Bei keinem Kinderwunsch Doppelmoral?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, kenne ich auch so. Bei Männern wird mehr Wert darauf gelegt das sie arbeiten, Geld verdienen. In den Köpfen ist oft noch drin das dies ihr Beitrag zur Gesellschaft ist, während Frauen für künftige Steuerzahler sorgen müssen. Also Kinder aufziehen gilt als Frauensache, finanzielle Versorgung als Männersache.

Daher, wenn ein Mann Arbeitslos ist, gilt es als schlimmer als bei Frauen. Ebenso gilt es als schlimmer wenn eine Frau keine Kinder will.

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Ich bin eine Frau und möchte keine Kinder.

Da höre ich ständig das ich offenbar geistig noch sehr unreif sei (obwohl ich eigentlich sonst als geistig sehr viel reifer gelte als Gleichaltrige), das ich egoistisch sei, nicht vorausschauend und das ich meine Meinung noch ändern werde. Wenn der richtige Mann kommt, würde ich ihm Kinder schenken wollen. Was für ein krankes Geschenk, ich verschenke lieber einen Urlaub oder Schokolade.

Mir wird gesagt das ich nie einen Mann halten könne, niemand würde eine Frau wollen, die keine Kinder will. Meinem damaligen Partner wurde sogar geraten meine Verhütung zu sabotieren und mich gegen meinen Willen zu schwängern, denn dann würde ich schon endlich zur Einsicht kommen.

Ironischer Weise wollen Firmen ja ungern junge Frauen einstellen, die schwanger werden könnten. Aber wer keine Kinder will, gilt als asozial - es wird einem direkt ein widerlicher oder schwieriger Charakter unterstellt.

Mir wurde auch mehrfach sehr direkt gesagt das es doch meine Pflicht sei für zukünftige Steuerzahler zu sorgen und wer denn meine Rente zahlen soll, wenn ich keine Kinder kriege. Mir wird die Schuld gegeben dafür das Russinnen und Türkinnen viel mehr Kinder bekommen als Deutsche.

Hab auch beim Frauenarzt versucht über Sterilisierung zu reden. Das ist für Männer unter 30 ja schon schwierig. Für Frauen ist das dagegen kaum möglich. Als Antwort (von verschiedenen FAs), bekam ich, dass ich es mir eh noch anders überlegen werde, was wäre wenn mein Partner Kinder will (als wäre es wichtiger als meine Einstellung) und mir wurde sehr direkt gesagt das ich nur dann sterilisiert werden würde, wenn ich bereits mehrere Kinder hätte oder ich einen Partner habe, der dem Eingriff zustimmt. Das man so entmündigt wird, hat mich fassungslos gemacht. Andersrum, wird mir ein Eingriff wegen Endometriose verweigert (trotz massiver Schmerzen), weil ich ja eh keine Kinder will. Absolut lächerlich.


Salome666 
Fragesteller
 11.02.2023, 16:25

Danke für die ausführliche Antwort. Eine Bekannte von mir hat es geschafft, sich sterilisieren zu lassen mit Anfang 30 rum. Musste aber zu verschiedenen Ärzten, mitunter auch psychiatrische Gutachten vorlegen, dass es ihr wirklich ernst ist. Vielleicht hatte sie auch nur Glück, an mehr verständnisvolle Docs (obwohl es natürlich trotzdem ein Kampf war) zu geraten.

Dass sogar deinem Ex geraten wurde, dich heimlich zu schwängern, ist ja mal richtig ekelhaft. Denken solche Leute nie nach, wie das für mögliche Kinder dann wäre? So Hauptsache erstmal kriegen, Rest erledigt sich dann schon oder wie 🤦‍♀️

Ich vermute, meine Tante (wäre sie später geboren und in einer anderen Kultur) hätte sich auch gegen Kinder entschieden. Sie liebte ihre zwar, aber konnte generell nie viel mit Kids anfangen, und ekelte sich teilweise auch (wofür sie natürlich dann Schuldgefühle hatte)

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Rotfuchs716  11.02.2023, 17:19

Frauenärzte haben da durch Standesorganisationen festgelegte Richtlinien. Darin ist zum Beispiel mitunter vorgesehen Sterilisation nur bei Frauen vorzunehmen die bereits Kinder haben was bei jüngeren Frauen noch mehr gilt als ab 35 oder 40. Der wahrscheinlich Grund ist wohl der, dass es tatsächlich Frauen gibt die ihre Haltung beim Thema Nachwuchs im Laufe des Lebens ändern. Sterilisationen sind nur bedingt reversibel. Die Rechtslage hat sich übrigens in Deutschland schon zugunsten von Frauen mit Interesse an Sterilisation geändert; früher in der Nachkriegszeit war Sterilisation grundsätzlich verboten und der Arzt konnte deswegen wegen Körperverletzung belangt werden. Auch die Vasektomie von Männern war in Deutschland bis in die 70er Jahre nicht gestattet.

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Loka95  11.02.2023, 17:24
@Rotfuchs716

Das es früher noch schlimmer war, ist kein Argument.

Das viele ihre Meinung ändern, stimmt und ist ein wichtiger Punkt. Aber dann sollte das Urteil eines Therapeuten ausreichen, statt in das Leben der Personen einzugreifen. Ein Kind zu bekommen kann man ebenso bereuen und weit größere Traumata auslösen.

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Rotfuchs716  11.02.2023, 17:29

PS: wegen der Endometriose könntest du wohl einen anderen Arzt aufsuchen mit dem du das Thema Kinderwunsch noch nicht erörtert hast. Tatsächlich reduziert die Endometriose die Gefahr einer Schwangerschaft, aber schliesst diese auch nicht aus. Ein Ersatz für Verhütung ist so eine Pathologie nicht.

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Loka95  11.02.2023, 17:31
@Rotfuchs716

Als Ersatz für Verhütung sehe ich es auch nicht, das wäre wirklich dämlich.

Inzwischen hab ich zum Glück einen Arzt gefunden, der mich trotzdem behandelt.

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Ich würde auch als Mann nie ernstgenommen, wenn ich gesagt habe ich will keine Kinder. Werde ich bis heute nicht.

Das machts ja nicht leichter oder schwerer. Soll halt jeder glauben was er will.