Welche Gründe könnte es geben wenn ein Krankenwagen sehr langsam fährt?

8 Antworten

Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

Hat das Gründe wenn ein Krankenwagen sehr langsam fährt?

Wie für fast alles gibt es auch dafür unterschiedlichste Gründe. Klassiker sind zum Beispiel

  • Die Einsatzstelle wird gesucht,
  • die Zielklinik muss noch abgeklärt werden,
  • man fährt dem Notarzt ein Stück entgegen (Rendezvous mit NEF),
  • es wird noch am Patienten gearbeitet oder
  • ein schonender Transport hat Vorrang vor Schnelligkeit.

Ja, die laufende Reanimation ist da auch schon ein Grund - aber insgesamt ein absoluter Exot, weil schwierig durchführbar und selten (ohne mechanische Thoraxkompressionshilfe) sinnvoll oder indiziert.

Erfahrungsgemäß sind da „Suche nach der Einsatzstelle“, „Arbeit am Patienten“ oder „schonender Transport einfach notwendig/sinnvoll“ eher die plausibelsten Gründe. Allein schon in der Stadt unter Sonder- und Wegerechten ein simples Medikament aufzuziehen, wird oft schon zur Geduldsprobe. Dann wird eben währenddessen langsamer gefahren, wenn es möglich ist.

Und, man kann es fast erraten: in den meisten Fällen ringt der Patient dann auch nicht mit dem Tod. Mythos ohne Grundlage.

Mit Patient ist schnelles Fahren eher die Ausnahme - wenn es nicht akut zeitkritisch ist, bringt ein schonender Transport einfach mehr. Wenn es wirklich schlecht um den Patienten steht und eine Behandlung nur innerklinisch möglich ist, wird tatsächlich zügig statt langsam gefahren. Würde sonst auch keinen Sinn machen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Aus dem Bergrettungsdienst (kann sich vom normalen Rettungsdienst unterscheiden) kenne ich zwei Hauptarten von Szenarien. Entweder muss der Patient schnell transportiert werden, bspw. wenn er stark innerlich oder äußerlich blutet oder sein Bewusstsein eingetrübt ist. Oder er muss möglichst schonend transportiert werden, weil er bspw. einen Knochenbruch hat, bei dem Erschütterungen schmerzhaft sind, bzw. sogar zu Komplikationen führen können.

Wenn es sich nur um einen RTW ohne Notarzt handelt, wird es höchstwahrscheinlich nichts Schwerwiegendes gewesen sein. Es kann bspw. sein, dass die Anamnese keine hohe Priorität für einen NA indiziert hat, gerade keiner verfügbar war und der Patient deshalb unter Schmerzen schonend in die nächste Klinik transportiert wurde. Ein langsames Losfahren kann auch darauf hindeuten, dass bspw. noch ein paar Sachen im Fahrzeug verrräumt werden müssen, wir bei der Bergrettung nehmen z.B. standardmäßig vor dem Transport auch den Blutdruck (egal, was der Patient hat), vielleicht hat der Fahrer auch noch einen Funkspruch abgewartet o.ä.

Eine Reanimation ohne Notarzt halte ich für ausgeschlossen. Üblicherweise wird nur bei Fahrzeugstillstand reanimiert. Ein reanimationspflichtiger Patient gilt als nicht transportfähig und muss erst stabilisiert werden. Solche Notfälle werden reanimiert und dann unter Rallyebedingungen ins KH gebracht. Für so etwas gibt es mittlerweile Maschinen, die die Thoraxkompression durchführen, sodass im Auto niemand stehen muss.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Im Grunde, gibt es ja bereits sehr ausführliche Antworten. Die wesentlichen Gründe dafür sind:

1.) Es ist zwar ein Transport mit Sonder- und Wegerechten medizinisch indiziert aber es ist auch nicht so eilig, dass man jetzt schnell fahren müsste,

2.) Es werden noch Versorgungsmaßnahmen am Patienten durchgeführt, zum Beispiel muss noch ein Medikament aufgezogen und verabreicht werden. Dass geht nur im Stillstand oder bei sehr vorsichter Fahrweise, Medikamente müssen zum Beispiel auch in einer bestimmten Geschwindigkeit verabreicht werden, wenn der Rettungswagen dann gerade in ein großes Schlagloch reinfährt, könnte es passieren, dass man den Spritzenkolben aus Versehen zu schnell hereindrückt, das Medikament also zu schnell oder auch von der Dosierung her zu viel verabreicht wird und

3.) Bei Verletzungen, die einen schonenden Transport notwendig machen, zum Beispiel, ist dies bei Verletzungen der Wirbelsäule der Fall, hier will man ebenfalls nicht mit hoher Geschwindigkeit in ein Schlagloch hineinfahren oder

4.) Man möchte im Sinne des Patienten das Folgeton zurückhaltend einsetzen, dann muss man jedoch wesentlich mehr auf die anderen Verkehrsteilnehmer Rücksicht nehmen und demnach langsamer fahren, weil sie einem nur mit Blaulicht natürlich wesentlich schlechter/später wahrnehmen.

Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Dann wird zB hinten drin noch aktiv gearbeitet. Wenn das Personal zB. noch Medikamente aufzieht oder letzte Maßnahmen ergreift und sich bis dahin noch nicht setzen und anschnallen konnte, muss halt sehr vorsichtig gefahren werden. Auch wenn die Straße schlecht ist und der Patient evtl. Stark Schmerzen hat, sollte so gefahren werden, dass im RTW hinten nicht alles durcheinander fliegt. Die Fahrzeuge sind in der Regel kleine LKW die sich schwerpunktbedingt stark aufschaukeln können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 10 Jahren RA/NFS beim DRK

Das könnte ganz unterschiedliche Gründe haben.. Da wären z.b. Fehlalarm, Patient bereits verstorben, weiterführende Reanimationsversuche oder der Patient leidet an solch schweren Verletzungen, dass es fatal wäre, jede Bodenwelle mitzunehmen. Zudem fährt ein Krankenwagen meist nur so schnell, wenn er zum Einsatzort fährt. Sobald ein Patient drin liegt müssen Sie langsamer fahren um den Patienten nicht unnötig in Gefahr zu bringen und ihrer Arbeit im Wagen ordnungsgemäß nachzugehen. Richtig schnell in die Klinik rasen ist eher selten und sie fahren dann nur so schnell wenn große Gefahr für das Leben des Patienten besteht und dieser dringend ärztliche Versorgung benötigt. Aber dann fährt meist der Notarzt voraus und sorgt für freie Bahn.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Maldweister74 
Fragesteller
 01.10.2020, 09:06

Schwere Verletzungen kann man ausschließen, denke ich, es sei denn er hat sich etwas angetan (wäre möglich). Er hatte vor 3-4 Jahren eine schwere Herz-OP und hat ein paar Bypässe bekommen, sonst war er gesund, er ist erst 68, also noch zu früh zum Sterben :/

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MadameE114  01.10.2020, 09:14
@Maldweister74

Man ist leider nie zu jung zum sterben. Frag ihn doch bei Gelegenheit was los war. 😌

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