Ab wann läuft man nur noch einem Phantom hinterher?
Ich bin beruflich in der denkbar schlechtesten Situation in der man nur sein kann.
Bin 31, und arbeite über den zweiten Arbeitsmarkt vermittelt als Webentwickler in einer Firma in Münster.
Hinzu kommt noch, dass ich als einzigen Abschluss mein Abitur habe, welches ich mit 20 erlangte. Ich habe mich in der letzten Zeit um eine Ausbildungsstelle im Bereich der Anwendungsentwicklung beworben, aber von den 40+ Bewerbungen haben nur 3 zu einem Vorstellungsgespräch geführt und diese dann immer mit einer Absage.
Meine Frage steht eigentlich schon oben. Ab wann sollte ich mir eingestehen, dass ich beruflich extremst vergeigt habe und meine Aussichten auf ein gutbürgerliches Leben eigentlich dahin sind?
Denn ich bin jemand, der einen Job nur dann durchhalten kann, wenn ihn dieser richtig interessiert (ADHS und Komorbiditäten habt Dank), weswegen das Umschauen nach einem anderen Bereich sich als ziemlich schwierig erweist.
Ich danke euch schonmal für eure Antworten
Bernd
3 Antworten
Um das genauer einschätzen zu können, müsste man dich glaub ich näher kennenlernen.
Prinzipiell würde ich sagen never give up.
Gibt es vom Amt nicht mehr solche Ausbildungsgutscheine? Ich kenne Leute, die haben noch mit 40 eine Fachinformatiker Ausbildung angefangen. Die hatten dann solche Gutscheine, mit denen der Staat das erste Lehrjahr finanziert.
Die gibt es. Und in meinem Fall würde die Ausbildung sogar komplett vom LWL finanziert werden...
als einzigen Abschluss mein Abitur
So habe ich auch angefangen. Hätte gern Maschinenbau studiert, aber ein Töchterchen war unterwegs, war Ehrensache, dass ich eine Familie gründe und Geld verdiene.
Maschinenbau und Anwendungsprogrammierung sind recht ähnlich. Kunde / Arbeitgeber hat eine technische / organisatorische Aufgabe / ein Problem und du löst es.
Job ... wenn ihn dieser richtig interessiert
Tja, von deinen Interessen lese ich kein Wort. Das könnte Grund der Ablehnungen sein. Du weißt nicht, was du willst / was dein Weg sein könnte. Das kommt so rüber wie
„Beschäftigt / amüsiert mich mal gegen Bezahlung. Ich gucke mir das eine Weile an und entscheide dann, ob ihr mich überzeugen könnt.
beruflich extremst vergeigt
Ich habe zwei Prinzipien im Leben: Wirf die Flinte nicht zu schnell ins Korn, Durchhaltevermögen zahlt sich aus. Aber auch, steig ab, wenn das Pferd tot ist.
Ist nur schwer, diesen Zeitpunkt zu bestimmen.
Ich sehe nicht ein, warum du "es vergeigt" haben sollst.
Ja, du hast viele Bewerbungen rausgeschickt, aber das liegt vielleicht auch daran, dass du dich wahllos beworben hast. Daher die wenigen Einladungen.
Du brauchst ein berufliches Netzwerk, das du offenbar noch nicht gefunden hast. Geh auf Firmenenvents, bilde dich weiter. Du musst deine Fähigkeiten im Wortsinne "an den Mann" bringen.
Abschlussprüfung
Habe ich gemacht. Berufsbegleitend kaufmännische Seminare (u.a. Betriebswirtschaft) besucht und dann die Externenprüfung als EDV-Kaufmann bestanden.
Also sollte ich diesen Weg auch gehen. Das wird wohl das beste sein.
Weißt du, wo entsprechende Kurse angeboten werden?
Ich lese bei dir raus, dass du bereit bist, zu lernen. Aber nicht, dass du bereit bist, was anzufassen. Scheue dich nicht, eine Tätigkeit anzunehmen, nur so bekommst du Praxis. Auch im Umgang mit Kollegen, Arbeitgeber, Kunden.
Ich habe so manche Anlerntätigkeit gemacht, keine hat mir geschadet. Als Fensterputzer (kann ich heute noch), als Markisen-Monteur, Elektro-Installateur (Leitungen legen), ... Als IT-Freiberufler hatte ich nicht immer passende Folgeaufträge.
In meinem Fall waren die berufsbegleitenden Seminare bei der Angestelltenfachschule Bremen. Jahre später stellte sich heraus, dass ich mit dem Zeugnis nicht die Berechtigung habe, Lehrlinge auszubilden. Da habe ich die Externenprüfung EDV-Kaufmann bei der Handelskammer Bremen bestanden.
Kläre für dich, was dich interessiert. Und wenn es gärtnern ist, heure als Hilfskraft bei einem Gartenbaubetrieb / Baumschule an. Aber besorge dir Praxis !!!
Kann ich eigentlich auch in meinem Fall (da nur über die Alexianer vermittelt) nach 4 Jahren bei der IHK eine Abschlussprüfung absolvieren?
Denn ich habe letztens mal irgendwo gelesen, dass man auch an einer Abschlussprüfung teilnehmen könne, wenn man als Nicht-Azubi insgesamt 4 Jahre in seinem Beruf gearbeitet hat...