Flache Erde laut Bibel?

11 Antworten

Genau diese Aussage würde ich nicht im physischen Bereich zu eng deuten.

Man muss sich ja mal vorstellen, in welcher Zeit die Bücher der Bibel (und gerade die des AT) geschrieben wurde. Genau aus diesem Blickwinkel sollte man das lesen.

  • die Kugelform der Erde war nicht bekannt - klar - man konnte immer bis zum Horizont gucken, aber das war es
  • Wasser war unten in den Flüssen / Seen / Meer. Gleichzeitig kam es aber mal von oben (Regen) - Wie kann das Gehen? Na klar: Das Wasser muss auch oberhalb vom Himmel sein, sonst käme es ja nicht runter.
  • wie das Wasser dahin kommt - andere Geschichte - mit Verdunstung, dem Wasserkreislauf war da auch noch nicht viel bekannt.

Von daher ergibt sich wieder ein schlüssiges Bild, das in diese Zeit passt.

Flach. Das kosmologische Weltbild der alten Hebräer war ähnlich den Vorstellungen anderer Völker in dieser Zeit und Gegend.

Das Alte Testament beschreibt die Erde als Erdkreis (eine Scheibe) mit einer Kuppel. An der Kuppel ist das Firmament, an der die Sonne und andere Planeten ihre Bahnen drehen. Außerhalb der Kuppel ist Wasser.

Der Erdkreis war zu dieser Zeit auch in den Nachbarvölkern üblich: ZB im Neubabylonischem Reich und bei Hekataios von Milet.

Hekataios von Milet

Weltkarte des Hekataios (ca. 560 bis 480 v. Chr.): die Erde ist eine flache Scheibe (Erdkreis) umgeben von Wasser

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hekataios_von_Milet

Neubabylonische Reich

Babylonier zur Zeit des Neubabylonischen Reiches stellten sich die Erde flach vor: als Erdkreis

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Die babylonische Weltkarte ist eine schematische Darstellung der Welt aus der Sicht der Babylonier zur Zeit des Neubabylonischen Reiches. Sie zeigt eine von Wasser umgebene Erdscheibe, durch die der Euphrat fließt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Babylonische_Weltkarte

Biblische Kosmologie

Die alten Israeliten stellten sich das Universum als einen flachen Erdkreis vor, der von Wasser umgeben ist. Oben die Himmel (shamayim), in der Mitte die Erde (eres) und unten ist die Unterwelt (sheol):

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Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Biblical_cosmology

Die entsprechenden Bibelstellen dazu:

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Es gibt Wasser (Gewässer) oberhalb des Himmels.

4 Lobt ihn, ihr Himmel der Himmel und ihr Wasser, die ihr oberhalb des Himmels seid!

https://www.bibleserver.com/ELB.LUT/Psalm148,4

Es gibt Wasser oberhalb der Kuppel, und unten in der Kuppel:

7 Und Gott machte die Wölbung und schied das Wasser, das unterhalb der Wölbung[9], von dem Wasser, das oberhalb der Wölbung[10] war.

https://www.bibleserver.com/ELB/1.Mose1%2C7

Chug

Rund ist auch die Scheibe bzw eine Sphäre. Ein Erdkreis:

Jesaja 40,2: "Er ist es, der da thront über dem Kreise der Erde, …". Das althebräische Wort חוּג (chug), das hier mit Kreis übersetzt worden ist, impliziert nicht eine Kugelform.

Die sprachliche Wurzel kommt als Verb nur einmal vor in Hiob 26,10 ("Eine Schranke hat er als Kreis über der Fläche des Wassers gezogen "), als Substantiv in Hiob 22,14 ("Kreis des Himmels") und Sprüche 8,27 ("Als er einen Kreis abmaß über der Fläche der Tiefe, …") und einmal im Substantiv מְחוּגׇה (mechûghah; Jesaja 44,13) als Zirkel: "Der Zimmermann spannt die Schnur und zeichnet mit dem Stift. Er behaut das Holz und zirkelt es ab …".

Im deuterokanonischen Buch Jesus Sirach (Sir 43,11-12) wird mit chug ein Regenbogen beschrieben ("Er zog am Himmel einen Kreis von Herrlichkeit, …"), also ein Halbkreis.

Die Bibelschreiber konnten kugelförmige Sachen beschreiben, mit zB Gulla, Plural gullot (haben sie aber bei der Erde nicht verwendet):

https://biblehub.com/hebrew/1543.htm

41 zwei Säulen und die kugelförmigen Kapitelle[39], die oben auf den beiden Säulen waren; und die beiden Geflechte, um die beiden kugelförmigen Kapitelle[40], die oben auf den Säulen waren, zu bedecken;

https://www.bibleserver.com/LUT.ELB/1.K%C3%B6nige7%2C41

Verwandt hiermit ist gilgolet: Schädel. Ist auch kugelig.

