Es gibt ja Leicht-, Mittel- und Schwerschaum und Netzmittel. Was sind hier die Unterschiede, Vor- und Nachteile und wann und warum wird was genutzt?

2 Antworten

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Oh, sind Google, Youtube und Wikipedia mal wieder alle gleichzeitig kaputt...

Netzmittel ist grundsätzlich mal das Gleiche wie Schaummittel, nämlich Tenside. Mischt man in geringer Menge dem Wasser bei, um dessen Oberflächenspannung zu brechen. Dann dringt es besser in die Ritzen und Poren brennender Feststoffe ein, statt einfach drüber zu fließen und entfaltet dementsprechend eine bessere Kühlwirkung (welche bekanntlich der Haupt-Löscheffekt von Wasser ist).

Leichtschaum hat quasi keine Kühlwirkung, wirkt eigentlich nur erstickend. Und ist nicht sonerlich resisten gegen große Hitze oder dicken Rauch, daher nicht das Mittel der Wahl für sonderlich heiße oder größere Feuer. Dafür kann man damit auch schnell große Räume füllen (Keller, Produktionshallen, Hangars...), was ihn zum Mittel der Wahl für stationäre Löschanlagen macht. Ist in ähnlicher Funktion (einfach den Raum mit Leichtschaum füllen) auch als Löschmaßnahme für Kellergeschosse bekannt, aber nicht allzu verbreitet. Außerdem hat er eine lange Standzeit, man kann den Schaum also in einem Gewissen Rahmen präventiv verwenden, um Feuer zu vermeiden, das hat die DDR zum Beispiel bei Waldbränden als "Brandschneise" verwendet.

Mittelschaum erstickt und kühlt, wobei ersteres die wichtigere Löschwirkung ist. Man bekommt nicht so viel Volumen wie beim Leichtschaum, aber immer noch ziemlich ordentlich und dafür kann man damit auch etwas heißere Feuer angehen, heiße Objekte abkühlen und er wird nicht vom Wind verweht. Er fließt auch ziemlich gut in Ritzen und Hohlräume rein. Quasi der 08/15-Schaum für die Alltagsnutzung der Feuerwehr, wenn es darum geht Flüssigkeitsbrände zu ersticken oder ein abgebranntes, noch heißes und in irgendwelchen Ritzen noch brennendes Auto vollends auszumachen.

Schwerschaum hat wenig Volumen, d.h. wenn du irgendwas ersticken willst, dauert es bis du alles abgedeckt hast. Dafür kannst du Schwerschaum weit werden, also auch aus der Ferne löschen, und Schwerschaum kann eine Zeitlang an Wänden kleben um diese zu kühlen oder vor Hitze zu schützen. Außerdem hat er eine gute Kühlwirkung und kommt am besten gegen heiße Flammen an. Das Mittel der Wahl z.B. bei der Flughafenfeuerwehr oder wenn der Tanklaster so heiß brennt, dass man 15 m weg bleiben muss.

Der Vollständigkeit halber wäre noch Druckluftschaum (CAF, das System heißt dann CAFS) zu erwähnen, der lag Anfang der 2000er mal voll im Trend. Da wird schon direkt bei der Schaumzumischung Druckluft zugeführt, sodass du im Schlauch quasi schon einen komprimierten Schaum hast, der sich vorne am Strahlrohr dann nur noch entfaltet. Deshalb kann man damit mehr oder weniger arbeiten wie mit einem normalen Hohlstrahlrohr, auch was Wurfweiten und Strahlform angeht. Und es ist der Schaumqualität egal, was für Luftqualität (Rauch!) am Strahlrohr herrscht, weil die Luft zur Verschäumung nicht erst dort zugemischt wird. Macht das Ganze theoretisch für den Innenangriff tauglich. In der Praxis hat man das Problem, dass ein Schaum-gefüllter Schlauch sehr viel weniger Hitze aufnehmen und abführen kann als ein Wassergefüllter Schlauch, was schon dazu geführt hat dass Angriffstrupps wegen Schlauchplatzern in Not geraten sind, weil deren Schläuche auf heißer Glut o.ä. lagen. Kann man durch Ausbildung zwar kompensieren, aber es ist eben noch mehr Ausbildungsaufwand, wo sehr viele Atemgeräteträger sowieso schon eigentlich mehr Ausbildung brauchen, als sie in der Praxis machen können. Ist also nicht praktikabel.

Kurz gsagt: Die Hauptlöschwirkung von Wasser ist das Kühlen, also der Entzug der Wärmeenergie aus dem Brandgut. Schaum hat hauütsächlich eine erstickende Wirkung, verhindert also, dann dem Brand weiter Sauerstoff zugeführt wird.

Leicht-, Mittel- und Schwerschaum wird erzeugt, indem Schaummittel dem Wasser zugeführt und beides mit Luft aufgeschäumt wird. Der Unterschied hierbei ist das Verhältnis von Wasser und Schummittel.

Leichtschaum beinhaltet am wenigsten Wasser. Er ist sehr leicht, hat aber aufgund des fehenden Wassers kum eine kühlende Wirkung. Dafür lassen sich aber sehr schnell große Mengen erzeugen und beispielsweise Gebäude oder Keller damit komplett fluten. Er ist aber auch sehr leicht, so dass er im Freien schnell wegfliegt.

Schwerschum beinhaltet verhältnismäßig viel Wasser und hat dadurch eine große kühlende Wirkung. Er fließt auch in kleinere Lücken und Spalten und richtet einen höheren Wasserschaden an (wo es denn drauf ankommt), ist zudem bei Stoffen, die mit Wasser negativ reagieren nicht oder nur bedingt anzuwenden.

Mittelschaum ist etwas zwischen Leicht- und Schwerschaum ;-)
Hat eine kühlende und erstickende Wirkung, bleibt an Oberflächen "kleben" (ohne zu schnell abzufließen oder vom Wind weggeweht zu werden).

Beim Netzmittel wird dem Löschwasser eine sehr geringe Menge Schaummittel beigemischt. Es entsteht dadurch kein richtiger Schaum wie beim Leicht-, Mittel- und Schwerschaum, sondern es soll lediglich die Oberflächenspannung des Löschwassers brechen und sorgt daher dafür, dass es besser und tiefer in das Brandgut eindringt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr