Was ist der Unterschied zwischen der Bibel und anderen Büchern die nicht in den Biblischen Kanon aufgenommen wurden?

5 Antworten

Es handelt sich bei den Apokryphen um antike Bücher, die nicht nach jüdischem (Altes Testament) und evangelisch-reformierten Verständnis nicht zum biblischen Kanon gehören. Sie sind in einigen Lutherbibeln als „nützliche“, aber nicht „heilige“ Schriften in einem Anhangsteil abgedruckt.

Warum die Apokryphen nicht zu Bibel gehören, wird hier recht gut erklärt: https://www.bibelkommentare.de/?page=qa&answer_id=226

Wie der biblische Kanon zusammengestellt wurde, wird hier recht gut erklärt: Die Entstehung der Bibel

Die Apokrypen passten nicht in das Vorhaben, das mit der Zusammenstellung des Kanons verfolgt wurde.

Ein Bibel-Kommentar sagt zu den Gründen, warum bestimmte apokryphen, obwohl den gleichen "Wahrheitswert" wie die kanonischen Evangelien aufweisend, nicht in die hier gängige Bibel aufgenommen wurden:

"Diese vier Kriterien scheinen wichtig gewesen zu sein: Waren die Texte von einem Apostel verfasst? Waren sie nützlich (heilsam) für die Kirche? Widersprachen sie sich nicht? Und, verbreiteten sie die Lehre von Jesus? Wenn sie diesem Maßstab widersprachen, wurden sie nicht in die Liste heiliger Schriften aufgenommen."

(https://lukas-gemeinde.de/archiv/fragen-antworten/warum-wurden-einige-buecher-in-das-neue-testament-aufgenommen-und-andere-nicht.html)

Es ging offensichtlich immer um die Durchsetzung bestimmter Machtgelüste in den einzelnen Gruppierungen.

Dabei stand die unterschiedliche Einschätzung der Person Jesu im Mittelpunkt des Streites.

Für die einen war Jesus Mensch (Arianer), für die anderen Gottmensch (Katholiken), für die Markioniten Gott und nur scheinbar Mensch… usw.

Die Bibel lässt unzählige Möglichkeiten ihrer Auslegung zu.

Auf der Grundlage gleicher Texte kamen Christengruppen zu sehr unterschiedlichen Schlussfolgerungen.

Die Quäker schlossen aus ihr, dass ein Christ auf die Taufe verzichten könne.

Die Wiedertäufer erkannten, dass nur die Erwachsenentaufe gerechtfertigt sei.

Die Katholiken wussten: Ein Kind muss in den ersten Lebenstagen getauft werden.

Die Evangelischen fanden durch das Studium der Bibel heraus, dass es zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl gebe, die Katholiken haben bis heute sieben Sakramente.

Die Zeugen Jehovas...

Die Mormonen...

Die Kopten...

usw., usf.

Dass die katholische Kirche sich im 4. Jh. mit ihren Vorstellungen durchsetzte, lag nicht daran, dass sie die nun die schlussendliche "Wahrheit" kannte, sondern daran, dass sie die Macht hatte, ihre Auslegung durchzusetzen und gegen alle anderen vorzugehen, obwohl diese mehrheitlich wahrscheinlich dem Geiste Jesu näherstanden.

So wurde die katholische Kirche für Jahrhunderte mit Verfolgung und Terror zur scheinbar einzig "wahren christlichen Religion".

Nach der Reformation versuchte dann wieder jede christliche Glaubensrichtung mit Hilfe der Mächtigen und Verfolgung der Andersgläubigen zu herrschen.

Und alle dieser Christen konnten und können sich auf eines verlassen, egal wie unterschiedlich und auch konträr zueinander sie ihre Auslegungen gestalten:

Ihr Gott steht immer hinter ihnen - behaupten sie jedenfalls!

Was ist der Unterschied zwischen der Bibel und anderen Büchern die nicht in den Biblischen Kanon aufgenommen wurden?

Das muss man eigentlich für die diversen Bücher jeweils einzeln betrachten, aber im großen und ganzen: ihre Autorität.

Sind die Evangelien die es nicht in den biblischen Kanon geschafft haben keine göttlichen Aussagen/Überlieferungen?

Bei den apokryphen Evangelien sind es eher die Entstehungszeit, die meist zweifelhafte Autorschaft und inhaltliche Gegensätze zu den vier anderen Evangelien die Gründe, dass sie nicht in den Kanon aufgenommen wurden. Die Frage nach einer göttlichen Inspiration war eher kein Kriterium, zumindest ist mir das nicht bekannt.

Wer har die genaue Zusammenstellung entschieden und wie sah der Aussortierungsprozess aus?

Bei den christlichen Schriften wurde das etwa in einem Zeitraum von 150 Jahren ausgiebig diskutiert und uns sind da einige Texte und Schriften der sog. Apostolischen Väter erhalten. Mehr oder weniger abgeschlossen war diese Diskussion dann um die Mitte des 4.Jhdts.
Bei den jüdischen Schriften der Bibel liegt das großteils im Dunkel, auch wenn wir von einem (abschließenden?) Kanonisierungsprozess am Ende des 1.Jhdts wissen, was lange Zeit (fälschlicherweise) mit Synode von Jabne bezeichnet wurde.

Was ist die Antwort der Großkirchen darauf? Darf man einfach Bücher aussortieren die Gottes Aussagen beinhalten?

Für die meisten aussortierten Bücher sind ja die Begründungen bekannt. Als Beispiel sei hier Luther erwähnt, der ein paar Schriften des AT aussortierte: »Das sind Bücher, die der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten und doch nützlich und gut zu lesen sind.«

Ähnliches schrieb auch Athanasius im Jahr 367 über die nichtbiblischen Bücher: „Es gibt auch andere Bücher außerhalb von diesen, die zwar nicht kanonisiert, aber von den Vätern dazu bestimmt sind, denen vorgelesen zu werden, die neu hinzukommen und im Wort der Frömmigkeit unterrichtet zu werden wünschen: die Weisheit Salomos, die Weisheit Sirachs, Ester, Judit, Tobias; [für das Neue Testament] die so genannte Apostellehre und der Hirte.“

Es gibt keine "göttlichen Überlieferungen". Alles, was in solchen Schriften steht, hat ein Mensch verfasst, nachdem er ein "göttliches Erlebnis" gehabt hat, herbeigerufen durch Drogen, Wahnvorstellungen, ... Aber es gibt wohl auch Erlogenes, siehe Joseph Smith.

Martin Luther hat einiges aussortiert, die Apokryphen.