AfD verliert 6%: Warum verändert sich die politische Stimmung in Brandenburg?
Die hohen Umfragewerte der AfD im Osten scheinen nicht in Stein gemeißelt zu sein. Auf T-Online bin ich auf einen interessanten Artikel zu einer neuen Umfrage bezüglich der Stimmungslage zur Landtagswahl in Brandenburg gestoßen:
In Brandenburg hat die neue Partei BSW der früheren Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht bislang noch nicht mal einen Landesverband – bei den Wählern scheint die Partei fünfeinhalb Monate vor der Landtagswahl dennoch auf Interesse zu stoßen.
Im ersten "BrandenburgTrend" des Umfrageinstituts Infratest dimap für den RBB und Antenne Brandenburg, in dem auch die BSW als Partei zur Option stand, kommt die Wagenknecht-Gruppe auf 10 Prozent. Befragt wurden 1.161 Wahlberechtigte aus Brandenburg zwischen dem 4. und 8. April.
Demnach hat die AfD, in den Umfragen derzeit führend in Brandenburg, gegenüber der letzten Umfrage aus dem September sechs Prozentpunkte eingebüßt, sie steht bei 26 Prozent. Damit ist ihr auch ihr Vorsprung auf die SPD von Ministerpräsident Dietmar Woidke geschmolzen, die nun auf 22 Prozent kommt – ein Plus von zwei Prozentpunkten.
Woidkes rot-schwarz-grüne Koalition könnte nach der Umfrage weiter mit einer Mehrheit der Sitze im Landtag rechnen. Die CDU läge danach weiter bei 18 Prozent. Die Grünen blieben bei 8 Prozent. Die Linke erreichte 6 Prozent, das wären 2 Punkte weniger als im September. BVB/Freie Wähler kämen auf 3 Prozent, nach 6 Prozent zuvor und wären damit nicht mehr im Landtag vertreten. Am 22. September wird ein neuer Landtag gewählt. Schon am 9. Juni werden in Brandenburg die Kommunalparlamente neu gewählt.
Das Ergebnis basiert auf 34 Abstimmungen
12 Antworten
Die AfD wurde von vielen gewählt weil sie halt einfach "gegen die etablierten Parteien" war / ist.
Das sind oftmals Wähler die nicht unbedingt mit der Position der AfD überein stimmen. Denen ging / geht es nur darum, dass sie eben NICHT die klassischen Parteien wählen. Also reine Protestwähler.
Nun haben eben viele gemerkt, dass die AfD zwar Wasser predigt aber Wein trinkt und deren Programm zwar viel verspricht aber wenig hält. Und da ist das BSW eben eine weitere Alternative bei der mal zwar gegen "das Establishment" sein kann aber eben nicht den braunen Sumpf wählen muss.
Es geht also eher darum: Hauptsache Protest, egal in welcher Richtung.
Wagenknecht und AfD erklären zwar, gegensätzliche Positionen zu haben, haben aber gefühlt ziemlich ähnliche Aussagen zu vielen Themen. Was die neuen Umfragen aber auch ergeben: Wagenknecht spricht Wähler an, die ansprechbar für populistische Versprechen sind, zu Symphatie zu Diktaturen neigen, also die die bisher AfD gewählt haben. Die Ergebnisse der BSW Partei sind ja fast deckungsgleich mit den Verlusten der AfD. Im "bürgerlichen" Bereich gewinnt BSW keinen Blumentopf.
Aber wenn sie die Linke zur Splitterpartei gemacht hat, und der AfD Wähler abnimmt, dann finde ich das schonmal gut.
Interessant auch, dass BSW im Westen kaum die 5% Hürde erreicht, also ein auf wenige (kleine) Bundesländer beschränktes Phänomen ist.
Umfragen sind oft sehr ungenau, vor allem wenn es um die Frage geht, ob jemand einer Partei wie die AfD wählt. Es ist bekannt, dass Leute oft falsche Angaben machen, weil sie sich nicht trauen, zu sagen, welche Partei sie wirklich wählen. Der Grund dafür ist die tägliche Negativberichterstattung / Anti-AfD-Propaganda der Medien, die die ganze AfD und alle ihre Wähler in die Rechtsradikalismusecke stellen will. Damit wird indirekt ein Druck auf die Befragten ausgeübt, sich "sozialkonform" zu äussern. Das Wahlverhalten und die eigenen Überzeugungen können aber ganz anders sein.
BSW wird ausserdem nicht nur bei der AfD ein paar Wähler abholen, sondern vermutlich aus dem ganzen Parteispektrum. Zunächst einmal ist BSW aber eine neue noch kleine Partei, die in den Kinderschuhen steckt, während die AfD nach zehn Jahren gross geworden, professionell organisiert ist und über stattliche finanzielle Mittel verfügen dürfte. Das BSW hat hier einen klaren Nachteil, abgesehen davon, dass es mit der Gallionsfigur Wagenknecht nicht ganz bei Null starten muss. Dennoch darf man BSW nicht überschätzen. Das, was BSW fordert, und was sie dann wirklich in der Praxis machen werden, sind zwei verschiedene Dinge. Ich sehe das BSW als einen Nachfolger der Linkspartei mit leicht verändertem, politischem Programm, während die Linkspartei langsam aus den Parlamenten verschwinden wird. Das Wählerpotenzial des BSW sehe ich in der Grössenordnung der Linkspartei vor ein paar Jahren, allenfalls mit minim mehr Wählern. Vor allem aber denke ich nicht, dass BSW ernsthaft etwas gegen die Zuwanderung unternehmen wird. Das verspricht das BSW zwar, doch wenn man schaut, wie die Leute dort ticken, und was deren Menschenbild ist, dann habe ich Zweifel. Diese Leute kommen aus einer politischen Ecke mit der Vorstellung einer idealen Welt, in welcher es überhaupt gar keine Grenzen gibt, und wo jeder Mensch sich dort frei niederlassen darf, wo es ihm am besten gefällt oder wo er die besten Aufstiegschancen hat (beruflich, sozial, Wohlstand etc.).
Die Talfahrt dürfte weitergehen nehme ich an.
Die Hochwassermarke ist überschritten und die Welle rollt nun sachte zurück.
Die Reizthemen (Gendern, LGBT, Asyl, PC) ziehen nicht mehr so richtig bzw die anderen Parteien haben auch gelernt etwas gegenzusteuern.
Desweiteren dürften einige Wähler von dem immer radikalerem Kurs der Afd doch abgeschreckt werden, für Protestwähler ist die BSW dann die doch etwas harmlosere Alternative.
Die AfD stößt ja rethorisch auch in eine legitime Lücke. Nur dass die AfD ihre politische Ziele nur suggeriert. In der Realität stimmt sie gegen ihre Wählerschaft und begünstigt reiche Schichten.
Die BSW dagegen dürfte sozial genau den Schichten etwas bringen, die sie wählen.
Beide bedienen sich ansonsten dem Rechtspopulismus, wenn auch auf andere Art.
Dass BSW daher eine massive Konkurrenz ist, sollte klar sein.