Ist Religion "an sich" noch zeitgemäß?

Das Ergebnis basiert auf 52 Abstimmungen

Religion ist wichtig, hat daher einen Sinn! 56%
Religion ist überholt. 31%
Ist mir egal! 13%

35 Antworten

Religion ist überholt.

Hallo, ich hoffe ihr habt euch schon auf mich gefreut... :-D

Also: Ich könnte jetzt auf die Vielzahl meiner anderen Texte hinweisen, wo ich mich - in einigen Fällen sehr stark - für die Abschaffung der Religion einsetzte. Nun will ich aber aus Gründen der Fairness die Religion als - wie es Dennet schon in einem seiner Bücher betitelte - "natural Phenomenon" sprich: "natürliches Phänomen" beleuchten. Die Religion ist bzw. war ein hübsches Sammelsurium von Geschichten, die dem wissbegierigen Menschen vor vielen hundert bzw tausend Jahren die Mysterien der Welt erklärten. Gleichzeitig bewirkte das gemeinschaftliche Glauben an etwas eine gewisse Gruppendynamik. So wie der Kegelverein in der Sankt-Klabüstel-Str. in Niederoberwestenostenfurth wurde die Religion ein Gemeinschaftsprojekt. Man half und stützte sich (das, was früher allein die Verwandtschaft eines Clans bzw. eines Rudels affenähnlicher Vorfahren tat, wurde in einigen Kulturkreisen mit einem System erweitert, welche nicht nur Richtlinien, sondern auch Gründe für das ethische Handeln lieferten). Eine Gruppe, welche solche einem Glaubenssytem angehörte, hatte eine größere Chance, andere feindliche Gruppen (welche sich innerhalb bekämpften)zu überleben. Ironischerweise war der gemeinschaftliche Glaube ein selektiver Vorteil. Man war bereit seine Freunde/Mitgläubige zu verteidigen (heute ist es eher ein Nachteil, da Religionskriege bzw. die gegenseitige Abschlachtung ohne Sinn und Verstand die Zahl der Nachkommen stark dezimiert). Seit ein paar Jahren weiss der Mensch (oder die meisten von ihnen), dass die vielen grundlegenden Schriften der Religionen dieser Erde...nun ja...wissenschaftlicher Humbug sind. Ein nettes Weltbild für 4-jährige bzw. eine Art von Metaphern, die dem einfachen Menschen das Gute an sich klarmachen sollte. Der aufgeklärte Mensch - also derjenige, der sich zwar seiner teilweisen Determination durch seine DNA bewusst ist, aber dennoch für sich selbst "frei" handeln kann - braucht keinen Mystizismus um seine ethischen Grundlagen zu erklären. Kants kategorischer Imperativ löste den Zwang des Christentums gut zu handeln (weil sonst die Verdammnis und ewige Höllenqualen drohten) durch ein Verständnis der Vorteilhaftigkeit von sozialem Handeln ab. Wir brauchen keinen Gott, der über uns wacht und tief in uns drin jeder Entscheidung zu Grunde liegt, wenn wir Gutes tun. Das wäre absurd. Nein, wir selbst entscheiden uns zu unseren Taten.

Natürlich gibt es noch dieses religiöse Gemeinschaftsgefühl á la Kegelverein. Dieses entspringt aber nicht dem Bedürfnis religiös zu sein und irgendeiner Entität zu gehorchen, sondern es ist schlicht und ergreifend das menschliche Bedürfnis nach Gesellschaft. Leider werden die Nachkommen dieser Gruppen meist zu dieser Glaubensrichtung gezwungen (mein beliebtes Beispiel, dass man ein unwissendes Kind ins Becken taucht, um so ewig dem Bertelsmannclub des Himmels anzugehören). Unser - in allen Bereichen des Lebens - streng verteidigte Glaube an die Freiheit des Menschens wird im Bereich der Religion aufs brutalste umgangen. In meinen Augen ist Religion nur in einer Weise vertretbar: wenn es sich um ein regelfreies Gemeinschaftsprojekt handeln würde, ohne dogmatisierte Glaubensinhalte, korrupte Leiter und ohne ein leeres Versprechen der Erlösung oder Verdammnis.

