Wie findet ihr die soziale Marktwirtschaft in Deutschland?

6 Antworten

Hi hahawielol,

ich würde sagen, sie hat uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten doch ganz gut genützt. Schliesslich ist der Wohlstand, den wir in diesem Land geniessen, in großem Masse auch dem Umstand zu verdanken, dass wir recht stabile wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen hatten und gleichzeitig der soziale Ausgleich vergleichsweise gut geklappt hat. Natürlich gibt es überall Verbesserungsmöglichkeiten, aber im Vergleich zum Raubtierkapitalismus auf der britischen Insel und in den USA ist mir die soziale Marktwirtschaft doch deutlich lieber.

Wenn man ehrlich ist, gibt es DIE soziale Marktwirtschaft in Deutschland nicht. Soziale Marktwirtschaft ist ein Wirtschaftskonzept, das gesetzlich gebundenen Wettbewerb (wirklich frei ist er ja gar nicht sondern überall durch dicke Gesetzesbücher und Vorschriften reglementiert) und gezielte Einflussnahme des Staates zu verbinden sucht. Da jedoch Wirtschaft ein sich ständig wandelnder Prozess ist und wir inzwischen die 23. Regierung haben, die fleißig Gesetze macht und reglementiert, seit gut 40 Jahren zusätzlich in Abstimmung mit der EU (ich sage nur ENERGIESPARLAMPEN), kann von einer eindeutigen Ziel- und Umsetzung des Phänomens "soziale Marktwirtschaft" keine Rede sein. Die Grundeinstellungen, was unter "sozial" zu verstehen ist, hat auch in den Regierungsperioden mehrfach gewechselt sodass auf die heutige Form unserer Wirtschaftsverfassung unterschiedlichste Kräfte eingewirkt haben. Je nach sozialer Einstellung des Urteilenden wird der eine vieles gut, ein anderer gerade das schlecht beurteilen. Es sind halt sehr unterschiedliche Einflüsse zu verzeichnen. Aus diesem Grund kann ich für mich nur generell sagen, dass ich kein besseres Wirtschaftssystem kenne, unter dem ein solches Maß an Wohlstand entstanden ist. Das bedeutet nicht, dass ich im Einzelnen alles billige, doch das auseinander zu nehmen, ergäbe ein Buch. Ich denke, dass prinzipiell Zustimmung herrscht zur Mischung aus zwar reglementierten, aber relativ freien Wirtschaftsentscheiden und staatlicher Einflussnahme, auch wenn jeder so seine unterschiedlichen Vorbehalte hat.

Die soziale Marktwirtschaft gab es früher mal. Das war spätestens dann vorbei, als eine "Arbeiterpartei" jemanden zum Kanzler machte, der nicht nur "Genosse der Bosse" genannt wurde, sondern das auch noch gut fand.

Inzwischen wurde ja das Grundgesetz angepasst:

http://www.edition-staeck.de/index.html?d_PL020_PL_Eigentum_verpflichtet1754.htm

und die freie Marktwirtschaft passt ja auch viel besser zum neoliberalen Mehrheitsdenken: Jeder hat die Wahl, ob er Bettler oder Milliardär werden will. Wieso sollte dann der Milliardär etwas abgeben für den, der sich fürs Bettlerdasein entschieden hat?

Sie ist eine sehr wertvolle Errungenschaft. Sie erfordert ständiges Bemühen um Verbesserung, Positionen müssen aufgegeben werden, andere müssen hinzukommen. Das ist eine wichtige Aufgaben der Politik. Dass das nicht immer klappt, liegt nicht an dem Grundgedanken der sozialen Marktwirtschaft, sondern an der Politik, die definieren und umsetzen muss, was sozial geboten ist. Und Politik wird von  denen gemacht, die wir wählen. Bis jetzt hat mir vom Grundverständnis her noch niemand eine sinnvollere Wirtschaftsordnung plausibel darlegen können.

Die soziale Marktwirtschaft hat sich bewährt.Man vergleiche die USA, Russland, China. Überall geht es den Armen schlechter als bei uns.

Trotzdem gibt es (allerdings nur kleinere Länder), bei denen es in dieser Hinsicht besser ist (Schweden, Norwegen, Schweiz, Luxemburg).