War der 8. Mai für die Deutschen ein "Tag der Befreiung"?
Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa. Heute ist in diesem Zusammenhang häufig vom "Tag der Befreiung" die Rede.
Zwar ist dies für vom Nationalsozialismus verfolgte Gruppen zweifellos richtig. Allerdings sahen die meisten Deutschen die Alliierten damals vermutlich nicht als Befreier, sondern als Besatzer.
Insbesondere auch Millionen von Heimatvertriebenen und vergewaltigten Frauen dürften den Tag nicht als Befreiung empfunden haben. In Ostdeutschland wurde ja ohnehin bloß eine braune durch eine rote Diktatur ersetzt.
Mich würde jedoch Eure Meinung interessieren: War der 8. Mai 1945 aus Eurer Sicht für die Deutschen ein "Tag der Befreiung"?
Das Ergebnis basiert auf 53 Abstimmungen
8 Antworten
Ich glaube, dass es ein allgemeines Aufatmen gab. Durch die Kapitulation wurden viele Leben gerettet. Vor allem auch junge Leute. Meinen Opa hatten sie gerade noch eingezogen, weil es sein Meister (ein alter Nazi) so wollte.
Ich glaube, dass man gar nicht groß an die Niederlage gedacht hat, sondern ans Überleben. Alle waren wahrscheinlich froh. Die Eliten nicht, aber die haben ja auch weniger gelitten.
Einschränkend muss man sagen, dass für die Vertriebenen dann viel Leid erst losging.
Es ist schwer, diesen Tag der absoluten Niederlage als Befreiung anzusehen und diese Betrachtungsweise ist sicherlich auch erst Jahrzehnte später möglich, so wie das der damalige Bundespräsident von Weizsäcker zum 40. Jahrestag des Kriegsendes formuliert hat.
Und ja, der 8. Mai war ein Tag der Befreiung - auch wenn das erst nur für die paar Zigtausend Menschen gegolten hat, die in den Konzentrationslagern überlebt hatten.
Ein Tag der Befreiung vom Naziterror für sie und auch ein Tag der Befreiung vom alles dominierenden NS-Staat und seinen Bütteln von der Partei und der SS.
Dass diese Befreiung teuer erkauft und bei weitem nicht von allen Deutschen erwünscht war, kann man sich gut vorstellen. Aber unter dem Strich wurden ja auch all unsere Nachbarländer befreit, die von Deutschland überfallen worden waren.
Der Führer war schon tot und die Rache der Allierten noch nicht ganz umgesetzt.
Das war nur eine Frage der Zeit, es hätte auch der 01. Oder der 15. Mai 45 sein können. Ja, es ist gut, daß die Nazis weg vom Fenster waren, denn das ganze System war sinister. Aber frag mal Vertriebene, und da gebe ich Dir Recht, was einige Russen gemacht haben. Säuglinge gegen den Ofen geworfen, vergewaltigt, Teenager abgeknallt ( jeder 2. in der Reihe). Wissen nur einige. Was kam dann? Die göttliche Hoch-Zeit? Vergiss es. Die Amerikaner haben die Russen an der Mulde getroffen, ja, sie hatten auch keinen Bock auf sie, aber das geringere Übel war dann immer noch besser als das Größere, also hat man paktiert (obwohl man sich misstraute und nicht mochte).
Alles in Allem: wessen Opa in der Wehrmacht oder bei der SS in Russland war, sich aber auf die 'böse' DDR und deren Bürger beruft..... Schnauze halten. Und damit meine ich nicht Dich.
In Nachhineain gesehen auf jeden Fall, auch wenn die Menschen das damals ganz anders, nämlich als eine herbe Niederlage und Demütigung empfunden haben.