Warum gendern die Öffentlich-Rechtlichen, obwohl laut einer Umfrage die Mehrheit der Deutschen dagegen sind?

4 Antworten

Ich finde in England hat man das gut geklärt, da heißt es nicht König*in, sondern King&Queen. Und the Surgery ist ein Surgery, egal welches Geschlecht... nur woman ist etwas komplizierter zu schreiben als "man"

Meine Güte, wie oft muss man diese Umfrage hier noch erläutern? Kritischer Umgang mit Quellen sollte in Schulen (und anscheinend auch an Unis) eindeutig mehr und besser gelehrt werden.

Schauen wir uns doch einmal die tatsächliche Umfrage an, auf welche sich FAZ, Süddeutsche und Co. beziehen:

https://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/aktuell/weiter-vorbehalte-gegen-gendergerechte-sprache/

Was wurde gefragt?

Nun eine Frage zu einer geschlechterneutralen Sprache, also der sogenannten Gendersprache. Dafür wird beispielsweise beim sogenannten 'Binnen-I' nicht von Wählerinnen und Wählern, sondern in einem Wort von 'WählerInnen' gesprochen, d.h. mit kurzer Pause vor dem 'i'. Außerdem beispielsweise aus den Zuhörern die Zuhörenden. Wie stehen Sie zur Nutzung einer solchen Gendersprache in Presse, Radio und Fernsehen sowie bei öffentlichen Anlässen? Befürworten Sie dies voll und ganz, eher, lehnen Sie dies eher ab oder voll und ganz ab?

Schauen wir mal genauer hin:

Nun eine Frage zu einer geschlechterneutralen Sprache, also der sogenannten Gendersprache.

Seltsame Formulierung; muss "Gender" als Wort(bestandteil) erwähnt werden? Beeinflusst dieses durchaus geladene Wort nicht womöglich Ergebnisse?

Dafür wird beispielsweise beim sogenannten 'Binnen-I' nicht von Wählerinnen und Wählern

Wir beginnen mit einer der schlechtesten Varianten gendersensibler Sprache. Kann man machen, zeugt aber nicht von Ahnung.

Außerdem ist "Wählerinnen und Wählern" die s.g. Beidnennung; ebenfalls eine Form gendersensibler Sprache. Es handelt sich also um eine gleichwertige Alternative, nicht um ein Entweder-Oder.

d.h. mit kurzer Pause vor dem 'i'

Das ist schlichtweg falsch. Es handelt sich um einen glottalen Plosiv, nicht um eine Pause.

Außerdem beispielsweise aus den Zuhörern die Zuhörenden.

Damit haben wir nun schon die zweite Form gendersensibler Sprache: Binnen-I und Partizipialform.

Wie stehen Sie zur Nutzung einer solchen Gendersprache in Presse, Radio und Fernsehen sowie bei öffentlichen Anlässen?

Befragte sollen sich also nun mit einer Antwort zu 2 Gendermöglichkeiten & 4 Bereichen äußern; differenzierte Befragung sieht anders aus.

Befürworten Sie dies voll und ganz, eher, lehnen Sie dies eher ab oder voll und ganz ab?

Und? Was sagen die Leute?

  • 10% befürworten voll und ganz
  • 16% befürworten eher
  • 29% lehnen eher ab
  • 36% lehnen voll und ganz ab

16% + 29% = 45%, also knapp der Hälfte der Befragten, ist das Thema wohl ziemlich egal.

Was machen die Zeitungen daraus?

Eine Mehrheit der Deutschen lehnt das Gendern ab
Fast zwei Drittel der Deutschen lehnen einer Umfrage zufolge eine gendergerechte Sprache ab
65 Prozent der Bevölkerung halten nichts von einer stärkeren Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter

Ist das seriös, geht das aus den Umfrageergebnissen hervor? Wohl kaum.

Wenn die Zeitungen so rechnen, könnte ich ebenfalls behaupten: 1/4 aller Deutschen klar für gendersensible Sprache. Würdest du mir das durchgehen lassen? Ich denke nicht.

