Mündliche Noten abschaffen?

7 Antworten

Also wenns nach mir ginge dann ja!
Ich persönlich kann mich schriftlich viel besser ausdrücken als mündlich und dazu kommt noch, dass ich ziemlich introvertiert bin. Meine mündlichen Noten sind deshalb nicht gerade rosig und ziehen mich leider runter im Schnitt. Für andere, die aber schriftlich vielleicht nicht so gut sind, sind die mündlichen Noten natürlich von Vorteil. Ich habe oft das Gefühl, dass die Lehrer nur auf Quantität und nicht auf die Qualität der Beiträge achten.

Ich würde das Schulsystem generell überarbeiten, mit der Abschaffung der mündlichen Noten ist es nicht getan. Die Schule versucht nur ein gewisses Pensum stumpf in die Köpfe der Schüler zu pressen unabhängig von Begabung oder Neigung. Sie fördert nicht die persönliche Entwicklung, schränkt die Kreativität ein und verhindert selbstständiges denken.


PhotonX  11.11.2018, 10:11

Mehr Differenzierung erfordert kleinere Klassen, im Idealfall ein Lehrer pro Schüler, damit auf jeden Schüler individuell eingegangen werden kann - das scheitert schlicht an den nötigen Kosten.

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Mickerig  11.11.2018, 14:54
@PhotonX

Es gibt weitaus mehr als das. Dein Beispiel ist extrem aber es würde schon etwas kleineres helfen. Beispielsweise das sitzen bleiben. Das sitzen bleiben ist sinnlos denn wenn ein Kind aufgrund von 2 oder 3 Fächern sitzen bleibt muss es absolut alle Fächer wiederholen. Wenn ein Kind nun in deutsch oder Mathe eine 1 hat kann es sich nurnoch in diesem Fach verschlechtern, dreht allerdings eine Ehrenrunde und läuft Gefahr sich in diesem Fach zu langweilen. Was spricht dagegen statt das ganze Jahr zu wiederholen die Fächer in Kurse zu unterteilen und eben nur den Kurs zu wiederholen den man verpatzt hat? Bereits solche Kleinigkeiten sind es. Ferner gibt es doch das Dilemma mit der 3 Klassen Gesellschaft Haupt real und Gymnasium. Wie man dieses Problem der Ungleichheit beheben kann weiß ich allerdings auch nicht. Da bin ich selbst überfragt allerdings gibt es Menschen in Ministerien und Politik die weitaus mehr Geld dafür bekommen sich eine Lösung dafür auszudenken. Nicht zuletzt bezeugt auch die berühmte Pisa Studie das unser Schulsystem marode ist.

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PhotonX  11.11.2018, 15:18
@Mickerig

Das Sitzenbleiben betrifft ja gar nicht so viele Kinder, also wenn das das einzige Problem unseres Schulsystems wäre, wäre es ja das Paradies auf Erden. ;)

Bei den Sitzenbleibern ist es aber eher selten der Fall, dass sie überall super gut sind und nur in wenigen Fächern schlecht, da verhindert ja das Prinzip des Notenausgleichs das Sitzenbleiben. In der Regel trifft das Sitzenbleiben die Kinder, die in ein paar Fächern richtig schlecht sind, wegen denen sie dann auch durchfallen, in den meisten anderen aber auch im Dreier-Vierer-Bereich. Und da ist eine Ehrenrunde doch gar nicht fehl am Platze.

Das System mit Kursen statt Klassen gibt es sogar tatsächlich, wenn mich nicht alles täuscht, an Gesamtschulen: Dort gibt es G- und E-Kurse und jedes Kind geht bei jedem Fach in den Kurs, der seiner Leistung am ehesten entspricht. Das finde ich tatsächlich ein sehr gutes System und würde es mir auch an anderen Schularten wünschen.

Aber jahrgangsstufenübergreifende Kurse sind schwieriger umzusetzen. Da gibt es das Problem, dass der Klassenverband sich auflöst, weil man in jedem Kurs mit anderen Mitschülern sitzt, die auch noch in unterschiedlichen Klassenstufen sind.

Außerdem droht da die Gefahr, dass manche Kinder in ihren schlechten Fächern völlig zurückbleiben und irgendwann überall zum Beispiel in der 10. Klasse sind (und vom Alter her auch dort hin gehören), aber zum Beispiel in Mathe und Physik in einem Kurs der 7. Klasse stecken bleiben. Wie sollen sie dann dort wieder aufholen um am Ende rechtzeitig ihren Abschluss machen zu können?

Was das dreigliedrige Schulsystem angeht, hat das wie fast alles Vor- und Nachteile. Wie würdest du dir denn einen Unterricht vorstellen, der sowohl Schüler abholt, die im aktuellen System an einer Hauptschule wären, als auch Schülern etwas bietet, die im aktuellen System auf einem Gymnasium wären? Das wäre genau das Gegenteil vom individuellen und differenzierten Unterricht, den du in deinem Eingangsposting gefordert hast!

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Mickerig  11.11.2018, 16:29
@PhotonX

Das weiß ich, das ist auch das Dilemma von dem ich sprach auf das ich keine Antwort weiß.

Ich habe ein schulmodell von einer Privatschule mal angesehen. Ich fand dieses Modell sehr gut. Die Kinder die diese Schule besuchen haben moderne Lehrmittel und kleine Klassen. Lehrer die dort arbeiten werden überdurchschnittlich bezahlt allerdings muss der Lehrer die Quote halten. Fällt auf das bei einem Lehrer überdurchschnittlich viele Schüler schlechte Noten schreiben wird der Lehrer ersetzt. Der darf sich dann einen anderen Job suchen. Ferner garantiert die Schule dir einen erfolgreichen Abschluss denn sie vertritt die Ansicht das es keine schlechten Schüler gibt nur schlechte Lehrer. Wenn der Schüler immer anwesend war und nicht etwa durch Verfehlungen wie Schwänzen seinen Abschluss selbstständig und aktiv gefährdet hat und schafft er die Abschlussprüfung trotzdem nicht darf er kostenlos das Jahr wiederholen. Sollten mehrere Kinder oder auch nur eins Probleme mit dem Unterrichtsstoff haben wird eine Nachhilfe nach der Schule angeboten. Die entsprechenden Schüler treffen sich mit dem Lehrer des jeweiligen Faches im Klassenzimmer und es gibt Nachhilfe. Die Nachhilfe ist in den Gebühren bereits enthalten. Nach erfolgreichem Abschluss bekommt man das staatlich anerkannte Abitur.

Vom lesen hört sich das alles ganz vernünftig an.

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PhotonX  11.11.2018, 16:35
@Mickerig

Nun, das ist kein Schulmodell, das auf öffentliche Schulen übertragbar wäre. Die hohe Unterrichtsqualität wird von dem Geld der Eltern bezahlt, deshalb können sich das nur Kinder reicher Eltern leisten. Mir macht die Tatsache, dass Privatschulen an Fahrt gewinnen, umgekehrt Sorgen, denn so entscheidet der Geldbeutel der Eltern über die Bildungschancen der Kinder, alles andere als ein Modell, das allen Kindern gleiche Chancen bietet!

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Mickerig  11.11.2018, 16:59
@PhotonX

Da hast du recht aber offen gesagt möchte ich das mein Kind von engagierten Lehrern unterrichtet wird und das was diese Privatschule anbietet empfinde ich ja noch nichtmal als besonders herausragend oder etwas was eine staatliche Schule nicht umsetzen könnte. Viel mehr müsste das der eigentliche Standard sein. Es ist lange bekannt dass die Schulen in Deutschland nicht über die Lehrmittel verfügen die sie sollten. Auch das viele Schulen modernisiert werden müssen ist bekannt und trotzdem wird sogar an Lehrmitteln gespart. Das ist keine Verfehlung des Menschen der sein Kind auf eine private Schule schickt sondern die Verfehlung von der Politik. Ebenso hat die Politik es versäumt das Schulsystem vielleicht mal zu überdenken. Studien dazu gibt es zu genüge und Alternativen kann man sich auch abschauen aber anscheinend will man das nicht. Deswegen kritisiere ich ja auch die Qualität an den Schulen und auch am Bildungssystem. Das MUSS einfach überdacht werden, wenn nicht steuern wir geradewegs auf das zu was du eben schon genannt hast aber was will denn der einzelne dagegen machen?