Komischerweise gibt es diese Religion: die Religion Mensch zu sein. Aber diese Art von Gemeinsamkeit scheint einigen Völkern dieser Erde nicht genug zu sein. Da macht es vielmehr Spaß die "Anderen" einfach abzuknallen, in die Luft zu sprengen und anschließend zur Beichte zu rennen oder gen Mekka zu beten.

In unseren heutigen Zeit wäre es wünschenswert, wenn der Keim der Wissenschaft auch in den borniertesten Hirnen Fuß fassen könnte und somit die Unsinnigkeit des Brutalismus im Namen Gottes aufhörte. Aber leider kann man jeden Tag im Fernsehen die Wahrscheinlichkeit ablesen, ob dieses je passieren wird. Sie ist erschreckend klein. Talkshows, Gerichtsshows, Castingshows usw. zeugen davon, dass der Großteil der Menschheit nicht zum erlesenen Kern der Leute zählt, die ein Buch nicht nur dazu verwenden, es nach Insekten zu werfen. Der Hauptteil der Menschheit ist leider ziemlich dämlich. Und daher werden einfache Systeme - wie zum Beispiel der Bertelsmannclub oder die Religion - immer einfacher in schwammigen Hirnen festhalten als wissenschaftliche Einsicht.


majoran  27.04.2008, 16:36

Wow, das ist also das Ergebnis von Nichtreligion? Ein Schlachthaus mit Faustrecht, weil der Mensch zu dumm ist, höhere Ideale zu suchen und sich danach auszurichten? Ein Leben ohne Religion, ist ein Leben ohne Liebe! Das hat nichts mit Fanatismus zu tun. Derjenige der aus dem Herzen glaubt, greift weder zur Waffe noch zu Schlachtwörtern, er mag die Stille, er mag die Harmonie und die Schönheit. Suche sie auch in deinem Leben, und verlasse den Haß.

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wandpilz  27.04.2008, 16:38
@majoran

lies mal die Statistiken. Atheisten sind friedfertiger als Gläubige. Aber danke für den Kommentar. Zeigt, dass wir die Religion wohl nie hinter uns lassen können, da es immer nóch Leute gibt, die glauben, dass der Glaube die alleinige Begründung ist, gut zu sein.

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majoran  27.04.2008, 18:15
@wandpilz

Danke auch für deinen Kommentar. Allerdings scheinst du die Religion für die heutige Weltpolitik anzuprangern. Doch seit über 100 Jahren treibt die Wissenschaft (und besonders die Statistik) ihr Unwesen, womit sie die heutige politische Weltlage mitbewirkt hat. Außerdem: Was heißt schon ein "statistisch" friedfertiger Atheist? Die meisten von denen arbeiten doch in der Wissenschaft und erfinden täglich Massenvernichtungswaffen .... Wie du siehst, kann man mit bequemen Vorurteilen alles durch den Kakao ziehen. Doch Fakt bleibt: alle Menschen sind vom ersten bis zum letzten Atemzug gläubig ... auch die Atheisten, nur nennen sie ihren Gott "Statistik" oder "Wissenschaft", um sich zu beruhigen und gut zu fühlen. Damit erweist sich letztlich, daß die Religion in neuen Gewändern weiterlebt.

