Wenn Herr Blienert von den sog. "Drogentoten" spricht, bezieht er sich dabei auf Zahlen, die das BKA in seinen jährlichen "Rauschgiftberichten" veröffentlicht. Das Archiv findet man hier: https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/Lagebilder/Rauschgiftkriminalitaet/rauschgiftkriminalitaet_node.html
Es handelt sich dabei per Definition nur um solche Todesfälle, in denen BtMG- oder NPS-Substanzen im Spiel waren. Die Tode in Zusammenhang mit dem Gebrauch von Tabak oder Alkohol, deren Zahl die der "Drogentoten" in den Schatten stellt, werden dabei völlig ignoriert... wie auch immer.
Dabei will ich nicht einmal verneinen, dass es in Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis zu Todesfällen kommen kann. Gerade wenn es geraucht wird, kann sich das auf Dauer durchaus negativ auf die Gesundheit auswirken und ernsthaft krank machen. Wobei speziell das eher eine Folge der Konsumform ist. Wer Cannabis oral aufnimmt oder vaporisiert, hat derartige Probleme nicht zu erwarten. Ähnlich auch bei Nikotin/Tabak.
Obwohl der Umgang mit Cannabis zu Freizeitzwecken erst seit April diesen Jahres teilweise legalisiert ist, sucht man Zahlen zu etwaigen Cannabistoten in den vergangenen Berichten jedenfalls erfolglos. Was man dafür findet, sind Todesfälle in Zusammenhang mit Opioiden, Amphetaminen usw., also vor allem mit sog. "harten Drogen".
Die (teilweise) Legalisierung von Cannabis hat damit, welche anderen psychoaktiven Substanzen konsumiert werden und woran die Nutzer sterben, eher weniger zu tun. Vielleicht gibt es ein paar Menschen weniger, die unbewusst synthetische Cannabinoide konsumieren. Am Schwarzmarkt leider gängige Streckmittel, welche im Vergleich zu Cannabis hochgefährlich sind.
Aus Ländern, in denen Cannabis legalisiert wurde, gibt es teils Zahlen, die darauf hinweisen, dass manche Menschen Cannabis als einen weniger riskanten Erstaz für "härtere" Medikamente oder Drogen nutzen. Ob es einen solchen Effekt auch hier gibt, bleibt abzuwarten.
Ich denke, dass man, möchte man die Zahl der "Drogentoten" reduzieren, eher gezielt die Substanzen beachten sollte, um die es dabei auch geht. Ich denke dabei zumindest an Entkriminalisierung und Substitution für Abhängigkeitserkrankte. Hätten die gleichen Menschen Zugang zu ungestreckter und genormter Ware gehabt, wären vielleicht weniger davon gestorben. Zudem muss man auch berücksichtigen, weshalb Menschen überhaupt in die missliche Lage kommen, in der sie irgendwelche Stoffe in tödlichen Mengen nehmen. Hier spielen auch psychische und soziale Probleme eine Rolle, die unahbängig vom Gebrauch irgendwelcher Substanzen existieren.
Als Referenz: https://x.com/BdB_SD_Blienert/status/1795763847342465034