Freunde (Handwerker) haben Hass auf Studenten?
Meine Freunde sind alle Handwerker. Ich werde ab November studieren und deswegen nehme ich es auch immer ein bisschen persönlich, wenn angefangen wird, über die Studenten zu schimpfen. "Ach, die ganz studierte Bande" , heißt es dann oft. Oder: "Die ganzen studierte Schlauschwätzer da." "Hängen dem Staat auf der Tasche und wir arbeiten hart, um denen das alles zu finanzieren über die Steuer, die ganzen Schmarotzer."
Aber auch die Eltern meiner Freunde schimpfen oft über die Studenten. "Jeder will heute nur noch studieren. Keiner will sich mehr die Hände schmutzig machen."
Aber selbst wenn ich vor dreißig Jahren gelebt hätte, hätte ich Theologie studieren wollen. Das mache ich nicht, weil ich "zu faul zum arbeiten" bin, sondern weil es mich interessiert. Aber in letzter Zeit zweifel ich immer öfter an der Entscheidung, weil ich den ganzen Hass mit erlebe? Wird man durch ein Studium vielleicht wirklich zu hochnäsig und arrogant? Sitzt man als Student wirklich den Handwerkern auf der Tasche?
Ich bin halt der einzige Student, den die kennen und deswegen lassen die ihren ganzen Frust an mir aus. Ein Junge sagte: "Das ganz studierte Pack gehört in Arbeitslager, wo se was richtiges schaffen müssen!"
Ich weiß wirklich nicht mehr, ob ich noch studieren möchte. Ich kann das einfach nicht durchstehen.
6 Antworten
So etwas habe ich auch schon erlebt und zwar in exakt dem Ausmaß. Mir schlug so ein Hass jahrelang von den Dörfern entgegen, auf denen ich Kunden betreut hatte. Es sind sinngemäß Sätze gefallen wie die, die du aufgezählt hast. Das ist nur ein Spiegelbild des Neids und dessen, dass man den Leuten was nicht gönnt und mit sich chronisch unzufrieden ist.
Mein Onkel sagte mir mal, dass diese Leute (Handwerker, Landwirte...) sich "Studierten" oder "Krawattenträgern" oder auch Bürokräften oder Leuten mit Abitur oder schon Mittlerer Reife, denen sie ein gutes Einkommen zutrauen, im Unterbewusstsein total unterlegen fühlen, dadeswegen gekränkt sind und nur deswegen so aggressiv reagieren. Ihre grundsätzliche Intoleranz gegenüber allem Andersdenkenden spielt da sicher auch mit herein.
Meine frühere Freundin galt auf ihrem Dorf auch als arrogant, weil sie nicht Krankenschwester, Erzieherin oder Metzgereiverkäuferin gelernt hat, sondern Abitur nachholte und studieren wollte.
Aber bleib' dir treu und denke dir: Wenn irgendjemand was Blödes oder Unhöfliches dazu sagt, dann solltest du drüber hinweg hören - denen steht es doch gar nicht zu, sich negativ zu äußern: Jeder kehrt vor seiner eigenen Haustür! Und oft ist es ja so, dass manch einer generell immer was zu Mosern hat ... nur wer im Dreck sitzt, der kann mit Dreck werfen, ich sag's immer wieder! Von sowas solltest du dich wirklich nicht runterziehen lassen... die meisten Menschen sagen sowas oft nur, weil sie mit sich selbst nicht zurecht kommen!
