Haben Blutgruppen evolutionäre Vorteile?

3 Antworten

So genau ist das noch nicht erforscht, aber vielleicht hilft eine einfache Überlegung:

Die Evolution funktioniert so, dass zufällige Veränderungen am Erbmaterial entstehen

  1. Veränderungen, die für das Individuum einen Nachteil darstellen, reduzieren dessen Reproduktionsquote (weniger bis gar keine Nachkommen) und sterben deswegen wieder aus
  2. Veränderungen, die für das Individuum bezüglich der aktuellen Konkurrenzsituation einen signifikanten Vorteil darstellen, erhöhen dessen Reproduktionsquote (mehr Nachkommen) und setzen sich deshalb durch und verdrängen die Individuen, die nicht über diesen Vorteil verfügen)
  3. Veränderungen, die in den aktuellen Konkurrenzsituationen weder einen Vorteil noch einen Nachteil darstellen existieren können und werden nebeneinander Existieren. Es entsteht eine durchmischte Population
  4. Ändern sich z.B. die Umweltbedingungen und plötzlich ist die eine Ausprägung besser adaptiert als die Andere wird sich in Folge Diese durchsetzen.

Das gilt nur, wenn es Konkurrenz und Austausch des Erbmaterials zwischen den Individuen gibt. Deshalb können sich z.B. auf Inseln endemische Arten herausbilden, die ggf. nicht optimal angepasst sind. So sind z.B die Kiwis auf Neuseeland ausgestorben, weil eingeschleppte und verwilderte Hauskatzen (oder waren es Ratten) die Gelege gefressen haben. (Vielleicht ist das konkrete Beispiel jetzt falsch, zeigt aber was ich meine)

Im Umkehrschluss kann man ableiten: Da es verschieden Blutgruppen gibt, ist nicht anzunehmen, dass die Eine oder Andere global gesehen signifikante evolutionäre Vorteile bringt.

Aktuell mussten wir erleben, dass die Blutgruppe Einfluss auf das Corona Ansteckungsrisiko hat. Ohne die weltweite Impfkampagnie hätte das Coronavirus Covid H5N1 die Blutgruppe 0 begünstigt.
Es scheint gesichert, dass die Blutgruppe 0 die Überlebenswahrscheinlichkeit bei eine (unbehandelten) Malariaerkrankung erhöht. Das führt dazu, dass in Gebieten in denen diese Krankheit vorkommt die Blutgruppe 0 einen (kleinen) Selektionsvorteil darstellt.
Möglicherweise sind solche, noch nicht ausreichend erforschte, Effekte für die geografisch unterschiedlichen Verteilungen der Blutgruppen verantwortlich. Es kann aber auch sein, dass die unterschiedlichen Verteilungsmuster, speziell in begrenzten Gebieten mit vergleichsweise wenigen Individuen, schlichtweg auf einem reduzierten Austausch von Erbmaterial über die Gebietsgrenzen hinweg beruht. Die Grenze kann dabei geografisch, aber auch ethisch moralisch sein.

Ja, aber nicht aufgrund davon, das es als Blutgruppe Relevanz für Transfusionen hat.

Blutgruppenmerkmale haben eigentlich nie den hauptsächlichen Sinn, Körperfremdes Blut von körpereigenem zu unterscheiden. In der Natur kommen Transfusionen schließlich nicht vor. Jedes Antigen hat eine 'richtige' Funktion, für die es eigentlich gedacht ist.

Und die meisten wirklich bekannten Dinge sind nicht im AB0-System oder beim Rhesus-D-Antigen, sondern bei unbekannteren Systemen. ZB spielt die Blutgruppe nach dem Duffy-System eine Rolle bei Malaria-Infektionen, weshalb man eine deutlich andere Verteilung der Duffy-Antigene in Malaria-Endemie-Gebieten findet als in anderen Gebieten. Aber wer weiß schon, welche Merkmale man im Duffy-System hat?

Fair, es gibt wohl Anzeichen, das Blutgruppe 0 ein niedrigeres Malaria-Risiko hat als A, B und AB, aber beim Duffy-Antigen ist bewiesen, dass es der Punkt ist, an dem die Plasmodien in die Zelle eindringen. Ist deutlich aussagekräftiger als die Vermutungen, die es bei Blutgruppe 0 gibt.
Im übrigen: Das die Blutgruppe Einfluss auf Covid hätte, wurde schon lange entkräftet.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bin MTL - arbeite also in einem Krankenhauslabor

Auf diesen Gebiet wird noch geforscht.

Bislang sind wenige zuverlässige Erkenntnisse bekannt.

So hat wohl die Blutgruppe 0 gewisse Vorteile bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Mit besten Grüßen

gregor443

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung