Was haltet ihr von der Behindertenwerkstatt?

4 Antworten

Es ist Ausbeutung, Exklusion und ein Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention.

Wir leben in einem ableistischen und kapitalistischen System, in dem nur zählt, wie schnell und wie viel gearbeitet wird. Menschen, die für die gleiche Menge länger brauchen oder bestimmte Hilfsmittel benötigen, werden als "unnötige Belastung" empfunden, mit denen sich die AG nicht rumschlagen wollen. Also wird lieber die Strafabgabe gezahlt.

Gleichzeitig wollen die Werkstätten ihre besten Beschäftigten nicht verlieren, denn auch den meisten Werkstätten liegt ein Leistungsgedanke zu Grunde, da dort häufig Arbeiten für den 1. Arbeitsmarkt erledigt werden und Fehler oder zu späte Rücksendungen Strafzahlungen (teilweise im vierstelligen Bereich) zur Folge haben.

Die Folge davon ist, dass es für viele Menschen mit Behinderungen die einzige Arbeitsstätte bleibt, denn nicht mal 1% aller Beschäftigten wechseln auf den allgemeinen Arbeitsmarkt - obwohl die Behindertenwerkstatt offiziell eine Eingliederungsmaßnahme für den allgemeinen Arbeitsmarkt ist.

Ein großes Problem ist, dass Menschen in einer WfbM nicht als Arbeitnehmer*innen gelten. Dementsprechend erhalten sie keinen Mindestlohn und dürfen z.B. auch nicht streiken.

Folge: Sie müssen Montagearbeiten für die Industrie erledigen, für die die Firmen dann nur einen Billiglohn zahlen müssen, weil Menschen mit Behinderungen nur 1,35€/Stunde bekommen. Fast 10€ weniger als beim Mindestlohn für Arbeitnehmer*innen.

Was hat nun die oben angesprochene UN-Behindertenrechtskonvention damit zu tun? Sie sieht vor, dass Menschen mit Behinderung ein gleiches Recht darauf haben, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit bestreiten zu können, dies ist aber durch eine WfbM absolut nicht gegeben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity

Nobodyrotz  28.11.2022, 18:13

Ja. Auch das ist Mobbing.

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Selkiade  28.11.2022, 18:51
@Nobodyrotz

Nicht nur Mobbing, sondern noch schlimmer. Das ist Diskriminierung und Verwehrung eines Menschenrechtes.

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Ich kenne sehr viele Leute, die in solcher Einrichtung arbeiten. Sie werden runtergezogen und auch von den Betreuern dort gemobbt. Es wird alles zu schön dargestellt von Menschen, die nicht selbst dort arbeiten müssen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Von welcher?

Generell eine gute Idee. Menschen brauchen eine Aufgabe fürs Selbstwertgefühl.


Nobodyrotz  28.11.2022, 18:16

Diese Arbeit zieht Menschen runter. Es ist entwürdigend. Und die meisten Menschen haben keinen Respekt vor den dort Arbeitenden.

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Bonye  28.11.2022, 18:18
@Nobodyrotz

Und wie kommen die dort arbeitenden mit den "meisten" in Kontakt? Diese Werkstatt ist es ein geschützter Bereich, dort sind nur Gleichgesinnte.

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Nobodyrotz  28.11.2022, 18:26
@Bonye

Zum Beispiel Nachbarn erfahren das schon. Außerdem werden Leute auch gefragt, wo sie arbeiten.

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Bonye  28.11.2022, 18:30
@Nobodyrotz

Und dann findest du es besser, sie verschweigen das oder schämen sich dafür? Oder sagen sie würden das Angebot nicht wahrnehmen aus Angst vor Respektlosigkeit?

Das ist doch Unsinn.

Eine Freundin von mir arbeitet in so einer Werkstatt, ich kann dein vermeintliches Wissen nicht bestätigen.

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Nobodyrotz  28.11.2022, 18:36
@Bonye

Ich kenne viele Menschen, die dort krank wurden und gemobbt werden.

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Bonye  28.11.2022, 18:39
@Nobodyrotz

Mag dann an der speziellen Einrichtung liegen. Denn meine Erfahrung geht in die entgegen gesetzte Richtung.

Und aus persönlicher Erfahrung weiß ich, das es mir sehr fehlte als ich nicht arbeiten konnte. Ein bisschen produktiv sein können, sich nützlich fühlen und im Austausch mit anderen zu sein ist verdammt viel wert für das eigene Wohlgefühl.

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Nobodyrotz  28.11.2022, 18:47
@Bonye

Wenn Du selbst dort arbeitest und es Dir gefällt, ist es ja auch gut.

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Bonye  28.11.2022, 19:02
@Nobodyrotz

Tue ich nicht, hatte dennoch Zeiten wo ich krankheitsbedingt nicht arbeiten konnte und merkte wie sehr mir das auf die Psyche schlägt.

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