Könnten Sie das Gesicht wieder formulieren, weil es schwierig ist und Interpretation?
Geduld. Gelassenheit. O wem gelänge
Es still in sich in dieser Zeit zu ruhn,
Und wer vermöchte die Zusammenhänge
Mit allem Grauen von sich abzutun?
Zwar blüht das Land. Die reichen Zweige wehen,
Doch Blut und Tränen tränken rings die Erde
Und in der Tage stillem Kommen, Gehen
Verfällt das Herz der tiefsten Ungebärde.
Und ist des Leidens satt und will ein Ende
Und schreit für Tausende nach einer Frist,
Nach einem Zeichen, dass das Kreuz sich wende.
Und weiß doch nicht, mit welchem Maß der Bogen
Des Unheils über diese Welt gezogen
Und welches Schicksal ihm bereitet ist.
2 Antworten
Ein Sonett "Geduld" (2x 4 Zeilen, 2x 3 Zeilen) von Marie Luise von Kaschnitz , das mit einigen anderen Kriegsgedichten in der Frankfurter Zeitung 1942-43 als Ausdruck ihrer Verzweiflung über die politische Lage, den Krieg, den damals erwarteten (allerdings viel späteren) Tod des Gatten erschienen waren. Es sind wie das Sonett "Geduld" Gedichte, die den Soldaten Hoffnung auf bessere Zeiten geben sollen, daher so ungewöhnliche "Kriegsgedichte".
Geduld. Gelassenheit. O, wem gelänge
Es still in sich in dieser Zeit zu ruhn,
Und wer vermöchte die Zusammenhänge
Mit allem Grauen von sich abzutun?
.
Zwar blüht das Land. Die reichen Zweige wehen,
Doch Blut und Tränen tränken rings die Erde
Und in der Tage stillem Kommen, Gehen
Verfällt das Herz der tiefsten Ungebärde.
.
Und ist des Leidens satt und will ein Ende
Und schreit für Tausende nach einer Frist,
Nach einem Zeichen, dass das Kreuz sich wende.
.
Und weiß doch nicht, mit welchem Maß der Bogen
Des Unheils über diese Welt gezogen
Und welches Schicksal ihm bereitet ist.
.
Wenn das Lesen schwer fällt- Anhören kann man es hier: https://www.youtube.com/watch?v=1wH4zQgglSo
oder auf Facebook.
Du willst sehr viel auf einmal.
Im Gedicht wird angefordert oder gebeten um: Gelassenheit
Einerseits gibt es unendlich viel Schönes und unendlich viel Schreckliches
Die Tage sind still, es ist ruhig, und dann bleibt auch nicht alles gleich, sondern es ändert sich etwas
Trotzdem ist der Sprecher unzufrieden, leidet
Und dabei weiß er gar nicht, wie es weitergeht. Vielleicht geht alles gut, vielleicht aber auch nicht.
So, dass ist jetzt viel weniger, als im Gedicht steht und wird dem Gedicht nicht gerecht. Aber jetzt kannst du überlegen: Wo habe ich korrekt beschrieben, wo ist meine Wiedergabe ganz daneben?
Und dann: Das Gedicht hat 14 Zeilen, ein Sonett auch. Im Barock wurden viele Sonette geschrieben. Was ist typisch für ein Sonett, was ist typisch für Barock und Barockgedichte? Jetzt ein bisschen in der Wikipedia nachgesehen, und schon kannst du das Gedicht besser interpretieren als ich. Vielleicht ist es ja auch gar nicht aus dem Barock und tut nur so?
Schon Shakespeare hat Sonette geschrieben, er hat im Zeitalter der Renaissance gelebt. Die findet sich auch in der Wikipedia.