Wie ist es zu erklären, dass Gott Jakob nicht bestraft hat, nachdem er seinen Vater, Isaak, betrogen hat?

14 Antworten

Wie hart und auf welche Weise hätte er ihn bestrafen sollen? Schau dir doch einmal an, welche "natürlichen" Folgen Jakobs (Un-)Taten hatten.

Oder ist dies ein Spezialfall der Frage, wieso Gott viele Taten entweder überhaupt nicht bestraft bzw. belohnt oder auf eine Weise, die wir nicht als solche mitkriegen?


ChristelMett 
Fragesteller
 25.03.2016, 16:48

Ich weiß noch nicht, wie es mit Jakob weitergeht. Es kann also durchaus sein, dass seine Lügen im "Großen und Ganzen" Sinn ergeben.

Bisher finde ichs aber ziemlich schäbig von ihm.

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PWolff  25.03.2016, 16:53
@ChristelMett

Stimmt, er hat sich alles andere als vorbildlich verhalten.

Aber auch wenn seine Lügen und Hinterhältigkeiten im Gesamtbild ihren Sinn haben, ist das noch lange keine Rechtfertigung.

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Natürlich wäre es in mancherlei Hinsicht vorteilhaft, wenn alle Taten ihre Belohnungen und Bestrafungen noch in diesem Leben hätten, aber es ist nun mal nicht so.

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Gott hat keine Moral, wenn er an jemandem einen Narren gefressen hat, dann darf der sich fast alles erlauben.

Jakob und seine Mutter haben Isaak und Esau ganz übel betrogen, daran gibt's nichts zu rütteln. Das Argument, Esau hätte sein Erbe verachtet,  ist lächerlich. Hier wird das Opfer zum Täter gemacht. Jakob hat seinen Bruder auf schäbige Weise erpresst, indem er ihm die Suppe, als er am.Verhungern.war, nur gegen sein Erstgeburtsrecht gewährte. Sympathischer Kerl.

Beeindruckend ist aber, dass hier die meisten Nutzer auf Seiten des Betrügers stehen. Da sieht man wieder, wie gefährlich Glaube ist - er bringt den Menschen dazu, sein eigenes Gewissen auszuschalten und alle moralischen Grundsätze über Bord zu werfen: alles, was Gott gefällt, ist gut, und mag es auch noch so schlecht sein.

Übrigens, ich habe meinen Bruder schon öfters zu mehr als einer Suppe eingeladen, ohne sein Erbteil als Gegenleistung zu verlangen. Und er mich auch.  Aber was will man von einem gottlosen Wesen wie mir auch schon erwarten.

Gott macht was er will und erbarmt sich wessen er will.
Er schaut in die Herzen der Menschen - das ist die Lehre !
Meinst du er sollte dich vorher fragen - oder hier im Forum ?


ChristelMett 
Fragesteller
 25.03.2016, 16:50

Nein, natürlich nicht. Aber man wird ja wohl fragen dürfen.

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Viktor1  25.03.2016, 18:23
@ChristelMett

Man muß aber nicht. Gut - du hast nach einer "Erklärung dafür gefragt nicht ob einer das weiß ! Aber ist das etwa besser ? Spekulationen zu hauf und viel Gelaber sind zu erwarten. Brauch du das ? Für was ?

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Sehr interessante Frage. Mir persönliche ist nur eine Stelle bekannt, wo Jakob seinen Vater betrügt, aber diese Stelle ist nur scheinbar ein Betrug an seinem Vater: es ist die Stelle, wo Jakob sich auf Anraten seiner Mutter Rebekka, die ihn mehr liebt als seinen Bruder Esau, als sein Bruder Esau ausgibt, um den Segen seines Vaters zu erbitten, der eigentlich nicht ihm, Jakob, sondern seinem Bruder Esau gelten sollte, dem Lieblingssohn von Isaak.

Somit haben wir folgende Symmetrie: Auf der einen Seite Jakob-Rebekka, und auf der anderen Seite Esau-Isaak. Der sog. Betrug Jakobs an seinem Vater wird so ein Betrug Jakobs an seinem Bruder Esau. Es ist auch ein klassisches Bruderzwist Thema, aber eben nicht nur. 

Entscheidend ist, wie Jakob sich den Segen des Vaters erschleicht: er verkleidet sich als Tier, indem er sich das Fell eines geschlachteten Böckchens umlegt, um die starke Behaarung Esaus zu imitieren. Mit anderen Worten: ein Tier wird zwischen die problematische Beziehung zwischen Jakob und Isaak geschoben und schützt Jakob vor dem Zorn des Vaters.

Soweit bin ich Rene Girard gefolgt. Warum Esau dem Jakob benachteiligt wird, gibt die Bibel keine Antwort. "Jakob liebte ich, Esau aber hasste ich". Warum ist unklar. Zum besseren Verständnis kann vielleicht betragen, Jakob nicht isoliert von seinem Bruder und der jeweiligen Beziehung der Eltern zu ihren Söhnen zu sehen.

Eine Erklärung ist noch darin zu suchen, dass Esau sein Erstgeborenenrecht für ein Teller rote Linsen dem Jakob verscherbelt. Er hat sein Erbe gering geachtet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Gläubiger Katholik

Na ja, Jakob hatte ja rechtmässig Anspruch auf die Privilegien des Erstgeborenen, da Esau sie ihm (gegen ein Linsengericht) verkauft hatte (was ihm als Geringschätzung vorgeworfen wird). 

Also hat je Esau versucht, Jakob über's Ohr zu hauen, als er seinem Vater nicht darüber informierte. Und der war allgemein seinen Schwächen gegenüber blind.

Rebekka war da hellsichtiger, wie auch Sara gegenüber Ismael, also war sie wahrscheinlich im Recht, als sie Jakob empfahl, als Esau aufzutreten, und auch Isaak bestätigt ja im Nachhinein, als er von dem Betrug erfährt, dass der Segen Jakob gebührt.

Allerdings kann man doch sagen, dass Jakob für seinen Betrug nach dem Prinzip "Gleiches gegen Gleiches" bestraft wurde: da auch er seinerseits insbesondere von Laban sehr oft betrogen wurde (Rachel mit Lea vertauscht, Lohn in Schafen und Ziegen nicht richtig ausbezahlt, Abreise verhindert). 

Zudem musste Jakob aufgrund dieser Geschichte seine Heimat verlassen, da sein Bruder ihm nach dem Leben trachtete, laut Überlieferung wurde er unterwegs von seinem Neffen ausgeraubt und musste völlig besitzlos weiter reisen, und bevor er zurückkom musste er seinen Bruder durch sehr substantielle Geschenke besänftigen... Also insgesamt hat Esau an dem Ganzen doch sehr gut verdient...