Entwicklung des Menschen?

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Na ja, wenn keiner mehr Fleisch äße, wäre die Menschheit effektiv eine rein vegetarische Art. Du hast natürlich insofern recht, dass es sich hier nicht um eine biologische Entwicklung handeln würde - der ganze Verdauungstrakt und das Gebiss wären immer noch auf eine breite Allesfresserkost ausgelegt. Eine solche Veränderung geschieht nur über lange Zeiträume und über viele Generationen hinweg. Selbst der vergleichsweise rasend schnelle Anpassungsprozess der Laktasepersistenz (die Fähigkeit auch im Erwachsenenalter noch Milchzucker verdauen zu können) in Europa hat noch immerhin rund 120 Generationen benötigt, bis die verantwortliche Mutation des Laktasegens ihre heutige Verbre itung und Häufigkeit erreichte.

Wir dürfen es uns auf der anderen Seite aber nicht zu leicht machen und können vom Aufbau eines Verdauungssystems nur bedingt auf die tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten einer Art schließen. Der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) beispielsweise ist phylogenetisch gesehen wie alle Bären (Ursidae) ein Raubtier (Carnivora). Sein Gebiss und sein Verdauungstrakt zeigen entsprechend alle Anpassungen an eine fleischfressende (carnivore) Lebensweise. In Wirklichkeit frisst er beinahe ausschließlich Bambus, obwohl sein Verdauungstrakt gar nicht in besonderer Weise darauf ausgelegt ist. Die Frage, was ein Tier frisst, hängt am Ende nicht nur davon ab, was es verdauen kann, sondern in großem Maß auch davon, was für eine Nahrung verfügbar ist. Als man 1959 die Überreste einer neuen Vormenschenart, Paranthropus boisei, entdeckte, fielen sofort die ungewöhnlich breiten Backenzähne, ein kräftiger Kiefer und große Knochenleisten auf, die als Ansatz für eine sehr kräftige Kaumuskulatur gedient haben mussten. Man vermutete deshalb, dass P. boisei sich mit seinem "Nussknackergebiss" vorwiegend von harten Samen und Früchten ernährte. Erst in jüngerer Zeit zeigte sich, dass die Art, obwohl sie zweifelsohne dazu in der Lage gewesen wäre und das bei sich bietender Gelegenheit womöglich auch getan hat, nicht hauptsächlich harte Samen fraß. Feine Abnutzungsrillen auf der Oberfläche des Zahnschmelzes deuteten auf eine eher pflanzenfressende Ernährung hin und zwar auf eine hauptsächliche Ernährung mit Gras. Schließlich nahm man einige Zähne und untersuchte deren Inneres. Man wollte sich die Isotopenverhältnisse der enthaltenen Kohlenstoffverbindungen anschauen. Die Analysen bestätigten den Verdacht, denn sie deuteten auf eine überwiegende Aufnahme von C4-Pflanzen hin (Die C4-Photosynthese ist eine besondere Anpassung an warme, eher trockene Gebiete), zu denen in den tropischen Savannenlandschaften v.a. die Gräser gehören. P. boisei war also kein Nussknacker, sondern ein Weidegänger.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Was mit "Entwicklung" gemeint ist, bietet Deutungsspielraum.

Wenn alle Menschen von heute auf morgen nur Pflanzen essen würden, wäre der Mensch von heute auf morgen effektiv gesehen ein Pflanzenfresser. Physisch hätte er weiterhin die Möglichkeit, Fleisch zu essen.

Wikipedia schreibt zum Beispiel:

Zu den Pflanzenfressern gehören alle Tiere, die sich hauptsächlich von Pflanzen ernähren.

Das heißt, sobald sich ein Tier (dazu zählt auch der Mensch) nur (/hauptsächlich) von Pflanzen ernährt, ist es ein Pflanzenfresser. Ob es theoretisch in der Lage wäre, Fleisch zu fressen, spielt hierfür keine Rolle.