Welche Völker / Ethnien wurden damals zur NS-Zeit "als arisch" angesehen?

6 Antworten

Mit dem Ariernachweis begann die Ausgrenzung von „Nichtariern“, vor allem Juden, „Zigeunern“, die über die Aberkennung ihrer Bürgerrechte und Ausgrenzung bis zur VertreibungGhettoisierungDeportation und staatlich organisierten Massenermordung in Konzentrationslagern (Holocaust und Porajmos) (1941–1945) führte. Dagegen galt „ein Engländer oder Schwede, ein Franzose oder Tscheche, ein Pole oder Italiener … als verwandt, also als arisch“.


DerSchreiber204 
Fragesteller
 01.02.2022, 15:45

Mediterrane Menschen die Italiener gelten auch als arisch? Und Polen auch, aber Polen sie doch Osteuropäer und Osteuropäer bzw. Slaven gelten doch als Bevölkerungsgruppe der germanischen Herrenrasse damals als unterlegen?

0
perforator  01.02.2022, 17:19
@DerSchreiber204

Die Italiener gibt es nicht. Die Norditaliener grenzen sich da gerne schon mal von den "dunkelhäutigeren" Süditalienern ab, die als Terroni bezeichnet werden (und als "Mischlinge" betrachtet werden).

Dazu braucht es gar keine Nazis. Diese Unterscheidung treffen die Italiener schon untereinander.

0

Die Antwort ist zu komplex für ein Vollzitat, daher nur der Link

https://encyclopedia.ushmm.org/content/de/article/aryan-1

und die Essenz:

Die Rassenforscher der Nationalsozialisten waren gegen die Verwendung des Begriffs, da er auf sprachlichen Ähnlichkeiten und nicht auf vererbbaren körperlichen oder intellektuellen Merkmalen beruhte. Nach Verabschiedung der Nürnberger Rassengesetze verzichteten die Nationalsozialisten die Verwendung der Begriffe Arier und Nichtarier in der Gesetzgebung. Stattdessen verwendeten sie die Formulierung „deutschen oder artverwandten Blutes”. Offiziell waren Personen „artverwandten Blutes” Menschen europäischer Abstammung.

Capri882  19.02.2022, 12:17

Der Begriff "Arier" wurde ab Ende des 19. Jh. im Sinne von "weiße Nichtjuden" benutzt, gleich, welcher eigentlichen "Rasse" diese angehörten. Merke also: Schwarze z. B. sind zwar auch Nichtjuden, aber keine Weißen, somit keine Arier. Juden wiederum sind zwar Weiße, aber keine Nichtjuden, somit auch keine Arier.

"Nordische" Schweden, "ostische" Schweizer und "westische" Spanier, aber selbst "ostbaltische" Russen galten somit allesamt als "Arier". Die Nationalsozialisten haben den Begriff ursprünglich auch in diesem nicht rassenkundlichen Sinne genutzt um einfach weiße Nichtjuden von Juden zu unterscheiden.

Aber wie Sie schon richtig schreiben, ist man bereits bei Abfassung der Nürnberger Gesetze von der Verwendung dieses Begriffs weggekommen. In nationalsozialistischer Literatur taucht er dennoch auch nach 1935 immer wieder mal auf, ebenso wie zuweilen auch von "Weißen" die Rede ist. Doch meistens ging es entweder nur um das Deutschtum oder aber, in der eigentlichen Rassenforschung, um eben die anthropologischen Typen der "nordischen", "westischen", "dinarischen", "ostbaltischen" usw. "Rassen".

2

Der Begriff, so wie ihn die Nazis meinten, hatte mit dem wissenschaftlichen Begriff nicht viel zu tun. Für die waren Arier fast alle, die denen nicht in ihr Spiessermenschenbild vom anständigen Menschen hineinpassten. Kurz vor den Nazis wurden ja Afrikaner z.B. noch in Hagenbeck's Zoo wie Tiere ausgestellt, so wie der Spiesser sich die damals vorstellte: mit Bambusröckchen, Rassel und in Bambushütten.

Die Nazis hatten da wohl abweichende Vorstellungen. Unstrittig waren die nord- und westeuropäischen Völker.

Am Orient ließen sie hingegen kein gutes Haar. Das änderte sich aber bald. Hitler und Himmler waren ja ganz begeistert vom Großmufti von Jerusalem, der den Nazis seine Dienste anbot. Obwohl Araber bei den Nazis als unarisch galten, machten sie für den Großmufti gerne eine Ausnahme. Himmler beschrieb den ganz euphorisch als "(beinahe) Weißen".

Aber dabei blieb es nicht. Da Hitler vom Islam sehr angetan war und diesen sogar gegenüber dem Christentum bevorzugte, bezeichnete er Muslime als MuselGermanen, ein Mix aus Germane und Muselmane (das persische Wort für Muslim).