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wandpilz  27.04.2008, 18:35
@majoran

Falsch. Es gibt einen krassen Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft. Und wenn du den begriffen hast, kannst du auch erahnen, worum es mir geht: Wenn in der Wissenschaft plötzlich neue Fakten auftauchen, ist jeder Wissenschaftler bereit, sein altes "Glaubenssystem" über den Haufen zu werfen. Bei Religion ist das nicht der Fall. Ein fanatischer Christ weicht jeglichen Beweisen aus mit den hohlen Worten, dass man halt nicht genug glaubt, wenn man zweifelt. Mir geht es darum, dass Menschen ihren Verstand gebrauchen und sich nicht auf Märchen berufen, die ein Haufen verschiedener Priester, die sich weder kannten, noch wirkliche Beweise für ihre ausgeschmückten Geschichten vorlegen konnten, zusammengekleistert haben. Die Grundprinzipien des Christentums mögen edel sein, aber ihre Durchführung war es nie. Believe me or I punch you. Das ist echt christliches Denken.

Aber ich bin mir der Tatsache bewusst, dass wir nie auf einen grünen Zweig kommen werden. Hier treffen halt zwei grundsätzlich verschiedene Weltbilder aufeinander. Daher will ich hier niemanden bekehren. Aber wenn man wenigstens die Möglichkeit in Betracht ziehen könnte, dass das, was jeden Sonntag Milliarden Menschen in Gotteshäuser strömen lässt, auch völliger Blödsinn sein kann, dann wäre ich schon zufrieden. Ich glaube die größte Einsicht des Menschen ist die, dass man sich einer Sache nie sicher sein kann. Ich gebe zu: vielleicht ist die Wissenschaft, an die ich glaube völliger Blödsinn, aber kann dieses Eingeständnis auch ein Gläubiger von sich behaupten? Ich denke nicht.

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GALLARIAOY  25.10.2008, 18:03
@wandpilz

An wandpilz: Wir müssen DIR zustimmen. Nur, wir leben nicht nur in einem Klimawandel, sondern auch in einem Bewusstseinswandel, der uns menschlich Irdischen noch offenbaren wird, was wahrlich GOTT, HIMMEL, NIRWANA, EWIGES LEBEN, VERVOLLKOMMNUNG ist und beinhaltet.

GALLARIAOY

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Religion ist überholt.

Für mich ist es nicht zeitgemäß. Aber ich denke für einen Großteil der Menschen ist Religion einfach wichtig und deswegen wird sie immer zeitgemäß bleiben.

Ist mir egal!

Religion ist der Versuch, Gott durch Einhalten von Regeln zu beeindrucken - unmöglich und anstrengend, auch nicht sehr attraktiv für andere. Von daher ist es nebensächlich.

Lebendiger Glaube allerdings wird immer zeitgemäß sein.

Religion ist wichtig, hat daher einen Sinn!

Sich mit dem Leben auseinanderzusetzen ist bestimmt nicht überholt. Auch wenn das einige so sehen mögen. Ob allerdings die katholische Kirche, oder islamistische , oder jüdische Hardliner zeitgemäss sind, ist eine andere Diskussion, die man getrennt von Religionsfragen führen sollte.

Religion ist wichtig, hat daher einen Sinn!

Die Religionen aller Zeiten und der ganzen Welt haben immer das Subtile, das Innerste im Menschen berührt, sein Herz. Das Herz wird als Zentrum der Liebe (Leben) gesehen, es spricht zu jedem Menschen mit seiner unhörbaren Stimme, die nur der einzelne für sich hört. Ein jedes pochende Herz sehnt sich nach der Liebe, nach der Einheit, fühlt sich allein im Ringen um das Alltägliche. So gibt es einen wunderbaren Spruch: "Ach, Mensch wie Tier strebt seiner Erlösung entgegen". Sprich es nicht mit dem Verstand, sage es in deinem Herzen, und fühle den Schlag deines Herzens. Hast du vergessen, daß alles "eins" ist und wir uns alle tief im innersten daran erinnern und uns danach sehnen? Seziere die Religion nicht wie ein Chirurg, sondern fühle sie wie ein Musiker die Musik fühlt. Dann wirst du den Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft verstehen.