Ausbildung zum Fahrdienstleiter Erfahrung gute Idee?

4 Antworten

Also irgendwie bin ich mit den meisten Kommentaren hier nicht so wirklich einverstanden. Richtig ist, dass es aktuell 4 verschiedene Stellwerkstypen gibt (mit jeweiligen Unterschieden der Bauart):

  • mechanisch (klassisch mit Hebeln)
  • elektromechanisch (Drehschalter)
  • Spurplan (Drucktasten auf einem Tisch oder an der Wand)
  • elektronisch (ein üblicherweise größerer Bereich, Bedienung über PC)

Zu den Hauptaufgaben zählt, für Sicherheit zu sorgen. Du stellst den Zügen den Fahrweg ein und ggf. das Signal per Hand auf "Fahrt" (im mechanischen Stellwerk), rangierst Züge, sperrst Gleise für Techniker und allerlei etc. Im Störungsfall trägst du dann die Verantwortung, dass nichts passiert. Dazu kommt leider noch ein bisschen Papierkram, da es die DB bis heute noch nicht so recht auf die Reihe bekommt, Fahrpläne für außerplanmäßige Züge rein elektronisch zu organisieren. Darunter fällt letztendlich auch die sogenannte Betra (Bau- und Betriebsanweisung, also "Anleitung" für dich) bei einer Baustelle oder sonstigen Arbeiten.

Der Job an sich macht eigentlich sehr viel Spaß. Wenn man nicht gerade an einem größeren (Knoten)bahnhof sitzt, ist die Arbeit meist sehr angenehm und ruhig. Besonders das elektronische Stellwerk nimmt dir dank der Zuglenkung sehr viel Arbeit ab. Grundsätzlich hält sich der durchschnittliche Arbeitsaufwand besonders auf kleineren Stellwerken also sehr in Grenzen. Auf meinem Zweitstellwerk habe ich in 7 Stunden Schichtzeit maximal 30-45 Minuten wirklich etwas zu tun. Den Rest der Zeit legt man die Beine hoch, schaut, dass alles läuft und entspannt. Was natürlich nicht bedeutet, dass es nicht auch stressig werden kann. Im Störungsfall z.B. muss man innerhalb kürzester Zeit hochkonzentriert sein, damit keine Fehler unterlaufen.

Finanziell sieht es nicht schlecht aus, je nachdem in welche Eingruppierung man rutscht. Auf den kleinen Bahnhöfen gibt es als Einsteiger ca. 2400€ Bruttogehalt, auf den größten Bahnhöfen sind es gleich einmal 600-700€ mehr. Für einen Beruf, für den man kein Studium oder eine aufwendige Ausbildung benötigt, ist das Gehalt okay. Urlaubstage bekommst du grundsätzlich 28 pro Jahr bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 38,5 Stunden pro Woche. Dank dem Wahlsystem der Gewerkschaft EVG hast du allerdings die Möglichkeit, deine Arbeitszeit um eine Stunde pro Woche zu kürzen (die du dann trotzdem arbeitest, weil Schichten dadurch nicht kürzer werden), 6 Tage mehr Urlaub zu erhalten (das wären dann 34 pro Jahr) oder 2,6% mehr Gehalt zu bekommen. Im Jahre 2020 gibt es dann erneut die Wahl, zusätzlich zur ersten.

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Schichtdienst: es ist gewöhnungsbedürftig. Aber wie bereits geschrieben wurde hast du dann auch mal zu Zeiten frei, zu denen andere arbeiten müssen. Das lässt dann sehr viel Spielraum für private Dinge wie Behördengänge, Zeit für die Kinder etc. Allerdings, da gibt es nichts zu beschönigen, herrscht eigentlich flächendeckend Personalmangel. Das bedeutet, dass man auch mal einen freien Tag opfert, um offene Schichten zu besetzen. In der Regel gibt es dann aber an anderen Tagen zusätzlich frei, damit es sich ausgleicht. Überstunden kann man ansparen und früher oder später in zusätzliche Urlaubs- oder Elternzeittage umwandeln, oder sie zum Jahresende ausbezahlen lassen (und das lohnt sich).

Fazit: ein spannender Beruf, in dem man immer wieder etwas neues sieht. Man wird Teil der großen Eisenbahnerfamilie und trägt die Verantwortung über das Leben der Kollegen, die draußen im Einsatz sind. Man hat einen sicheren Arbeitsplatz und muss im Krankheitsfall keine Angst haben, entlassen zu werden. Die Bezahlung ist zwar nicht fürstlich, aber gerade auf kleineren Stellwerken in Relation zum Arbeitsaufwand doch sehr ordentlich.

Kleiner Tipp: die DB macht auch Praktika. Dadurch hättest du die Chance, in den Beruf reinzuschnuppern

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Moin, ich kann dir leider nicht sagen wie es als Fahrdienstleiter ist da ich angehender Lokführer bin, aber ich kann dir nur empfehlen auf YouTube Videos über den Beruf anzusehen, da gibt es so einiges. Dazu kann ich noch empfehlen auf die Karriere Seite der DB zugehen, da wirst du auch viele Informationen kriegen.

Hier mal ein kleiner Vorschlag was du dir ansehen kannst:

https://www.youtube.com/watch?v=T7shvBp7yxI

https://www.youtube.com/watch?v=UYn_zmr8Q-A

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Paejexa  31.05.2019, 15:58

7:16 im 2. Video: das alte Trainingszentrum Regensburg ^^ wurde leider geschlossen. Weißt du, wie alt das untere Video ist?

