Da ich selbst kein großer Fan von Haushaltsaufgaben bin, hätte ich persönlich nichts dagegen. Ich hatte schon einmal das Glück, in einer WG zu wohnen, in der die Mädels von sich aus gesagt haben, dass sie gerne den Haushalt übernehmen und ich nichts machen muss.
Ich weiß es auch sehr zu schätzen, wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause komme und das Essen schon auf dem Tisch steht.
In meiner Partnerschaft kommt das nicht so häufig vor, da meine Partnerin gesundheitlich stark eingeschränkt ist und ihr auch einfache Aufgaben im Haushalt schwer fallen. Dafür arbeite ich aber auch nur Teilzeit, sodass ich mich mehr einbringen kann.
Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wenn man als junger Mensch sagt, dass Karriere zu machen nicht das ist, was man persönlich anstrebt. Tatsächlich ist die Alternative zum Leben als Hausfrau (sofern das heute überhaupt noch möglich ist) in der Regel nicht die Karriereleiter, sondern langjähriges Arbeiten in derselben Position, ohne großartige Karrieresprünge und Gehaltserhöhungen. Sich stattdessen liebevoll um das eigene Heim zu kümmern und sich die Zeit selbst einteilen zu können, kann einem dagegen schon wie ein Paradies vorkommen.
Das Problem ist allerdings, dass man dafür einen Partner braucht, der genug verdient, um das Leben für zwei Personen zu finanzieren. Dazu kommt, dass man als Hausfrau auch darauf achten sollte, sich finanziell abzusichern. Es geht dabei nicht nur um eine mögliche Trennung/Scheidung, sondern auch um die Möglichkeit, dass dem Partner etwas passiert und man dann alleine dasteht, oder den Partner pflegen muss. Deshalb sollte man sich am besten schon vorher ein Sparbuch anlegen und darauf zwei bis drei Monatsgehälter einzahlen, bevor man Hausfrau wird. Auch danach sollte man monatlich einen (wenn auch kleinen) Betrag darauf einzahlen. Wenn man zu zweit (oder später mit Kindern) von einem einzigen Einkommen lebt, wird man nicht mehr viel zurücklegen können und möchte dann vielleicht auch Sparbücher für die Kinder anlegen, damit diese später den Führerschein oder eine gute Ausbildung machen können.
Ein Aspekt der auch oft vergessen wird, ist, dass man als Hausfrau keinen wirklichen Feierabend und kein Wochenende hat, vor allem dann nicht, wenn Kinder da sind. Daher sollte man auch mit dem Partner vereinbaren, dass man festgelegte Freizeit hat, in der man sich nicht um den Haushalt kümmern muss.
Auch ein gutes Zeit Management ist Gold wert. Wenn beispielsweise vereinbart ist, dass das Essen fertig sein soll wenn der Partner heim kommt, sollte man am besten schon ein paar Stunden vorher kochen und das Essen dann noch einmal aufwärmen. Ansonsten kann es schnell passieren, dass der Partner kommt und das Essen zwar gerade noch rechtzeitig fertig geworden ist, aber dafür die Küche wie ein Schlachtfeld aussieht 😅
Man muss auch unbedingt beachten, dass mit Kindern im Haus alle Aufgaben viel länger dauern als ohne.
In den USA gibt es als Synonym für das Leben als Hausfrau die Redewendung "barefoot in the kitchen", also "barfuß in der Küche" zu sein. Die Schauspielerin Evangeline Lilly hat in einem Interview mal gesagt, dass sie bei diesem Satz denkt "what a dream!" und damit keinerlei negativen Assoziationen hat.
Ich kann, wie gesagt, gut verstehen, dass heutzutage viele junge Frauen wieder ähnlich denken. Aber man sollte sich vorher gut überlegen, worauf man sich da einlässt und nicht denken, dass alles so schön und einfach ist, wie es die Mädels aus der "Tradwife" Community auf Instagram darstellen (die übrigens oft ziemlich krasse politische und religiöse Haltungen vermitteln, beispielsweise, dass Frauen sich ihren Männern unterordnen sollten).
Wenn man einen Partner findet, der diesen Lebensstil gut findet und genug verdient, um das zu ermöglichen, spricht doch nichts dagegen. Man sollte allerdings bedenken, dass es die eigene Vorliebe ist und andere Menschen ihren eigenen Lebensstil führen. Auch für Männer ist die Arbeitswelt oft ziemlich belastend und eintönig. Daher kann ich es auch gut verstehen, wenn Männer sich wünschen, Zuhause bleiben zu können und vom Einkommen der Partnerin zu leben. Auch in diesem Fall müssen natürlich die finanziellen Voraussetzungen gegeben sein.