Noch wirrer wird es, wenn man sieht, wer am Ende alles für die Nazis in den Krieg zog. Sogar Schwarze in Afrika trugen da Wehrmachtsuniform. Aserbaidschaner und Inder dienten in der Waffen-SS usw. Da spielte die ethnische Zugehörigkeit vorerst kaum mehr eine Rolle, solange die auf der "richtigen" Seite kämpften.

Bild zum Beitrag

 - (Schule, Politik, Geschichte)

DerSchreiber204 
Fragesteller
 01.02.2022, 16:51

Wie willkürlich waren die Regelungen und Regeln der Nazis?

0
perforator  01.02.2022, 17:13
@DerSchreiber204

Du kannst davon ausgehen, dass vor allem die Nazi-Funktionäre im Grunde alles ablehnten, was nicht eindeutig als "weiß" erkennbar war, es sei denn, sie konnten für sich irgendeinen Nutzen daraus ziehen. Situationsabhängig gingen sie auch Bündnisse mit Personen ein, die gar nicht ihrem Menschenbild entsprachen. Die Japaner waren ja auch keine "Arier", aber dennoch engste Verbündete der Nazis.

Aber: Nazi-Funktionäre in hohen Ämtern denken nicht unbedingt wie der herkömmliche Soldat in Uniform. Soweit ich mich recht erinnere, gab es in dieser Zeit sogar partnerschaftliche Beziehungen zwischen deutschen Soldaten und Japanerinnen.

0
DerSchreiber204 
Fragesteller
 01.02.2022, 17:23
@perforator

Weiß ist eine Bezeichnung die die Nazis nicht benutzt haben, die wird er von den weißen angelsächsischen Protestanten der Vereinigten Staaten von Amerika benutzt. Aris ist das was die Nazis benutzt haben und nicht weiß, die Nazis lehnten selber die Vorstellung von einer "weißen Rasse ab" da die deutschen Menschen damals in den USA selber nicht als weiße angesehen wurden, sondern nur Leute angelsächsischer Abstammung.

1
perforator  01.02.2022, 17:30
@DerSchreiber204

Ob die das so benutzt haben oder ob sie dazu kaukasisch sagten, ist für mich zweitrangig. Ich will's nur verständlich rüberbringen. Nordische Rasse war ja auch so ein Schlüsselbegriff, über den sich Mussolini amüsierte, weil nach der Logik die Lappen/Samen in Skandinavien stellvertretend für die Arier wären.

0
DerSchreiber204 
Fragesteller
 01.02.2022, 17:33
@perforator

Kaukasische Rasse oder kaukasoide wurde auch nicht benutzt von dem Nationalsozialisten, zumal die Inder auch kaukasoide Kopfknochen haben und die Araber ebenfalls. Kaukasoide Kopfknochen zeichnen sich dadurch aus dass sie keine schaufelförmige Schneidezähne haben und kein nach vorne neigen des Kiefer noch nach vorne neigen der Zähne auch bekannt als Progathism haben. Und das Loch der Nasenöffnung ist bei Kopfknochen die kaukasoide bzw. Europide geprägt sind groß lang und schmal. Dasselbe zeigt sich daneben auch am Gesicht. Kaukasoide oder Kaukasier haben anders als die meisten Scvwarzafrikaner keine vollen dicken fetten Lippen und keine breiten flachen Nasenflügel.

1
perforator  01.02.2022, 17:35
@DerSchreiber204

Danke für die Ausführungen. Wie ich schon schrieb, ist das aber unerheblich bezüglich der Verständlichkeit. Arier sind ja auch keine Deutschen, sondern Iraner.

0
DerSchreiber204 
Fragesteller
 01.02.2022, 17:54
@perforator

Als Arier gelten eigentlich alle Indoeuropäer bzw. Indogermanen und das sind die Menschen die zu der indogermanischen und zum mit indoeuropäischen Sprachfamilie gehören. Diana und Inder sowie deutsche und im Grunde genommen fast alle zwischen Indien und Europa gehören zu der indogermanischen Sprachfamilie, aber Afro Asiaten bzw. Semiten wie Araber und Hebräer gehören nicht zu dieser Sprachfamilie. Kaukasoide Kreis zudem gehören sie jedoch schon aufgrund der Anatomie vom Schädel und von Skelett oder der Morphologie von Skelett und Schädel. Und es gab sozusagen eine Völkerwanderung zwischen Indien und Iran aber auch zwischen Indien und Europa und das kann sein dass das höchstwahrscheinlich der Grund ist für die Ähnlichkeiten auf anatomischer/morphologische Ebene. Denn der Nahe Osten ist ja zwischen Europa und Indien.

1