Fühlt sich die junge Generation betrogen?
Als ich 20 war wurde mir eingetrichtert, wenn ich nur hart genug und mich weiterbilde und hart arbeite, dass ich dann mal ein schönes Leben haben werde und mir das leisten kann was ich will. Gesagt getan, habe ich nebenberuflich studiert, jeden Cent die letzten 10 Jahre zur Seite gelegt, soweit möglich, auf Urlaube verzichtet, um jetzt festzustellen, dass selbst 3000€ Netto mit 30 Jahren nicht reichen um mir ein Eigenheim leisten zu können. Auch das hart ersparte Eigenkapital deckt nur einen Bruchteil und ich müsste immer noch knapp 2000€ an monatlicher Rate abdrücken... Immobilien sind jetzt fast doppelt so teuer wie damals, es wäre fast klüger gewesen damals eine Immobilie ohne Eigenkapital zu kaufen oder ich hätte mein Geld in Urlaub, usw. reingestellt, hätte ich mehr von meinen 20ern gehabt.
Zurecht verstehe ich den Frust der jungen Leute, warum man sich denn noch den Arsch aufreißen soll. Warum nicht einfach das Leben genießen und in den Tag hinein leben...
3 Antworten
Ja, aber da bin ich schon lange drüber hinaus.
Die Art und Weise, wie unser System aufgebaut ist und funktioniert und was wir uns darauf basierend für Ideale und Mentalitäten aneignen, halte ich zu weiten Teilen sowieso für unwürdig und falsch. Sowohl im Bezug auf den Menschen als auch Tiere und Pflanzen.
Immobilien sind jetzt fast doppelt so teuer wie damals
Das konnte man vorher wohl schlecht wissen... Außerdem versteht nicht jeder unter "ein schönes Leben etc" Eigenheim zu besitzen. Ich hab eine tolle günstige Wohnung, verdiene sehr gut und kann mir alles leisten was ich möchte.
Es sollte klar sein, dass das bei jedem anders ist und man das nicht verallgemeinern kann.
Was glaubst du warum sie nicht mehr (so hart) arbeiten wollen?
Genau aus diesem Grund achtet die Gen Z darauf mehr Freizeit zu haben.
Stimmt nicht, die Firmen suchen ja händeringend nach jungen Leuten. Das wird sich noch extrem zuspitzen, wenn die Boomer in Rente gehen. Die Firmen können nicht anders, als sich an den Wünschen der jungen Menschen zu orientieren. Wenn das dann ein besseres Work-Life-Balance-Modell ist, welches den Fokus aus Freizeit legt bei guter Bezahlung, können sie nicht anders.
welches den Fokus aus Freizeit legt bei guter Bezahlung
Entweder viel Freizeit oder gute Bezahlung. Beides geht nicht.
können sie nicht anders
Doch können sie. Indem sie sich günstigere Arbeitskräfte aus dem Ausland holen oder ihre Produktion direkt ins Ausland verlegen.
Als ob sich das jede Firma leisten könnte... Viele werden Bankrott gehen, davon abgesehen muss man sich gute Bezahlung auch verdienen.
Natürlich geht beides, man kann für 30 Stunden arbeiten und für diese 30 Stunden sehr gut bezahlt werden. Man hat für diese 30 Stunden gute Bezahlung und trotzdem noch mehr Freizeit.
Das stimmt, natürlich kann sich das auch nicht jede Firma leisten. Doch es ist eben auch das erste mal dass die Arbeitnehmer am längeren Hebel sitzen, das war seit dem Krieg immer andersherum. Dementsprechend müssen die vielen Firmen den wenigen Arbeitnehmern auf dem Markt eben was bieten, der best bietendste gewinnt, aber das das ist der Markt eben. Früher war es ja auch nicht anders. Der beste Arbeitnehmer bekommt den begehrten Job, der Arbeitgeber musste nur auswählen bei der Überzahl an Bewerbern.
Ein Beispiel: Als ich vor 12 Jahren meine Lehre begann gab es 10 Plätze und ich musste mich gegen 240 Bewerber durchsetzen. Heute sind sie froh (IG-Metall, Industrie!) wenn sie 10 Bewerbungen erhalten. Das Blatt hat sich eben zugunsten der Arbeitnehmer gewendet, nur wollen das die Arbeitgeber noch nicht einsehen.
Das wissen die meisten Arbeitgeber, die leben ja nicht hinterm Mond )
Ich kenne viele Firmen die das Problem haben, die holen sich deshalb aber lieber Mitarbeiter aus dem Ausland weil die günstiger sind. Viele können oder wollen sich das einfach nicht leisten.
Würdest du zB eine Haushälterin engagieren, sie für 5 Tage bezahlen obwohl sie nur 4 Tage kommt und dadurch vieles nicht erledigt wird? Ich garantiert nicht...
Du verdienst trotzdem nur 75 % des eigentlichen Gehalts. Verzichte doch mal auf 25 % deines Einkommens und schau wie du über die Runden kommst. Für den Durchschnittsverdiener sind das nach Steuern mal gut und gerne 500 Euro pro Monat.
Um dann festzustellen, dass sie sich außer im Park zu sitzen nichts in ihrer Freizeit leisten können.