Eine ähnliche Problematik, d.h. zu komplexe und teils inhaltlich ungenaue bis falsche Fragestellungen sowie eine fragwürdige Interpretation der Ergebnisse finden wir für alle (mir bekannten) Umfragen zum Thema. Entsprechend sehe ich keinerlei Beleg dafür, dass eine Mehrheit dagegen ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"

rei2017  13.11.2021, 13:12

Man könnte noch erwähnen, dass den Befragten dieser Oschi von einer "Frage" am Telefon gestellt wurde. Es klingelt "random" das Telefon und ein entweder überenthusiastischer oder zu Tode gelangweilter Mensch haut einem ohne Vorwarnung beim Putzen dieses Teil um die Ohren.

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Adomox  13.11.2021, 13:15
@rei2017

Ja, das kommt auf jeden Fall noch dazu.

Auffällig bis vielsagend finde ich außerdem auch, dass andere Antworten hier eine Reaktion des FS erhalten, meine hingegen nicht.

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rei2017  13.11.2021, 13:37
@Adomox

Bin nicht überrascht. Du hast es gewagt, die Fakten zu nennen.

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Hinkelsteiner  13.11.2021, 13:57
16% + 29% = 45%, also knapp der Hälfte der Befragten, ist das Thema wohl ziemlich egal.

Eine sehr eigenwillige Interpretation. Folge ich ihr, sehe ich nur 10% Befürworter. Und das Gesetz oder Richtschnur für alle werden?

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Adomox  13.11.2021, 14:05
@Hinkelsteiner

Kannst du gerne als eigenwillig ansehen. Die Zahlen der nicht repräsentativen und methodologisch unterirdischen Umfrage sind sowieso nichts wert.

Dass hier irgendetwas Gesetz oder Richtschnur werden soll, habe ich zudem nie behauptet.

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Hinkelsteiner  13.11.2021, 14:24
@Adomox
Dass hier irgendetwas Gesetz oder Richtschnur werden soll, habe ich zudem nie behauptet.

Anscheinend ist Gendern Pflicht in der Rechtsprechung und in den Behörden. Da du pro Gendern bist, unterstützt du das wohl. Du kannst mich gerne widerlegen, indem du dich dagegen positionierst.
Ich stimme dir übrigens zu, dass die Frage tendenziös gestellt wurde. Ich frage mich nur, ob das viel ausmacht. Um wieviel Prozent würde sich die Umfrage verändern, wäre sie korrekt gestellt?
Oder auch: Hat die Zweihundertste nicht ganz korrekt gestellte oder nicht repräsentative Umfrage nicht irgendwann eine gewisse Beweiskraft?
Denn ich kenne nur Umfragen, die das Gendern ablehnen, auch wenn die meisten auf Gutefrage gestellt wurden.
Deswegen schlage ich dir vor:
Servier uns einfach korrekte repräsentative Umfragen, in denen das Gendern mehrheitlich gewollt ist, und wir diskutieren darüber.

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Adomox  14.11.2021, 07:33
@Hinkelsteiner

Ich finde schon faszinierend, dass meine Kritik an besagten Umfragen immer so gedeutet wird, dass ich behaupten würde, eine methodologisch saubere Umfrage würde "für das Gendern" ausgehen. Nein, das behaupte ich nicht. Ich kritisiere nur die Quelle der Daten; auf Daten, die keinerlei Aussagekraft haben, verschwende ich keine Zeit für Interpretationen.

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Hinkelsteiner  14.11.2021, 07:39
@Adomox

Ich unterstelle dir gar nichts, im Gegenteil, ich würde gerne mal Aussagen von dir interpretieren, aber häufig, wie auch jetzt, stelle ich fest, du bist nur ausgewichen. Irgend eine Art von Empörismus oder Vorwurf soll Argumente ersetzen. So wird das nichts mit uns.
Gehab dich wohl.

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Adomox  14.11.2021, 07:40
@Hinkelsteiner

Ich finde es tatsächlich nicht nachvollziehbar, dass du mir immer wieder ausweichendes Verhalten unterstellst.

Es gibt keine mir bekannte Umfrage, die Gendern methodologisch sauber und im Detail repräsentativ abfragt. Das ist nicht meine Schuld, und entsprechend kann ich auch keine solche Umfrage präsentieren und interpretieren.

