Viele Antworten beschreiben einen Narzisst bereits umfänglich. Ich möchte allerdings darauf etwas detaillierter eingehen, besonders weil ich Betroffener als Opfer von Narzissten bin.
Grundsätzlich muss man immer beachten, dass jede narzisstische Persönlichkeit in ihrer Lebensweise und Ausprägung individuell ist. Man spricht auch oft von pathologischen und grandiosen Narzissten. Gerade, narzisstische Eltern können ihren Kindern das Leben total zur Sau machen, wenn sie die Auffassung besitzen, dass sie keine Hilfe bräuchten, und ihren Narzissmus ausleben.
Ich empfehle dir grundsätzlich mal das folgende Video:
https://www.youtube.com/watch?v=rDGFypmbQho&t=1550s
Hier erfährst du bereits, welche Dynamiken es oft in narzisstischen Familien gibt, und wie diese sich ausprägen. Es ist insgesamt an sich eine extrem komplexe Störung der Persönlichkeit, weil das ganze Leben eines Narzissten ist im Grunde genommen nur eine Maske.
Als Kinder wurden Narzissten oft von ihren eigenen Eltern nicht beachtet, sie wurden stattdessen ignoriert, abgelehnt, nicht akzeptiert, ihre Bedürfnisse haben nie Wort bekommen, und sie wurden tatsächlich nicht selten auch schlecht behandelt in Sachen Umgang und Erziehung.
Sie hatten eigentlich nie das Gefühl gehabt, geliebt zu sein – überhaupt einen Wert zu besitzen, ihnen hat die Nähe ihrer Eltern gefehlt. Dadurch konnten sie auch nie einen Selbstwert für sich fassen, daraus bildet sich dann im Erwachsenenleben die innerliche Leere, mit der sie nichts anfangen können. Sie suchen deshalb dann in ihrem Erwachsenenleben nach Anerkennung, Bestätigung, Bewunderung und leben im Grunde Liebe und Hass aus.
In narzisstischen Familiendynamiken ist es oft so, dass der Narzisst sich schon recht früh anschaut, welches Kind er nicht so mag, und welches ihm besser gefällt. Oft wird das Kind, welches ihm nicht so gefällt, im Verlauf des weiteren Lebens zum schwarzen Schaf – auch Sündenbock genannt, welches er aufgrund eigener Komplexe ablehnen wird, und nicht liebt.
Das andere Kind hingegen wird zum Goldkind geschmiedet, weil der Narzisst in diesem das Potenzial sieht, dieses Kind als Verlängerung seines eigenen Ichs zu benutzen. Er wird dem Kind besonders die Liebe und Zuneigung geben, für das Kind mehr da sein, und so wird das Kind sich langsam aber stetig dazu entwickeln, für den Narzisst eines Tages die Hauptzufuhrquelle zu werden, die der Narzisst braucht, damit er überhaupt ein Leben hat, welches er leben kann.
Das ganz große Problem ist, das Goldkind wird im Laufe seiner Jahre vom Narzisst durch die andere, bevorzugte Behandlung, mit Liebe und Zuneigung zum Narzisst ein so verzerrtes Bild entwickeln, dass es dem Kind gar nicht möglich sein wird, zu erkennen, wer der Vater wirklich ist. Das Goldkind wird dann regelrecht gegen das schwarze Schaf aufgehetzt, damit der Narzisst sich sein festes Bild gegen das schwarze Schaf bestätigen kann.
Hierbei muss man auch sagen, dass das Goldkind 1:1 die Ideologie und das Handeln des Narzissten übernehmen wird, ohne dieses zu hinterfragen. Bedeutet, einen eigenen gesunden Selbstwert, hat das Goldkind dann eigentlich gar nicht, da der Narzisst das Goldkind dann im höheren Teenager-Alter bereits so geformt hat, dass es nur noch dafür da ist, um für den Narzisst zu funktionieren – seine Ambitionen zu realisieren, und die eigenen Komplexe auf das Goldkind zu projizieren.
Dies hat dann auch besonders für das Goldkind die Auswirkung, dass es in eine extreme Abhängigkeit vom Narzisst fallen wird, und es sehr schwer haben wird sich vom Narzisst zu lösen.
Bezogen auf meinen Vater, würde ich sagen, dass er schon eine immersive Art des Narzissmus auslebt. Gerade sein narzisstisches Weltbild spielt hier eine extreme Rolle. Alles, was da nicht hereinpasst, wird von ihm abgelehnt, verurteilt und als dumm/schwachsinnig/Quatsch etc. hingestellt.
Aber um es kurz zu sagen, ein Narzisst hat in sich nur eine innere Leere. Er steht da mit 1000 Fragezeichen im Kopf. Und diese füllt er sich mit seiner Maske.