Himmelszelt

Die Sonne hat ein Zelt und läuft dort auf ihrer Bahn. Von einem Ende des Himmels bis zum anderen:

Er hat der Sonne ein Zelt am Himmel gemacht; /
6 sie geht heraus wie ein Bräutigam aus seiner Kammer und freut sich wie ein Held, zu laufen die Bahn.
7 Sie geht auf an einem Ende des Himmels / und läuft um bis wieder an sein Ende, und nichts bleibt vor ihrer Glut verborgen.

https://www.bibleserver.com/LUT/Psalm19%2C5-7

Von einem Ende des Himmels zum andern:

... Gott den Menschen auf Erden geschaffen hat, und von einem Ende des Himmels zum andern, ob je so Großes geschehen oder desgleichen je gehört sei, ...

https://www.bibleserver.com/LUT/5.Mose4%2C32

Von der ganzen Erde aus kann man einen großen Baum sehen (das ist bei einer Kugel unmöglich):

es stand ein Baum in der Mitte der Erde, der war sehr hoch. 8 Und er wurde groß und mächtig, und seine Höhe reichte bis an den Himmel, und er war zu sehen bis ans Ende der ganzen Erde.

https://www.bibleserver.com/LUT/Daniel4%2C8

Bild zum Beitrag

Erdkreis im Neuen Testament

Lukas erzählt von einer Volkszählung der Römer über den ganzen Erdkreis:

1 Es geschah aber in jenen Tagen, dass eine Verordnung vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.

https://www.bibleserver.com/ELB/Lukas2%2C1

Damit kann unmöglich die ganze Welt bzw Erde gemeint sein.

Man kann von einem hohen Berg alle Länder der Welt sehen:

8 Wiederum nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche[1] der Welt und ihre Herrlichkeit

https://www.bibleserver.com/LUT.ELB/Matth%C3%A4us4%2C8

Gegenargument Lukas 17,34

Vorweg: das sind völlig andere Bibelautoren Jahrhunderte später, nicht mehr die Hebräer aus dem Alten Testament.

34 Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf einem Bett liegen; der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben werden. 35-36 Zwei Frauen werden miteinander Korn mahlen; die eine wird angenommen, die andere wird preisgegeben werden

https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas17%2C34

1) Nirgends steht an dieser Stelle, dass alle gleichzeitig weggebeamt werden. Es können manche in der Nacht, manche in der Früh und manche am Nachmittag weggebeamt werden

2) Die erwähnten Mühlen waren Handmühlen, die in jedem Haushalt vorhanden waren und konnten auch bei Lampenlicht bedient werden. Lampen waren bei den Römern Massenware. Überall im Römischen Reich wurden kleine Ton-Lampen (Lucernae) produziert und waren selbst in armen Haushalten ein selbstverständlicher Teil des Hausrats.Sie waren ein erschwinglicher Massenartikel und auch das Olivenöl, der übliche Brennstoff, war im Mittelmeerraum reichlich vorhanden.

3) Auch Flacherdler können gleichzeitig eine Nacht und einen Tag haben:

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Gegenargument Hiob 26,7

Erde/Land hängt über dem Nichts:

 7 Er spannt den Norden[4] aus über der Leere, hängt die Erde auf über dem Nichts.
8 In seine Wolken bindet er das Wasser ein, dass unter ihm das Gewölk nicht reißt.

Wolken verdecken den Anblick des Thrones:

9 Er versperrt den Anblick ⟨seines⟩ Thrones[5], indem er sein Gewölk darüber ausbreitet.

https://www.bibleserver.com/ELB.LUT/Hiob26,3

Oberhalb der Wolken gibt es keinen Thron. Er kann nicht unsichtbar, klein oder weit weg sein, da sonst "versperrt den Anblick" keinen Sinn macht.

Es gibt auch keine Gewässer oberhalb der Kuppel.

Und aufgehängt kann auch eine Erdkuppel sein:

Bild zum Beitrag

Auf den Außenflügeln des Triptychons Der Garten der Lüste (um 1500) stellte Hieronymus Bosch die Erde als Scheibe dar, die in einer transparenten Sphäre schwebt

https://de.wikipedia.org/wiki/Flache_Erde#/media/Datei:Hieronymus_Bosch_-_Triptych_of_Garden_of_Earthly_Delights_(outer_wings)_-_WGA2506.jpg

(Wasser über dem Firmament)

Wie bei den Babyloniern:

Bild zum Beitrag

ma·yim (Wasser) ist in der Bibel immer flüssig. Keine Wolke, kein Nebel, kein Dampf:

https://biblehub.com/hebrew/mayim_4325.htm

anan ist die Wolke.