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THWFanGER  31.05.2019, 18:15
@Paejexa

Hochgeladen wurde es ja am Aug 31, 2015 .. Wie alt es genau ist kann ich jedoch nicht sagen, warum wurde das denn eigentlich geschlossen? Sieht ja nicht schlecht aus, ob alle Räume der Fahrdienstleiter so aussehen? Wir hatten bis jetzt noch nie solche Räume ^^

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Paejexa  01.06.2019, 12:24
@THWFanGER

Warum das geschlossen wurde weiß ich auch nicht, ist aber auch erst ein oder zwei Jahre her. In Regensburg war auch immer das SMK-Seminar. Die hatten dort diesen großen Raum mit dem wirklich tollen Lehrstellwerk, eine fantastische Kantine, ein paar Räume für sportliche Aktivitäten, einen Fußball- und einen Tennisplatz und noch mehrere Aufbauten für Gruppenübungen (für das SMK-Seminar). Also das Trainingszentrum Regensburg war wirklich top.. selbst die Zimmer hatten keine Mängel

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THWFanGER  01.06.2019, 12:50
@Paejexa

Also unser SMK statt jetzt vor paar Wochen in Bad Nenndorf statt, das Hotel mag zwar geil sein, der rest ist aber totaler schwachsinn.. Vorallem die Übungen fand ich eigentlich zum großteil total lächerlich..

Dort gab es nur eine Wippe, ein Kletterseil sowie paar Baumstämme zum herum balancieren..

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Paejexa  01.06.2019, 16:22
@THWFanGER

Ja das ist echt lächerlich.. in Regensburg gab es z.B. eine 4 Meter hohe Wand, die man ohne Hilfsmittel mit der gesamten Gruppe erklimmen musste. Oder die "Affenschaukel" - mehrere Autoreifen an Seilen aufgehängt, über die man sich mit viel Schwung nach vorne arbeiten musste. Sah leichter aus als es tatsächlich war ^^

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Paejexa  01.06.2019, 16:49
@THWFanGER

Ich bin Fahrdienstleiter, hatte 2014 mit der Ausbildung angefangen und bin seit 2017 ausgelernt. Und du?

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Hallo,

die Nachteile sind im wesentlichen :

  • Schichtarbeit an 7 Tagen der Woche
  • Pkw erforderlich (Stellwerke sind nicht immer mit dem ÖPNV zu erreichen, da oft abseits in Wald und Flur gelegen)

Zur Arbeit selber:

Es gibt im Prinzip 2 große Arten von Stellwerken,nämlich

  • Klassische Altanlagen, die noch mechanisch oder eleltro-mechanisch arbeiten

und die

  • elektrischen Stellwerke und die sogenannten Betriebszentralen

Bei den Altanlagen arbeitest du vielfach alleine in der Schicht, während bei den elektrischen von alleine bis zu 20 Leuten in der BZ sein können.


Paejexa  25.05.2019, 23:27

Bis zu 20 Leute in der BZ? Bei uns waren es tagsüber 42 pro Schicht ;P

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OlafausNRW  26.05.2019, 20:06
@Paejexa

das wird sich ändern :-) die BZ sind doch mittlerweile ein Auslaufmodell......

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Paejexa  27.05.2019, 13:52
@OlafausNRW

Ja das stimmt, man will ja bald auf Steuerzentralen setzen. Aber da spricht man dann auch nur noch von ca. 6-15 Leuten, je nachdem

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OlafausNRW  27.05.2019, 15:55
@Paejexa

ja man will einfach nicht den alten Begriff "Zentralstellwerk" benutzen, obwohl es genau die werden, nur halt eben mit Computern statt Relais :-)

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Mit dem Schichtdienst musst du lernen klar zu kommen. In der Regel gibt es 3 Schichten, Früh, Spät, Nacht. Du hast meist 3,4 mal die gleiche Schicht, ein paar Tage frei, und dann dann wieder ein paar Tage lang eine andere Schicht. Es wird am Anfang ungewohnt sein, aber irgendwie kommen die meisten damit klar. Und mal ehrlich, die (jüngeren) in normalen Jobs schaffen es doch auch, am Wochenende Nachts Party zu machen, Sonntag erst früh um 7 ins Bett zu gehen, aber trotzdem Montags wieder ins geregelte Berufsleben zurückzukehren.

Man muss im Monat etwa 2-3 Wochenenden arbeiten, das ist nervig, dafür hast du auch regelmäßig in der Woche frei. Und das wirst du ganz schnell lieben lernen. Du bekommst da soviel erledigt, Mittwoch-Freitag frei, Frau auf Arbeit, Kinder in der Schule, da kannst du Sachen machen, wofür andere Urlaub nehmen müssen. Behördengänge erledigen, die Wohnung renovieren, oder einfach mal nix machen. Überhaupt bekommst du in dem Job relativ viel Urlaub, über 40Tage sind keine Seltenheit, und durch den Wechseldienst kann man auch immer mal mit Kollegen tauschen bzw. Überstunden freinehmen, dass man auch mal schnell ne Woche frei hat, ohne einen Tag Urlaub zu nehmen. Es hat also durchaus auch viele Vorteile.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung