Meine Mutter war da auch gnadenlos. Ich hatte fast jedes Jahr eine richtig üble Bronchitis und hustete manchmal bis halb drei Uhr nachts. Manchmal musste ich mich zum Bus zwingen, auch wenn ich schon zwei Häuser weiter eigentlich keine Kraft mehr hatte.
Interessierte niemanden. Zum Arzt durfte ich nicht, allein meine Lehrer waren so nett und sagten nichts, wenn ich bei nahendem Hustenanfall rausgegangen bin und später wiederkam.
Manchmal lag ich im Klo auf dem Boden, konnte nicht durch die verstopfte Nase atmen, nicht durch den Mund wegen krassen Hustenreiz und wünschte mir nur, jemand würde mich finden, bevor ich erstickte. Leider kam nie jemand, aber erstickt bin ich nicht.
Dankbar bin ich meiner Mutter dafür nicht. Ich habe auch nie simuliert, denn ihre Angst, dass ich das tue und dadurch einen freien Tag habe, war anscheinend so gross, dass ich so oder so zur Schule musste.
Oder hatte sie bloß keinen Bock auf den Aufwand, mich zu versorgen, zum Arzt zu fahren und Medikamente zu besorgen?