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Hinkelsteiner  14.11.2021, 08:03
@Adomox

Du bist also gegen die Umfrage aufgrund ihrer methodischen Fehler und sonstigem, hast aber selbst keine anzubieten.

Das ist doch zumindest mal eine vollständige Aussage. Wir argumentieren also auf der Grundlage von unzureichenden Informationen und müssen damit fertig werden.

Apropos Ausweichen, das behaupte ich nicht, um dich zu ärgern, oben fehlen noch ein paar Antworten auf Folgendes:

Folge ich ihr, sehe ich nur 10% Befürworter.
Da du pro Gendern bist, unterstützt du das wohl. Du kannst mich gerne widerlegen, indem du dich dagegen positionierst.
Hat die Zweihundertste nicht ganz korrekt gestellte oder nicht repräsentative Umfrage nicht irgendwann eine gewisse Beweiskraft?
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Adomox  14.11.2021, 08:07
@Hinkelsteiner

Mit "Ausweichen" meinst du also, dass ich nicht jede kleine Frage beantworte? Okay, das kann ich zumindest irgendwie nachvollziehen.

Folge ich ihr, sehe ich nur 10% Befürworter.

Ja, 10% die "voll und ganz" dafür sind.

Da du pro Gendern bist, unterstützt du das wohl. Du kannst mich gerne widerlegen, indem du dich dagegen positionierst.

Ich unterstütze was genau? 10%? Gendern in den Medien?

Hat die Zweihundertste nicht ganz korrekt gestellte oder nicht repräsentative Umfrage nicht irgendwann eine gewisse Beweiskraft?

Ja, nämlich dass auch angesehene Umfrageinstitute Müll liefern können. Eine anderweitige Aussagekraft schreibe ich aufgrund der Komplexität des Themas besagten Umfragen nicht zu.

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Hinkelsteiner  14.11.2021, 08:19
@Adomox

Komplettierung meines nicht ganz vollständigen Eigenzitats:

Anscheinend ist Gendern Pflicht in der Rechtsprechung und in den Behörden. Da du pro Gendern bist, unterstützt du das wohl. Du kannst mich gerne widerlegen, indem du dich dagegen positionierst.
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Adomox  14.11.2021, 08:23
@Hinkelsteiner

Ein "anscheinend" empfinde ich als etwas wackeliges Argument. Ist es Pflicht? Falls ja, wo steht das?

Generell bin ich der Meinung, dass Organisationen, Firmen, Behörden, etc., ihr(e) eigene(s) Corporate Identity/Corporate Design auch sprachlich vereinheitlichen dürfen sollten. Das passiert auch jenseits des Genderns, etwa dadurch, mit welchem Begriff "Kunden" angesprochen/bezeichnet werden sollen, wie Grußformeln aussehen, etc. Formen gendersensibler Sprache wären hier nur ein weiterer Baustein.

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FinnViereck  14.11.2021, 01:05

Du klammerst dich an Strohhalme. Eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Autrag des ZDF Politbarometers, also des Senders, der als Speerspitze unter den Gender-Befürwortern in den Medien gilt, kam auf einen desaströsen Wert von 73% (in Worten: dreiundsiebzig Prozent) Ablehung. Und der Vorwurf der Manipulation (bewusst oder unbewusst) in der Fragestellung ist ein sehr dünnes Brett. Zudem haben die Werte sich in der Emnid-Umfrage von 2020 nach 2021 sogar nochmal verschlechtert, also just dann, als das Gendern mit Macht ins Rampenlicht trat. Wie oben bereits angedeutet korrelieren diese Zahlen sehr gut mit linguistischen Erkenntnissen zum Sprachwandel und den gängigsten (weil prognosefähigsten) Sprachwandelmodellen (Jacobsen, Mayerthaler, Bybee). Die Zahlen waren bei allem, was die klassische Linguistik weiß, erwartbar und untermauern das sehr präzise und fundierte linguistische Argument gegen das Gendern.

