude auch auf Annahmen errichten, die nicht unserem Erleben der Realität entsprechen. Solche Gedankengebäude helfen vielleicht nicht sofort den Naturwissenschaften, aber manchmal kommt es dann viel später doch zufällig vor, dass sich Nutzanwendungen finden. Ich verstehe überhaupt nichts mehr davon, aber es ist wohl so, dass das schon viel länger bestehende Konzept der imaginären Zahlen sehr hilfreich bei der Lösung von Problemen der Computertechnik war oder ist.
Auf der anderen Seite könnte man argumentieren, dass es in der "Realität" keine irrationalen Zahlen abbilden lassen können (noch).
Doch, das ist einfach: Nimm ein Rad, das exakt den Durchmesser 2 (in deiner selbstgewählten Längeneinheit) hat. Sein Abrollumfang bildet dann in dieser Längeneinheit exakt den Wert der irrationalen Zahl π ab.
Würde die Erdkugel zugrunde gehen, würde Mathematik immernoch existieren.
Ich meine, nein! Natürlich gäbe es weiterhin Sachverhalte und mögliche Fragestellungen, die sich mit mathematischen Methoden beschreiben und lösen ließen. Aber wenn niemand diese Sachverhalte betrachtet, niemand diese Fragen stellt, wo findet dann Mathematik statt?
Warum nannte man es damals Naturwissenschaft und Heute nicht. Was ist das für eine Anmaßung? Was ist heute anders?
Ich weiß nicht, wann das "damals" war, mein Mathelehrer ist leider schon lange tot, und die Äußerung einige Jahrzehnte her. Mein Schulzweig nannte sich damals "Mathematisch-Naturwissenschaftlich", und mir schien zu dieser Zeit schon, man wollte damit zum Ausdruck bringen, dass das zwei verschiedene Dinge sind, sonst hätte man das "Mathematisch" weggelassen.
Ist zwar schon ein paar Jahre alt, aber hat natürlich noch immer Bestand. Uni Göttingen.
Quelle: https://www.uni-goettingen.de/de/mathematik+zwischen+natur-+und+geisteswissenschaften/98259.html
Mathematik zwischen Natur- und GeisteswissenschaftenDie Wissenskultur „Mathematik“ und ihre Stellung im System der Wissenschaften war Thema eines interdisziplinären Workshops, der vom 6. bis 8. Oktober 2008 an der Georg-August-Universität stattfindet gefunden hat. Eingeladen hatten zu dieser international besetzten Veranstaltung Göttinger Wissenschaftler des Philosophischen Seminars und des Mathematischen Instituts. Der Workshop mit dem Titel „Mathematics Between the Natural Sciences and the Humanities“ war ein Beitrag zum Aufbau des Lichtenberg-Kollegs.
Die Mathematik nimmt im System der Wissenschaften eine eigentümliche Stellung ein. Sie gehört nicht zu den Naturwissenschaften, da sie keine empirische Wissenschaftsdisziplin ist. Zugleich wäre es jedoch „gewaltsam“, sie den Geisteswissenschaften zuzuordnen. Sie ist weder eine Buchwissenschaft, noch befasst sie sich mit dem Menschen und dessen Kulturleistungen. Die Mathematik weist dennoch eine große Nähe zu den Naturwissenschaften auf: „Sie stellt deren kraftvollstes begriffliches Instrumentarium bereit, zudem können sich naturwissenschaftliche und mathematische Erkenntnis auf erstaunliche Weise gegenseitig befruchten“, so die Organisatoren des Workshops.
Geisteswissenschaftliche Züge zeige die Mathematik darin, dass sie eine sehr freie Kulturleistung darstelle. „Letztlich ist sie nur dem menschlichen Denken verantwortlich.“ Welche Konsequenzen sich daraus für Zusammenspiel der Wissenschaften und die mathematische Forschung ergeben, war Thema des Workshops, zu dem Prof. Dr. Felix Mühlhölzer (Philosophie) sowie Prof. Dr. Ulrich Stuhler und Prof. Dr. Yuri Tschinkel (Mathematik) Vertreter verschiedener Fachdisziplinen aus dem In- und Ausland eingeladen hatten.
Die Mathematik weist dennoch eine große Nähe zu den Naturwissenschaften auf: „Sie stellt deren kraftvollstes begriffliches Instrumentarium bereit, zudem können sich naturwissenschaftliche und mathematische Erkenntnis auf erstaunliche Weise gegenseitig befruchten“, so die Organisatoren des Workshops.
Ist das nicht Wortklauberei? Warum kann man es nicht als Naturwissenschaft ansehen, wie das auch damals getan wurde?
Mathematik ist pure Logik, die vermutlich selbst von Außerirdischen in der einen und anderen Form gebraucht wird.
Sie ist einfach da. Mathematik die irgendwo mit all ihren Axiomen und Theorien und Messungen einen erheblichen Teil der Natur erfassen kann. Selbst wenn die Welt aufhören würde zu existieren, wäre Mathematik da.
Mathematik gibt es nicht wirklich, das ist ein Konstrukt der Menschheit
Ist natürlich die Frage. Ich glaube das ist eher eine Annahme von dir als eine anerkannte Tatsache oder? Ich meine ist das nicht irgendwie in der Diskussion?
https://www.mathelounge.de/609664/artikel-ist-mathematik-erfunden-oder-entdeckt
Was man unter Naturwissenschaften zu verstehen hat / versteht kann man z. B. hier nachlesen: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/naturwissenschaften/45496
Demnach ist die Mathematik keine Naturwissenschaft!
Zumal man mit der Mathematik alle anderen Naturwissenschaften erklären kann.
Seit wann? Mathematik ist die Wissenschaft, die sich mit zahlenmäßigen und räumlichen Verhältnissen beschäftigt. Erklären kann man damit nicht wirklich etwas.
Mit Mathematik lässt sich das beschreiben, wo das menschliche Auge ans Limit kommt. Den Tisch, den du anstarrst hat seine Eigenschaften, die so existieren und so viel Druck aushalten, weil mathematisch so gute Proportionen..?
Die Architetkur? Dessen Blaupause (Mathematik) wird in der Realität umgesetzt?
usw usf.
Dein Link ist etwas biased findest du nicht? Lexikon der Biologie?
Was ist „die Realität“?
Inwiefern kann man die Natur und ihre Geschehnisse nicht mit der Mathematik beschreiben und beobachten.
Eine Wissenschaft, die die Grundlage für all menschlichen und vermutlich außermenschlichen Denkens ist. Eine Grundlage von all den anderen Naturwissenschaften ist …keine Naturwissenschaft?
Mit meine Beispiel wollte ich das Gegenargument einbringen, dass Mathematik Bereiche hat, die nicht in „der Wirklichkeit“ abbild-bar sind. Die ideale Kugelform z.B. Aber selbiges kann man doch über Physik sagen, wo wir limitiert aufgrund unserer Technik sind.
Was ist, dass die Mathematik eigentlich die wahrste Naturwissenschaft ist, indem sie genau unterstreicht, dass alles möglich ist. Nur wir (menschlichen) Limitationen ausgesetzt sind? Was ist, wenn wir schlicht nicht den Fortschritt dafür haben?
Warum nannte man es damals Naturwissenschaft und Heute nicht. Was ist das für eine Anmaßung? Was ist heute anders?