Themenspecial 11. November 2020
Missbrauchsprävention
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Erkennen von Missbrauch?

1 Antwort

Hallo Mackata,

vielen Dank für die Frage. Gerne geben wir Ihnen und Ihrer Frau Hinweise, die hoffentlich im Alltag hilfreich sein können.

Es gibt leider keine Symptome, die eindeutig auf sexuellen Missbrauch hinweisen. Auch körperliche Verletzungen sind in den meisten Fällen nicht vorhanden oder nicht eindeutig auf sexuellen Missbrauch zurückzuführen. Ernst zu nehmende Signale sind neben Äußerungen von Kindern vor allem Verhaltensänderungen. Wenn ein Kind immer stiller und zurückgezogener wird, dann ist das auffällig. Es kann aber auch sein, dass ein Kind aggressiv wird, Gegenstände kaputt macht und alle in Atem hält. Viele betroffene Kinder haben Schlafstörungen und nässen plötzlich wieder ein. Andere entwickeln ein gestörtes Essverhalten.

Zudem führt die Manipulation durch den Täter oder die Täterin häufig dazu, dass ein Kind zunehmend isoliert ist, keine Freunde mehr hat und mit niemandem mehr sprechen will und kann. Auch das ist ernst zu nehmen und kann ein Anzeichen für sexuellen Missbrauch sein. Nicht zuletzt zeigen viele betroffene Kinder sexualisiertes Verhalten. Zum Beispiel imitieren sie Erwachsenensexualität und überschreiten dabei selbst Grenzen von anderen. Das geht über die normale und altersgerechte Sexualentwicklung hinaus und ist für viele Menschen schwer einzuordnen.

Kurzum: Die Signale können sehr vielfältig sein. Wenn einem das Verhalten eines Kindes ein komisches Gefühl macht, dann sollte man sich mit jemandem darüber austauschen, genauer hinsehen und dem Kind Gesprächsangebote machen – ohne sprichwörtlich mit der Tür ins Haus zu fallen, das Kind zu verängstigen und damit den Schutz des Kindes letztlich eher zu gefährden.

Die “Alarmglocken” sollten vor allem schrillen, wenn ein Kind sich zu Übergriffen äußert und Situationen schildert, die deutlich grenzüberschreitend sind. Leider ist das selten der Fall. Zumindest haben Erwachsene sehr häufig den Eindruck, dass ein Kind nichts sagt. Aus Kindersicht ist das anders: Viele betroffene Kinder versuchen, sich Erwachsenen mitzuteilen und Hilfe zu bekommen. Das passiert mal mehr, mal weniger subtil. Oftmals sind es Hinweise, die eher vage formuliert oder zumindest für Erwachsene nicht ganz eindeutig sind. Vielen Kindern fehlen die richtigen Worte dafür. Sie sagen das, was der Täter oder die Täterin ihnen gesagt hat. Um ein Beispiel zu geben: Eine Anruferin hat uns von sexuellem Missbrauch ihrer Tochter durch den Großvater berichtet. Rückblickend hat ihre Tochter schon Jahre zuvor erzählt was passiert. Sie habe immer „an Opas Lolli lutschen sollen“ – so hatte das kleine Mädchen die Situation formuliert. Niemand hat wirklich verstanden, was sie damit meint. Alle haben gesagt, dass sie es dann halt nicht machen soll, wenn sie nicht möchte…

Wichtig ist also, genau hinzuhören und hinzusehen und sexuellen Missbrauch überhaupt als Möglichkeit in Betracht zu ziehen!

Alles Gute und viele Grüße,

Das N.I.N.A.-Team