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PhotonX  11.11.2018, 17:49
@Mickerig

Tja, wie ich ursprünglich geschrieben habe, es scheitert am Geld. Als Lehrer einer öffentlichen Schule hat man gut über 20 Schüler in der Klasse und kann nicht jeden Schüler so fördern, wie es jeweils optimal gewesen wäre, man versucht einen Unterricht zu machen, der für den Großteil der Schüler gut ist, aber die besonders starken Schüler langweilen sich vielleicht und die besonders schwachen sind überfordert.

Ich empfinde es durchaus als herausragend und an einer Regelschule nicht umsetzbar, dass die Lehrer so gut bezahlt werden, dass man sich die allerbesten aussuchen kann und es sich leisten kann weniger gute zu feuern. So viele Lehrer gibt es gar nicht, dass man sich leisten könnte, nur die allerbesten einzustellen und all die anderen auf die Straße zu setzen, mal ganz abgesehen davon, dass kaum jemand auf Lehramt studieren würde, wenn es so drakonische Einstellungsbedingungen gäbe. Oder auch dass man kostenlose Nachhilfe anbieten kann. Nachhilfe bewirkt ja doch ziemlich viel, denn im Zweigespräch mit einem einzelnen Schüler kann man viel mehr erreichen als wenn man eine ganze Klasse unterrichten muss.

Deswegen bezweifle ich, dass so ein System jemals salonfähig an öffentlichen Schulen werden könnte.

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Mickerig  11.11.2018, 20:57
@PhotonX

Geld ist für alles da, nur nicht für Bildung? Ich finde da setzt man Prioritäten ganz falsch. Man sagt den Finnen nach ein sehr gutes Schulsystem zu haben

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PhotonX  11.11.2018, 21:09
@Mickerig

Mehr Geld für Bildung wär schon toll, aber was man damit anfangen würde, ist die große Frage und scheint nicht so einfach zu entscheiden zu sein! ;)

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Nein, ich würde mündliche Noten nicht abschaffen. Jeder muss lernen, sich auszudrücken und die Worte richtig zu wählen und zu setzen. Und das kann man nur lernen, wenn man übt. Die Sprache leidet doch schon darunter, dass nur geschrieben wird, selbst im normalen Alltag ist eine SMS wichtiger als ein Gespräch.

Ja, weil die meisten Lehrer zu weich sind.

Ich lese hier oft Fragen, ich stehe schriftlich 5 und mündlich 1-2, welche Note bekomme ich?

Sry, wer schriftlich nur 5er macht, der kann mündlich nicht 1-2 stehen, nur wenn der Lehrer lax bewertet oder Quantität vor Qualität.


BeviBaby  11.11.2018, 10:01

Doch das ist durchaus möglich. Ein schlechter Tag, das falsche Gelernt, einmal nicht den rettenden Geistesblitz gehabt oder die Aufgabe nicht verstanden und eine schlechte Note im schriftlichen kann durchaus zustande kommen

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EsgibtkeinBGE  11.11.2018, 10:03
@BeviBaby

Man schreibt nicht nur eineArbeit und Arbeiten haben mehr als eine Aufgabe.

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BeviBaby  11.11.2018, 10:08
@EsgibtkeinBGE

Genau. Man schreibt geniale ZWEI Arbeiten pro Halbjahr.

Oder eine in den Grundkursen der Oberstufe, zumindest war es bei uns so.

Wow.

Nur mal zur Info: Wenn man mit der Aufgabenstellung nicht klarkommt und die Aufgaben nun mal zufällig aufeinander aufbauen, dann hat man da immernoch Probleme, auch wenn man gelernt hat.

Ich stimme dir zu, dass schriftliche Arbeiten wichtig sind, aber deine Kollektivunterstellung, dass ein derartiges auseiannderdriften nur möglihc ist, wenn der Lehrer lasch bewertet ist einfach nicht zu generalisieren.

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Nein, Sachverhalte mündlich darzustellen, zu vergleichen und zu diskutieren ist eine elementare Leistung in jedem Fach und auch später in jedem Beruf. In welchem Lebensbereich wird nur schriftlich kommuniziert?