ד, ʾēd ist Nebel/Dampf

https://www.quotescosmos.com/bible/bible-concordance/H108.html

ma·yim ist auch das, was die Erde bei der Sintflut überflutet.

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Andrastor  20.05.2024, 14:36

Wunderprächtige Antwort.

1

Wasser kann flüssig sein wie in den Flüssen- es ist jedoch auch als Luftfeuchtigkeit oder als Wolken über der Erde. Als Gott die Wasser unter der Scheide des Himmels und über der Scheide voneinander trennte, war das flüssige Wasser unten und das in der Luft enthaltene oben über der Erde - und diese dicke schützende Wasserdampfschicht erstreckte sich über die gesamte Erde samt den Polen und bildete so ein "Treibhaus", in dem die ganze Erde einschließlich der Pole grün war. Erst für die Sintflut regnete diese Schicht aus Wasserdampf ab und bedeckte, zusammen mit den "Brunnen der Tiefe" die ganze Erdoberfläche, die damals noch nicht solch hohe Gebirge hatte wie heute - nach der Kontinentaldrift, durch die Gebirge aufgefaltet werden.

„Im sechshundertsten Lebensjahr Noahs, am siebzehnten Tag des zweiten Monats, an diesem Tag brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich. Und es regnete auf der Erde 40 Tage und 40 Nächte lang. Ja, die Wasser nahmen so sehr überhand auf der Erde, dass alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel bedeckt wurden; die Wasser stiegen noch 15 Ellen höher, nachdem die Berge schon bedeckt waren.“

‭‭1. Mose‬ ‭7‬:‭11‬-‭12‬, ‭19‬-‭20‬ ‭SCH2000‬‬ https://bible.com/bible/157/gen.7.11-20.SCH2000

Ein Beispiel ist Jesaja 40,22: «Er ist es, der da thront über dem Rund der Erde.» Im Hebräischen steht «chug», was soviel heisst wie «Kreis» oder «Kugel».

Die sphärische Gestalt der Erde kommt in den Texten über die Wiederkunft von Jesus deutlich zum Ausdruck. Im Lukas-Evangelium heisst es: «In jener Nacht werden zwei Menschen in einem Bett schlafen; der eine wird weggenommen, der andere wird zurückbleiben. Zwei Frauen werden in der Mühle zusammen mahlen; die eine wird weggenommen, die andere wird zurückbleiben.» (Lukas 17,34-36)

Jesus erscheint also plötzlich und für alle Menschen gleichzeitig sichtbar. Von denen liegen aber manche im Bett, andere sind bei der Arbeit. Für die einen ist also Tag, für die anderen Nacht. Das setzt eine kugelförmige Erde voraus, denn es werden unterschiedliche Position auf einer rotierenden Weltkugel beschrieben.

https://www.jesus.ch/information/gebet/134084-es_steht_geschrieben_die_welt_ist_eine_kugel.html

Ich gehe vom hebräischen Originaltext aus, den ich bevorzugt lese. Die christlich-deutschen Übersetzungen sind mir zu gruselig.

In Vers 2 lesen wir, der "Atem" G'ttes schwebte über den Wassern.

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Ab Vers 6: Man kann sich die Zeit von - vor der Trennung der Wassern dieses Zustand in etwa so erklären, daß sich, vermischt mit der Erdoberschicht eine Art Dunstwolke über der Erde befand.

Also noch dichter als das, was wir von den Regenwäldern kennen. Eine solche Dichtigkeit an Dunst erlebte die Erde danach nie wieder.

In Vers 8 trennte Er den Bereich über dieser Art Dunstwolke von dem Weltall und nannte dann den - nicht mit Wasser vermischten Bereich (Weltall) über der Erde "Himmel", von wo aus G'tt regiert.

Erst ab Vers 9 des nächsten Tages trennte Er auch die Wasser.

G'tt regiert jedoch nicht vom Weltall aus sondern nur von dem Bereich, der sich außerhalb Seiner Schöpfung befindet. Ein Bereich, den man sich nicht vorstellen kann, weil wir nur das Leben in der "Matrix" kennen.

Und es gibt mehre Stellen in der hebräischen Bibel die zeigen, die Erde kugelförnig, also nicht flach.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung