Wie alt wurden Menschen "früher"(s.u.) denn nun wirklich?

3 Antworten

Du hast die Frage im Grunde genommen schon selbst beantwortet. Die Kindersterblichkeit war früher sehr hoch und folglich war die durchschnittliche Lebenserwartung gering. Trotzdem lebten die Menschen damals nicht alle nur 30 oder 40 Jahre lang, viele lebten auch länger und vereinzelt wurden die Menschen 80 Jahre alt und älter.

Wenn man sich mit Statistik ein bisschen auskennt, dann weiß man, dass der Mittelwert oft nur eine begrenzte Aussagekraft hat und nicht immer das geeignete Mittel der Wahl ist, um den "Durchschnitt" zu charakterisieren. Der Mittelwert ist z. B. anfällig für extreme Ausreißer, denn diese können den Mittelwert stark nach oben oder nach unten verzerren. Ein Beispiel: laut statistischem Bundesland lag das Durchschnittseinkommen in Deutschland im Jahr 2023 bei 4323 Euro pro Monat. Und doch werden sich die meisten fragen: Wo sind denn meine 4323 Euro? Denn die überwiegende Mehrheit der Deutschen, nämlich rund zwei Drittel, verdient deutlich weniger. Es ist nur einfach so, dass die wenigen Spitzenverdiener in Deutschland die Mehrheit der Geringverdiener mehr als aufwiegen und den Mittelwert nach oben ziehen. Ein realistischeres Bild bekommen wir, wenn wir uns das Medianeinkommen ansehen, weil der Median weniger störanfällig gegenüber Ausreißern ist. Der Median ist der Wert, der eine Stichprobe genau in zwei Hälften teilt, d. h. eine Hälfte der Werte ist kleiner, die andere Hälfte ist größer als der Median. Für das Jahr 2023 habe ich keine Zahl gefunden, 2020 lag das Medianeinkommen in Deutschland bei 3551 Euro, also bei deutlich weniger als 4323 Euro. Noch weniger störanfällig wird es, wenn wir uns als Durchschnittswert den Modus ansehen, das ist der Wert, der in einer Stichprobe am häufigsten vorkommt. 2023 lag der Modus zwischen 2900 und 3100 Euro.

Ich würde trotzdem behaupten, dass die niedrige Lebenserwartung nicht nur auf der hohen Kindersterblichkeit beruht. Andere Faktoren spielten auch eine Rolle: Hunger, Seuchen, Kriege, Krankheiten, ... davon waren nicht nur Kinder betroffen. Und natürlich machte es auch einen Unterschied, welchem sozialen Stand man angehörte. Ein Bergarbeiter, der zeitlebens schwer schuftete und viel Staub einatmete durfte sicher nicht mit einer Lebenserwartung rechnen, wie sie z. B. ein Kaufmann oder gar ein Adliger erwarten durfte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Unmöglich zu sagen, das erreichbare Maximalalter hat sich kaum verschoben, vielleicht sind es 10-15 Jahre mehr geworden.

Aber das ist ja nicht die Antwort auf die Frage, das mittlere erreichte Alter kann nur über alle Geburten ermittelt werden, oder man schließt eben Dinge aus und schaut wo man dann ankommt. Ist die Frage wie sinnvoll letzteres ist.

Denn wenn man danach geht, nimmt die Lebenserwartung mit jeden Lebensjahr das man schafft zu, weil man ja noch nicht gestorben ist, aber einige der Grundgesamtheit eben schon.

So hat eben meinetwegen ein Mensch heute bei Geburt ein Lebenserwartung von 80 Jahren, aber sogar ohne bessere Medizin oder sonst was, hätte er an seinem 80. Geburtstag eine Lebenserwartung von weiteren 8 Jahren (ich hab das jetzt nicht nachgeschaut aber so in der Region liegen die Zahlen). Da aber zu dem Zeitpunkt schon ca. 50% aller Menschen aus seinem Jahrgang gestorben sein sollten (ich weiß das Median nicht Mittelwert ist, deswegen ca.), trifft diese Aussage ja nur auf die langlebigere Hälfte zu.

Also ist es selbst heute noch schwer mit diesen Zahlen zu jonglieren, aber das typische erreichbare Alter liegt inzwischen deutlich näher am statistischen Mittelwert, da die Kindersterblichkeit, Unterversorgung und Kriege keinen deutlichen Einfluss mehr haben.

Der Mensch hat sich nicht evolutionär weiterentwickelt, dh. mit heutiger Medizin, wäre die Lebenserwartung ebenfalls damals so hoch gewesen. Auch in der Antike gab es bereits Menschen die durchaus alt wurden. Bei der Durchschnittslebenserwatung wird in der Regel Kindersterblichkeit rausgerechnet. Da aber die Menschen unbehandelt bei den meisten Krankheiten starben, hat sich auch die Lebenserwartung drastisch verringert. Die meisten Menschen erkranken nunmal stärker. Desweitern gab es auch sehr viele Hungersnöte, nur der Adel/reichere Bürger konnte sich genug leisten.


Willy1729  04.03.2024, 09:49

Man denke auch an das hohe Risiko für junge Mütter, die Geburt nicht zu überleben (Kindbettfieber).

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