Bismarcks Politik bewerten?

2 Antworten

Wie würdet ihr Bismarcks Bündnis- und Innenpolitik bewerten?

Wer war der Politiker Bismarck? Er verstand sich in erster Linie als Diener seines Monarchen und seines Landes, Preußen. Darin war er erfolgreich: er hat Preußen zur Vormacht in Deutschland gemacht und aus seinem König Wilhelm einen "Kaiser Wilhelm". Außerdem wurde unter ihm Deutschland zur Großmacht – und einem Unruheherd - in Europa, wenn auch keine Weltmacht, aber Bismarck war damit zufrieden, weil er begriff, dass Deutschland dem britischen Weltreich keine Konkurrenz machen konnte. Sicher, Bismarck hat Kriege geführt, aber Krieg galt damals als legitimes Mittel der Politik. Als Außenpolitiker war Bismarck durchaus erfolgreich, allerdings hat er durch seine komplizierten, auch widersprüchlichen Bündnisse seinen Nachfolgern eine Bürde auferlegt, deren Folgen er aber nicht absehen konnte. Negativ für das Reich und seine weitere Geschichte waren seine hartnäckige Weigerung, sich mit Frankreich zu einigen, und seine Bemühungen, dieses permanent in Europa zu isolieren. Auch nach damaligen Verhältnissen konnte diese Politik auf Dauer keinen Bestand haben, und hier hat er seinen Nachfolgern den falschen, einen fatalen Weg gewiesen - was er nicht wissen konnte. Die Verantwortung dafür, diesen Irrweg einer dauerhaften Feindschaft mit Frankreich verstetigt zu haben, tragen allerdings Bismarcks Nachfolger, denn sie hatten Alternativen!

Und wie soll man den Innenpolitiker Bismarck bewerten? Er hat Deutschland geeint, aus vielen deutschen Monarchien ein Monarchenbündnis geschmiedet und in ihrer Mitte seinen König als Kaiser installiert. Zwar waren weder die anderen Monarchen noch ihre Völker Untertanen des Kaisers, aber die Verfassung gab dem Kaiser erhebliche Machtbefugnisse. Die Verfassung hatte Bismarck auf sich und seine Fähigkeiten zugeschnitten, er, nicht der Kaiser, war der wahre Regent des Reiches. Gewiss, er hatte Machtbewusstsein, aber ihm fehlte staatsmännische Vorausschau. Denn ohne ihn bzw. einen fähigen Nachfolger, ohne einen kooperativen, fähigen Kaiser war die Reichsregierung überfordert - die Regierungen Wilhelms II. und seiner Kanzler belegen dies. Gewiss hat Bismarck seinem Kaiser, Wilhelm I., erhebliche politische Macht bewahrt, aber im Hinblick auf die Zukunft wäre sowohl eine Demokratisierung als auch Parlamentarisierung der preußischen bzw. der kaiserlichen Monarchie der Hohenzollern sinnvoller und vielleicht dynastieerhaltend gewesen. Insofern erweist sich Bismarck lediglich als Kind seiner Zeit und seiner Herkunft, ohne politischen Weitblick. Diesen besaß er auch nicht bei seiner Sozialpolitik, für die ihn manche Bewunderer heute noch loben - obwohl sie nur allerniedrigstes Niveau der Bevölkerung unzureichend absicherte. Im internationalen Maßstab war diese Politik allerdings fortschrittlich, sicher lobenswert, auch von einem gewissen patriarchalisch-sozialfürsorglichen Gedanken bewegt. Vorallem aber war sie durch Bismarcks Feindschaft gegen alles Sozialdemokratische motiviert. Nie hat Bismarck versucht, zu einem Ausgleich mit der Sozialdemokratie und ihrem Wirken für die Interessen der großen Gruppe der Arbeiterschaft zu kommen, sondern er hat in ihnen immer nur Reichsfeinde sehen wollen. Auch hier war Bismarck wenig vorausschauend, in keinem Falle demokratisch gesonnen, und hat er die Zeichen der Zeit nicht erkannt oder erkennen wollen. So ist auch seine Bilanz als Innenpolitiker recht gemischt.

Fazit: Bismarck war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein bedeutender preußisch-deutscher und europäischer Politiker, der Leistungen und Fehlleistungen vorzuweisen hat. Ihn als deutschen Heros in höhere Sphären zu erheben, wie es insbesondere in nationalistischen Kreisen schon des Kaiserreiches selbst geschehen ist und bis heute nachwirkt, überschätzt Bismarck als Mensch und Politiker in erheblichem Maße!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Seine Bündnispolitik war ziemlich intelligent und gut dafür geeignet das verfeindete Frankreich zu isolieren. Des weiteren hat er Deutschland auf eine sehr clevere Art und Weise vereinigt. Das hätten nicht viele Leute gekonnt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich setze mich viel mit Politik auseinander.

ekoelendne85737 
Fragesteller
 05.03.2023, 20:19

Aber was war eigentlich der Unterschied zwischen der Bündnispolitik und Innenpolitik?

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ErenJager2005  05.03.2023, 20:25
@ekoelendne85737

Naja, Bündnispolitik würde ich als Teil der Außenpolitik betrachten, weil es ja etwas mit anderen Staaten zu tun hat.

Unter Innenpolitik verstehe ich Themen wie Wirtschaft, Militär, Gesetze usw.

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