Ist eine Katastrophe, wie Fukushima vermeidbar?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Absolut.

Bei Fukushima lagen Mängel vor. Diese Mängel waren lange zuvor schon bekannt und wurden bei Überprüfungen auch kritsiert. Auch wurde aufgeführt dass, in einem Szenario wie dem später eingetretenen, es katastrophale Folgen haben könnte. Weiter wurden einige Maßnahmen vorgeschlagen wie man das Risiko weitgehend vermeiden könnte.

Der Betreiber ist das Risiko aber bewusst eingegangen und hat die Maßnahmen nicht umgesetzt - weil das Kraftwerk "eh schon alt war" und man nicht mehr so viel Geld investieren wollte. Man wollte Geld sparen. Außerdem ist es ja "bisher auch gut gegangen", dann wird in den paar Jahre, die das alte Teil noch läuft auch nichts passieren...

Die Katastrophe basiert also nicht darauf dass Kernkraft unsicher wäre, oder dass man das nicht unter Kontrolle hätte, oder sonstwas - sondern nur darauf, dass dem Betreiber Gewinn und Wirtschaftlihckeit wichtiger waren als Sicherheit.

Konkretes Beispiel: Bei Überprüfungen wurde bemängelt dass die Notstromaggregate weit unten stehen und im Falle einer Überschwemmung (wie bei einem Tsunami) damit ausfallen könnten. Dann wäre die Kühlung nicht mehr sichergestellt was katastrophal enden könnte. Die dringende Empfehlung lautete, die Aggregate irgendwo weit oben hinzustellen. Hätte das Problem gelöst. Hat man naber nicht gemacht. Hätte ja Geld gekostet. Folge: Die Aggregate wurden beim Tsuname überschwemmt und sind ausgefallen. Die Kühlung ist ausgefallen, es kam zur Katastrophe. Genau wie vorhergesagt. Hätte man auch nur diese einzige Maßnahme umgesetzt, hätte das wohl schon ausgereicht um die Katstrophe aller Wahrschienlichkeit nach zu vermeiden....

Insofern war die Katastrophe Folge mehrere aus Wirtschaftlichkeit bewusst eingegangener Risiken...

Schaffi77 
Fragesteller
 07.05.2024, 13:57

Aber ist es nicht durch den Tsunami kaputt gegangen der durch ein Erdbeben ausgelöst wurde? Was waren dann die Mängel?

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MertIs  07.05.2024, 14:01
@Schaffi77

Habe ein paar konkrete Beispiele ergänzt. Hätte man die Empfehlungen umgesetzt wäre es eben nicht durch den Tsunami kaputt geganngen...

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MertIs  07.05.2024, 14:20
@Schaffi77
Würden Dämme nicht helfen?

Würden Sie! Das war auch etwas das bemängelt wurde. Es wurde kritisiert das die Schutzwälle (die es gabe) viel zu niedrig seien um bei einem Tsunami ernsthaft schützen zu können. Mit der Empfehlung diese deutlich zu verstärken. Hat man aber auch nicht gemacht, hätte ja auch Geld gekostet...

Als dann der Tsunami kam, haben die Schutzwälle, wer hätte es gedacht, nicht geholfen weil sie viel zu niedrig waren. Wie vorhergesagt. Du erkennst ein Muster, denke ich.

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Nur, wenn du alle Eventualitäten ausschalten könntest. Das Problem ist, daß du das a) nicht kannst und b) jede "Sicherheitserhöhung" letztlich eine Kostenfrage und damit Wahrscheinlichkeitsrechnung ist.

In Fukushima war es so, daß Japan Monsterwellen kennt, die 20 bis 30 m hoch werden können, aber die Wahrscheinlichkeit in dem Bereich ist gering. Man kalulierte mit max. 2,5 m hohen Wellen. Aufgrund des Unterwasserbebens entstand jedoch eine 7,5 m hohe Wellenfront, was jeglichen Schutz et absurdum führte...

Es wird niemals einen kompletten Schutz geben, der sowas ausschließt. Wir sind auch überfällig, was einen größeren Meteoriteneinschlag an geht. Sollte er so ein Konstrukt treffen, ist es ja schön, daß es ein Passagierflugzeug, daß als Terrorwaffe umfunktioniert wurde, überstehen kann - das es einem Meteoriten von der größe von 50 bis 500 m übersteht, darf aber kalt lächelnd bezweifelt werden. Absolute Sicherheit ist genauso Ilusorisch, wie der damalige Glaube, daß die Titanic unsinkbar wäre und nichtmal Gott persönlich Sie versenken könne (Kapitän Smith vor der Reise bezüglich der Sicherheit, wenn ich mich recht entsinne) - nun, brauchte Gott nicht - ihm reichte ein "Eiswürfel"...

Roland22  07.05.2024, 14:16

Fand im Netz:

Die Wellen am Standort des Kraftwerks hatten dabei eine Höhe von bis zu 15,5 Metern - mehr als das Doppelte der Auslegung der Anlage (5,7 Meter).

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Das wäre die berühmte "Was-wäre-wenn-Frage". Klar, vermeidbar wäre die Katastrophe gewesen, wenn man alles vorher gewusst hätte.

Am besten wäre es, wenn du so eine Angelegenheit mit Hilfe des sogenannten Käsescheibenmodells beschreibst, bei der eine Verkettung von Ereignissen schließlich zum Unfall führen.

Beispiele:
Zum Zeitpunkt der Gefähdungsbeurteilung in den 60ger Jahren wurde ein Tsunami-Schutz von 3,1m vorgeschrieben. Im Laufe der Erweiterung des Kraftwerks kam es auf eine Erhöhung auf 5,7m, was aber noch immer nicht ausreichend war. Ein Tsunami wie 2011 kam in den Simulationen und Hochrechnungen nicht vor.

Die nächste Scheibe des Modells wäre dann, die Architektur des Gebäudes, daß USV-Anlagen und Notstromgeneratoren im Untergeschoss der Anlage liegen, die dann später überflutet waren, da man ja von so einer hohen Flutwelle nicht ausging.

Der absolute Schwarzfall war in den Simulationen ausgeschlossen worden, daß alle Stromgeneratoren, die USV-Anlagen, aller Blöcke sowie das primäre Stromnetz zugleich ausfallen.

Authoritäres Training mit festgelegten Prozessen im Katastrophenfall hat den Mitarbeitern keine Entscheidung gelassen, auch als dann später vom Hersteller des ersten Kraftwerkblockes bekanntgegeben wurde, es hätte einen höherliegenden Wasserbehälter gegeben der von Hand geöffnet hätte werden können und durch Schwerkraft den Reaktor über einen gewissen Zeitraum hätte kühlen können und damit mögliche Zeit verschafft hätte können... Wurde aber so nie trainiert, weil der Fall nicht für möglich gehalten wurde.

Berichten zufolge gab es später dann auch Inkompatibilitäten zwischen Schläuchen und Pumpeinrichtungen der Feuerwehr und des Militärs.

Um an Strom für Messgeräte zu kommen, bauten Mitarbeiter Batterien von Fahrzeugen auf dem Kraftwerksgelände aus, die Fahrzeuge blockierten dann Einsatzfahrzeuge.

Es gab Kommunikationsprobleme zwischen Kraftwerkbetreiber und Regierungsvertretern.

Und so reiht sich eine Käsescheibe an die andere und der Unfall wird mit jeder weiteren Scheibe nicht aufgehalten...

Jein. Fukushima hätte durch bessere Sicherheitsstandards verhindert werden können. Grundsätzlich kann man aber Kernkraftwerke nie 100% sicher machen, man kann immer nur das Risiko minimieren, was aber gleichzeitig der wirtschaftlichkeit schadet. Ein gesundes Mittelmass wäre hier angebracht.

Digibike  07.05.2024, 14:04

Welches Mittelmaß? Das vor dem Unfall oder das nach dem Unfall?

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