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Adomox  14.11.2021, 07:26
@FinnViereck

Hi. Bin Linguist. Als solcher lege ich großen Wert auf eine fundierte Methodologie. Eine solche umfasst eben auch das Stellen präziser Fragen, damit Ergebnisse überhaupt brauchbar sind. Ich werfe den Machern dieser Umfrage(n) hier keine Manipulation vor - das interpretierst du in meine Aussage hinein. Ich erläutere schlichtweg, weshalb die Daten nicht aussagekräftig sind.

Außerdem lege ich großen Wert auf eine klare Terminologie. Entsprechend ist mir bewusst, dass "Gendern" nicht nur aus Sonderzeichenformen besteht, sondern z.B. auch aus Beidnennung, Partizipialformen und neutralen Wortformen. Nun hat das Politbarometer nach den Varianten gefragt, die ein Sonderzeichen/eine Sprechpause einführen. Gegen die Nutzung dieser in den Medien sind laut Umfrage 71% (in Worten: einundsiebzig Prozent). Gleichzeitig empfinden aber auch 73% (in Worten: dreiundsiebzig Prozent) das Thema genderneutraler Sprache in den Medien als nicht wirklich wichtig.

Was bedeutet das alles? Wir haben eine unübersichtliche, da nicht sinnvoll, erhobene Datenlage, deren Verlässlichkeit überwiegend zweifelhaft ist.

Was bedeutet das alles nicht? Eine ganze Menge. Zum Beispiel bedeutet meine Kritik nicht, dass ich irgendwelche Vorhersagen zu signifikant anders aussehenden Ergebnissen mache, wenn denn mal methodologisch sauber nachgefragt würde. Auch bedeutet es nicht, dass ich linguistische Theorie in Frage stelle. Ebenso wenig bedeutet es aber, dass irgendeine arbiträre Menge Menschen, die Gendern in den Medien nicht gut finden, dazu führen sollten, dass diese das Gendern einstellen.

Als Freund der Empirie habe ich mit den überwiegend methodologisch problematischen Umfragen und deren Ergebnissen ein Problem. Wer sich mit Armchair Linguistics begnügt, kann das womöglich nicht unbedingt nachvollziehen. Nein, das ist kein persönlicher Angriff; schlichtweg eine Überlegung meinerseits.

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FinnViereck  14.11.2021, 13:54
@Adomox

Entsprechend umsichtig habe ich das oben in meiner Antwort auch als Indizien bezeichnet, allerdings finde ich sowohl die Fragestellung als auch die Teilnehmerzahl bei Infratest, Emnid und Co. solider als z.B. die Versuchsanordnung und sampel size vieler durchs Dorf getriebener Studien, die die Wirkung des Genderns bzw. den bias der generischen Form beweisen wollen. Abgesehen davon sprechen sich selbst Befürworter des Genderns, wie die oft laut 'armchair linguistics!' plärrende Damaris Nübling garnicht so sehr für die Partizipialkonstruktion aus, weil sie lt. Studien kaum eine Wahrnehmungsveränderung zeige im Vergleich zur generischen Form. Andere wie z.B. Gabriele Diewald begründen diese Form extrem fadenscheinig mit historischen Beispielen, die, wenn man sich das Verhältnis Partizipialformen zur generischen Form im historischen Gesamtkorpus ansieht, tatsächlich sind, was Eisenberg beschreibt: erfundene Geschichte.

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Weil das jeder so machen kann, wie er das will.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

GustavoFring1 
Fragesteller
 13.11.2021, 12:51

Als Konsequenz könnte es in das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung aufgenommen werden. Dann gilt diese Aussage mit „frei“ nicht mehr.

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Gendern ist geradezu verhasst. Da kann man jede Umfrage nehmen. Eine Umfrage, die Gendern überwiegend bejaht, habe ich noch nicht gesehen. Wer eine hat, her damit.
Natürlich kann man bei jeder Umfrage argumentieren, sie sei tendenziös gestellt. Ich weiß nicht, ob das viel ausmacht. Denn Meinungen sind hier verhärtet. Die Unentschlossenen, die durch eine tendenziöse Umfrage ihre Meinung ändern würden, werden nicht soviele sein.