Wieso schreibt man „Fuchs“ aber sagt „Fux?

4 Antworten

Weil man die Rechtschreibung nicht einer undeutlichen Aussprache angleicht. Und genau genommen, wenn man in deiner Forderung konsequent ist, dürfte man auch "ch" nicht so aussprechen, wie es bei uns üblich ist, denn die Buchstaben "c" und "h" nacheinander gesprochen müssten eine andere Aussprache haben.

Die Worte haben eine Entstehungsgeschichte, daher stammt auch die Rechtschreibung.

"Fertig" und "verstehen" schreibt man in der ersten Silbe unterschiedlich, obwohl man sie gleich ausspricht - auch kein Anlass, die Rechtschreibung zu verändern.

"Sch" spricht man als bekannten Zischlaut, aber das entspricht überhaupt nicht der Ausprache der drei Buchstaben s-c-h.

Du findest Millionen Ungereimheiten. Sie sind alle darauf zurückzuführen, dass Sprache sich entwickelt (und das ständig).

Ursprünglich hieß das germanische Wort fuhsaz, und dies sprach man

Fuch-sas (mit ch wie in Bach, und mit stimmhaftem s am Ende)

Noch heute heißt es z.B. in Zürich [fuchs] mit ch wie in Bach und nicht [fuks] wie im Hochdeutschen.

https://en.wiktionary.org/wiki/Reconstruction:Proto-Germanic/fuhsaz

Die Aussprache änderte sich später wieder in ein -k-, und heute sprechen wir [fuks].

Man vergleiche auch mit der Fähe (weiblicher Fuchs).

Im Isländischen hört man die alte germanische Aussprache oft noch recht deutlich, das Wort für "sechs" wird bei uns [säks] gesprochen, dort aber [sächs]. "Lachs" wird bei uns [laks] gesprochen, dort aber [lachs] (lach- wie in lachen).

Im Hochdeutschen wurde chs > ks in der Aussprache (wir empfinden das hinten gesprochene ch + s als eigentümlich, dabei ist das in etlichen Dialekten und Sprachen durchaus nicht selten). Die Schreibweise ist aber noch "alt".

Daher schreiben wir chs und sagen ks.

Das x ist übrigens in Wörtern wie Xylophon heimisch, dabei muss man aber beachten: die zuvor genannten Wörter (Fuchs, Dachs...) usw. sind germanischen Ursprungs, Xylophon aber griechischen Ursprungs.  

Nicht nur das, man schreibt manchmal auch "cks" wie in "häckseln".

Heute "seltsame" Schreibweisen gehen oft auf die frühere Aussprache zurück. (Ist im Englischen ja Standard.)

Im Plattdeutschen schreibt man heute zwar "sch", spricht aber "s-ch". (Wer nicht so schön "Lüdens-cheid" sagen kann, ist kein Westfale ;-) Ebenso im Niederländischen.

Aus "ch" ist weiter "k" geworden: "-chen" ist plattdeutsch "-ken". Auch in italienischen Wörtern wie "bosco" sieht man (gesprochen) "sk", während die deutsche Version "Busch" ist.

Ich würde also vermuten, dass in "Fuchs" usw. noch die alte Schreibweise "ch" steckt, während die Aussprache das "ch" längst zum "k" gemacht hat. "kS2 wird im Deutschen ja keineswegs immer "x" geschrieben: drucksen, glucksen, hicksen, ...

Am besten schaut man in ein etymologisches Wörterbuch.

Gegenfrage:

  1. chs sind 3 Buchstaben, aber 2 Laute. Wie kommt das?
  2. x ist 1 Buchstabe, und auch 2 Laute. Wie kommt das?

Also: Warum schreibt man Xylophon nicht Ksylofon?

Anschlussfrage: warum schreibt man Quark nicht Kwark? Geht man nach der Aussprache, gibt es ein paar überflüssige Buchstaben im deutschen Alphabet (Alfabet).

Im übrigen verweise ich auf die sehr gute Antwort von OlliBjoern. Immer sollte man zuerst an die Etymologie denken, die Sprachentwicklung.