Indianervölker in Süd- und Mittelamerika

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Im Gegensatz zu den nordamerik. Indianern entwickeln südamerik. schon in den vorchristl. Jt. Hochkulturen. Die bekanntesten sind die Maya, später die Azteken und Inka. Sie haben einige Gemeinsamkeiten und weisen alle zusammen schon vor der Missionierung durch Europäer ein paar strukturelle Ähnlichkeiten mit dem christl. Abendland auf. Neben Städten mit ausgefeilter Infrastruktur beeindrucken im Rückblick die riesigen Pyramiden, Stufen die Himmelssphären symbolisieren. Passend zur Priesterherrschaft dieser Kulturen sind sie wie das Christent. von einem starken Jenseitsglauben und einer Art Sündenbewusstsein geprägt, die zum Teil mit einer Verachtung der irdischen Welt einhergehen.Die bei weitem älteste der 3 Hauptkulturen, die der Maya, die sich im 2. Jt v. Chr. entwickelt, erstreckt sich über das heutige Mexiko, Guatemala, Belize, El Salvador und Honduras, mit Städten, Straßenbau und Wasserleitungen. Die Maya kennen soziale Schichten, Adel und Priester, Handwerker und Bauern sowie Sklaven, mehrere Götter, Astrologie, Schrift, Kalender. Zu Beginn des europäischen Hochmittelalters kollabiert die Kultur aus bis heute nicht ganz geklärten Gründen. Wie im Christentum ist der Mensch gemäß dem Popol Vuh, der zu Kolonialzeiten angelegten Sammlung älterer Geschichten, eine göttliche Schöpfung. Die Götter kreieren ihn mit Hilfe des gestaltgebenden Worts – allerdings in mehreren, teils misslungenen Versuchen. Im Widerspruch zum Christentum, das Selbstmord als Sünde bestraft, steht bei den Maya allerdings die Göttin Ixtáb, "Herrin des Seils", des Galgens, Göttin des Suizids. Während man sich in Europa, sofern man ins Paradies will, das Leben nur als Krieger oder Märtyrer nehmen darf, hievt Ixtáb Menschen nach einem Suizid in den Himmel. Deshalb ist die Selbsttötung auch aus eher nichtigen Gründen unter den Maya manchen Quellen zufolge verbreitet.

Während die Maya den Göttern normalerweise Früchte, Blumen und Tiere darbringen und Menschenopfer eher in Notzeiten durchführen, ist die rituelle Tötung von Menschen ein Markenzeichen der Azteken. Sehr viel jünger – und kurzlebiger – als die der Maya ist die Kultur derer, die sich selbst Mexica nennen und im heutigen Mexiko siedeln. Ihre Hauptstadt Mexiko mit gepflasterten Straßen und Wasserleitungen gründen sie im 14. Jh . Ihre furchtbar anzusehenden vernarbten Priester kasteien sich – bisschen wie europ. Flagellanten. Sie schneiden sich in die Zunge, stechen sich Dornen in den Körper, gerne auch in die Genitalien, um Blut für einige der fast 200 Götter verspritzen zu können. Als "Nahrung für die Götter", die man vor dem Abmagern schützen muss, dienen auch Menschenopfer. Es sind meist Sklaven und Gefangene, darunter Kinder, denen das Herz herausgerissen wird, deren Körper verstümmelt und teils auch gegessen werden. Zur Beschaffung der zahlreichen Menschenopfer führen die Azteken sogenannte Blumenkriege gegen benachbarte Stämme, die weder territorialem Gewinn noch der wirtschaftlichen Schädigung des Gegners dienen. Bei all der Grausamkeit sind die Geopferten bei den Azteken wenigstens Kriegsgefallenen gleichgestellt und gehen der aztekischen Überzeugung zufolge ins Paradies des Sonnengottes ein. Das unterscheidet sie von den Tausenden als Ketzer und Hexen, Gefolterten und Verbrannten in Europa, denen nach dem Tod auch noch Höllenqualen drohen.

Aber wird bei der Missionierung von Indianern durch christl. Orden ab dem 16. Jh einer der Ansatzpunkte außer Zwang, Einschüchterung und Bestechung eine gewisse Nähe aztekischer Strukturen zu christli. sein. Dem europäischen Mittelalter ähnlich scheint auch die harte Behandlung, die man Kindern angedeihen lässt. Viele leben nicht bei der Familie, sondern spartanisch in einem Jugendhaus. Dort müssen sie frühmorgens Hymnen singen, das Kämpfen mit Schwertern erlernen und werden unter regelmäßigen Prügeln zum Arbeitsdienst abkommandiert, zu Reparaturarbeiten an Straßen oder Gebäuden. Aus heutiger Sicht fortschrittl. der indi. Hochkulturen ist die der Inka, auch wenn sie nur eine Art Schrift mit geknoteten Schnüren haben (Quipus). Ihr Reich umfasst das heutige Peru, Teile Boliviens, Ecuadors, Kolumbiens und Chiles und ist so groß, dass es die Inka das "Reich der 4 Weltgegenden" nennen. Im Rückblick bemerkenswert, dass die Inka schon im Mittelalter eine Art Staatssozial. etablieren – der später gelegentlich romantisiert wurde. Auch das einfache Volk erhält eine Alters- und Krankenversorgung, in Notzeiten speist man Hungernde aus Vorratshäusern. Erkauft werden diese Errungenschaften aber dadurch, dass Bauern 1/3 der Erträge an die Priesterschaft abgeben müssen. Ein 2. 1/3 geht an den König, der damit Handwerker und Bergarbeiter der Gold-, Silber- und Kupferminen entlohnt. So ist das Inkareich eine Mischung aus Staatssozi. und Gottesstaat. Ist "Inka" ursprüng. der Name des Königs, wird er nach und nach auf das Volk ausgeweitet. Einen privileg. Umgang mit ausgewählten Tempeljungfrauen hat aber nur der Inka.

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Bloodyrainbow  02.07.2013, 00:45

Vielen Dank für´s Sternchen!

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