Vorab: Ich habe noch vor zu einem Psychologen zu gehen, möchte mir aber erstmal die Meinung von anderen außenstehenden einholen.
Schon als Kind (3 j.) zeigte ich eine besondere Faszination für Autos; ich konnte fast jede Marke erkennen, was man vielleicht als eine Inselbegabung betrachten könnte. Ich hatte eine eigentümliche Art, mich selbst zu bezeichnen – statt “ich” sagte ich “du”, was meine Eltern mir oft als lustige Geschichte erzählen. Große Gruppen waren mir nicht geheuer; ich zog es vor, für mich zu sein, selbst auf meiner eigenen Geburtstagsfeier, wo ich lieber Gänseblümchen pflückte, während die anderen Kinder Fußball spielten.
Ich hatte einen imaginären Konkurrenzkampf mit meiner Schwester, der mich bis heute noch beschäftigt. Es gab auch Ängste, die andere Kinder nicht zu haben schienen, wie die Angst davor, ins Wasser zu pinkeln, weil es sich anfühlte, als würde ich mir in die Hose machen. Ich achtete auf eine genaue Reihenfolge beim Essen und ließ mich von der Musik, die ich hörte, in Stimmung bringen, statt umgekehrt.
Veränderungen machten mir Angst, aber gleichzeitig war ich extrem neugierig. Im Kindergarten verbrachte ich gerne Zeit alleine im Eisenbahnzimmer oder im Spielhaus, wo ich so tat, als würde ich mit einem Kuscheltier telefonieren. Ironie, besonders die meines Vaters, verstand ich erst sehr spät. Alles, was ich sah und wahrnahm, stellte ich mir wie in einem Kino vor, wo meine verschiedenen Persönlichkeiten im Publikum saßen und alles bewerteten.
Ich hatte Schwierigkeiten, auf die Aussagen anderer einzugehen, und Probleme mit Blickkontakt und Körperkontakt sind alltäglich für mich. Spielerische Situationen wie das Vater-Mutter-Kind-Spiel, mochte ich nie und habe sie auch nie gespielt. Die Emotionen anderer einzuschätzen fällt mir schwer; ich neige dazu, vorsichtig zu sein und von negativen Emotionen und Reizbarkeit auszugehen.
Ich muss immer alles im Kopf durchgehen und mental auf alles vorbereitet sein. Bei jeder Planänderung krieg ich Panik und würd am liebsten einfach zu Hause bleiben. Typische Signale für die Suche nach Zuneigung, wie das Austrecken der Arme nach den Eltern, um hochgehoben zu werden, zeigte ich kaum. Liebkosungen von meinen Eltern hab ich selten erwidert. Ich hatte das Gefühl, nicht kindlich genug zu sein wie die anderen und versuchte, Verhaltensweisen wie z.B das typische wortwiederholendes Stottern zu kopieren.
Meine Beziehung zu bestimmten Kuscheltieren war stark ausgeprägt; ich habe ganze Konversationen mit meinem Kuscheltier geführt und dessen Antworten für einen Dialog simuliert. Multitasking istfür mich unmöglich – ich kann mich max auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren. Wenn mich etwas interessiert, muss ich alles darüber wissen und ein Expertenniveau erreichen.
Meine Bindung zu meinen Eltern war gut aber nicht so eng, wie ich sie bei anderen beobachtete. Im Kindergarten malte ich Blätter ganzflächig (z.B ganz schwarz) aus, weil mich die freien Stellen störten, während andere Bilder mit Wiesen und Himmel malten. Ich hatte Probleme mit Ausmalbildern und malte immer über die Linien. Mit einer Schere umzugehen fiel mir schwer, und beim Prickeln brauchte ich immer Unterstützung.
Oft hatte mal ich am Essenstisch grundlose Lachanfälle. Ich gab immer Bescheid, wenn ich auf die Toilette ging, und konnte nicht gehen bevor mir meine Eltern nicht geantwortet haben. Ich vermisse meine Kindheit nicht, sondern freue mich auf die Freiheit ohne Regeln als Erwachsener. Die Echoalie, das Nachahmen der Sprache anderer Leute, habe ich heute noch. Bis in die weiterführende Schule konnte ich keine Schleife binden.
Beim Essen dachte ich immer an ekelhafte Dinge, obwohl ich das gezielt vermeiden wollte. Das Buch “Karies und Baktus” empfand ich als ekelhaft wegen des Zeichenstils und des Geruchs. Vielleicht ist mein Erinnerungsvermögen eine Inselbegabung, denn ich kann mich sehr weit in meine Kindheit an Gefühle, Emotionen und Bilder erinnern. Als Kind sagte ich immer, dass ich keine Hochzeit wollte – hauptsächlich wegen der Aufmerksamkeit, die man dabei bekommt.
Ich habe oft gehört, dass ich immer so trocken rede, was vielleicht auf Schwierigkeiten mit Tonlagen hinweist. Nie interessierte ich mich für Dinge wie Fußball; es war nicht nur Desinteresse, sondern eine einfache Ausblendung von Fachbegriffen, als wäre es eine Fremdsprache, die ich sowieso nicht verstehe – das Gleiche galt für Politik.
In der Schule verstand ich nicht, warum man Begrüßungen singt, warum alle ihre Antwort als Frage formulieren, warum man immer so komisch langsam im selben Ton neu gelernte Wörter wiederholt und warum man immer so komisch liest, also Wörter immer mehrmals wiederholt, bis man sie ganz ausspricht. Trotzdem versuchte ich, dieses Verhalten anzunehmen, weil es normal schien und ich anders zu sein schien.
Ich hab lange gedacht dass ich nen kleinen knacks habe, aber je mehr ich an meine Kindheit zurück denke, geh ich davon aus ein Autist zu sein.