Neuer Sänger / neue Sängerin gut oder schlecht?

Das hängt KOMPLETT davon ab wer es vorher war und wer die Neubesetzung ist.

Meist ist es gerade die Stimme, welche bei den Lieblingsbands zählt, daher ist ein Wechsel des/der Sänger*in immer eine Umstellung. Selten passt die neue Stimme genau so gut zur Band, wie die vorherige. Gut gelungen ist es bei der Letzten Instanz. Als der ehemalige Sänger aufgehört hatte, fiel es kaum musikalisch auf.

Als Nightwish jedoch Tarja Turunen auswechselte passten die nächsten Sängerinnen irgendwie nicht richtig. Erst jetzt ist ein passender Ersatz da.

Meist ist es objektiv Gewöhnungssache. Es kommt meiner Ansicht nach vor allem auf die Band und den Frontmann bzw. Originalsänger an, wie stark dessen Einfluss auf die Erscheinung, den Stil und die Wahrnehmung Band ist - bei der Münchener Freiheit (eine für meinen Musikgeschmack durchaus prägende Band) zum Beispiel ist es so, dass ich sie seit dem Ausstieg von Stefan Zauner, der auch immer so stellvertretend für die Gruppe stand, nicht mehr für interessant halte, es wirkt irgendwie "nachgemacht", nicht mehr echt, es ist nicht mehr das Original. Vor einiger Zeit kam mal ein neues Lied von denen im Radio ... früher hat man die Band an der Stimme Stefan Zauners sofort erkannt und jetzt klang es einfach nur wie irgendein Schlager - ich habe erst über die Musikrecherche rausgefunden, dass es die Münchener Freiheit war. Genauso wären BAP ohne Wolfgang Niedecken und Haindling ohne Hans-Jürgen Buchner für mich unvorstellbar, um andere Lieblingsbands zu nennen ... manches gehört einfach zusammen.

Bei den Höhnern aus Köln könnte es ähnlich sein wie bei der Münchener Freiheit: Ich fand die Gruppe zwar nie wirklich gut, obwohl manche Lieder wie "Schade Schokolade" ganz witzig sind und ihren eigenen Charme haben...

https://www.youtube.com/watch?v=w4jbvXl6cFs

...aber Henning Krautmacher war als Frontmann auch immer so der Showman und Sympathieträger der Band, der für die Höhner stand - jetzt hat er aufgehört und irgendwie denke ich, dass es nicht mehr das Gleiche ist.

Will sagen: Ein Nachfolger hat es immer schwer. Letztlich war es auch bei "Wetten, dass...?!" so, als Thomas Gottschalk aufhörte und mit Markus Lanz ein Nachfolger kam, der sich zwar Mühe gab und es gar nicht schlecht gemacht hat, aber gegenüber Gottschalk ein farbloser Langweiler war. Da hätte man die Show lieber einstellen sollen - und manche Band sollte man vielleicht auch eher auflösen, bevor ein Nachfolger die Legende kaputtmacht. Smokie ohne Chris Norman war irgendwie auch lasch, obwohl ich nie Smokie-Fan war, ganz im Gegenteil - aber seit Alan Barton sang und dann noch irgendjemand, war die Musik einfach nur noch blasse Popmusik ohne Wiedererkennungswert; vorher erkannte man zumindest Chris Normans kratzige Stimme und wusste selbst als Nicht-Fan ----> ja, das ist ein Lied von Smokie.

Ich muss dazu aber sagen: Manchmal ist auch eine Neubesetzung sehr gut, man muss ihr nur eine Chance geben und die Geschmäcker sind ja auch verschieden. Genesis fand ich mit Ray Wilson ("Calling All Stations") besser als mit Phil Collins, da ich mich an dessen Stimme trotz seiner Genialität sattgehört hatte - wobei da ja genau genommen Peter Gabriel der Originalsänger gewesen ist, den ich auch gut finde. Mit Ray Wilson war die Musik wieder viel erdiger und man war den psychedelischen Anfängen von Genesis weitaus näher. Und auch, um mal ein deutsches Beispiel zu bringen, die Flippers waren in ihrer letzten Dreier-Besetzung...

https://www.youtube.com/watch?v=oGwZ8T65Sws

...nicht schlechter als in den Anfangsjahren, ganz im Gegenteil: Die Musik ihrer ersten Jahre fand ich durchweg schmalzig und schlecht, aber um 1990 herum schon als Trio waren ihre Lieder wie "Lotosblume" oder wie in diesem Video "Sieben Tage Sonnenschein" für Schlager ganz okay.

Oft steht und fällt der Erfolg einer Band mit dem Sänger. Wenn die Band also berühmt ist, hatten sie einen besonders tollen Sänger. Den zu ersetzen ist schwer. Zumal dabei ein Image transportiert wird.