Du solltest lieber sagen: Ach Gott, ja ... auf solche Leute kann man doch keinen Wert legen, wers nötighat sowas zu sagen, ist es nicht mal wert, dass man nur einen Gedanken an ihn verschwendet! Es fällt einem vielleicht schwer so zu denken, aber ich mache das mittlerweile auch: Wer über mich schimpft und ätzt, mich als arrogant bezeichnet, der hat mich nie richtig kennen gelernt, urteilt nach Äußerlichkeiten und tut das womöglich nur, weil er damit von eigenen Problemen abzulenken versucht und Komplexe "bereinigen" will - die meisten Menschen sagen sowas oft nur, weil sie mit sich selbst nicht zurecht kommen. Ein ausgeglichener oder zumindest zufriedener Mensch, der sich selbst mag, hat es garnicht nötig, andere wegen iregndwas anzumachen und neidich zu sein.. ich tippe auch bei dir auf Neider. Mir hat mein Onkel auch gesagt, dass mein Auftreten und auch mein beruflicher Erfolg Neid auf den Plan rufen würde, weil sich andere, die im Stall oder in der Halle arbeiten und weniger Geld verdienen oder irgendwie unzufrieden mit sich sind, deswegen provoziert und auch auf einmal herabgesetzt fühlen, wenn dann halt so ein rätziger Koofmich vom Außendienst mit seinem C-Klasse-Mercedes angefahren kommt, Hochdeutsch spricht und ein Sakko anhat, während man selber in verdreckten Jeans da steht, starken Dialekt redet und sich mit einem Mal schlecht fühlt - ich weiß es nicht, aber aus menschlicher Sicht kann man's verstehen und möglicherweise würde es mir genauso gehen.
Vielleicht bist du einfach im falschen Umfeld "gefangen". So ging es mir und ich habe mein Umfeld gewechselt - seitdem geht's mir wieder gut. Es sollte dir auch erheblich besser gehen, wenn du im Studium unter Gleichgesinnten wirkst.
Frag Deine Freunde doch mal, ob sie sich gerne von einem Arzt operieren lassen würden, der nicht studiert hat.
Oder ob sie gerne in einem Hochhaus wohnen würden, das von einem Architekten geplant worden ist, der nicht studiert, sondern einfach mal ausprobiert hat.
Oder ob sie von einem Anwalt vertreten werden wollen, der nicht viele Jahre seines Lebens darauf verwendet hat, Gesetze zu studieren.
Das Problem ist, dass Deine Freunde "Arbeit" mit "körperlicher Arbeit" gleichsetzen. Gut möglich, dass da auch eine ganze Portion Frust hintersteckt, weil sie ihren Lebensunterhalt finanzieren müssen und - anders als Du- keine freie Wahl haben, einen Job zu machen, der ihnen wirklich Freude macht.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich viele Freundschaften trennen, sobald man den Sprung von der Schule ins Berufsleben macht. Wenn Du großes Glück hast, bleiben Dir aus dieser Zeit einige Menschen erhalten. Vielleicht aber auch nicht. Dafür wirst Du aber auch im Studium und später im Beruf neue Freunde finden.
Frag Dich, was und wer Dir gut tut und richte Dich danach aus. Wenn Du Theologie studieren willst, dann mach das und häng Dich rein. Respektiere, dass Deine Freunde die Welt durch andere Augen sehen, such Dir den Weg, der für Dich passt und Menschen, die Dich unterstützen. Aber lass Dich nicht von dem abbringen, was Du Dir vorgenommen hast.
Es kann sein, daß Du Dich von Deinen Freunden trennen mußt.
Ich habe einen Beruf gelernt, bin zur Abendschule gegangen und habe studiert. Auch in meinem späteren Berufsleben habe ich Freunde kennengelernt. Heute habe ich den Anspruch auf positiv denkende Menschen.
... oder willst Du Dich für Menschen verbiegen, bei denen Dir jetzt schon das Verständnis für Ihre Haltung fehlt? Versuche doch mal ganz offene Kritik.
Viel Erfolg auf Deinem Weg.
Ich kenne das von meinem Sohn. Daran sind leider langjährige Freundschaften zerbrochen. Es waren aber die Eltern und die Großeltern, die das heraufbeschworen haben.
Das fing aber schon früher an, als mein Sohn aufs Gymnasium ging und nicht wie seine Freunde auf die Realschule. Die Großeltern suggerierten ihren Kindern, dass Gymnasiasten arrogant würden.
Dabei hat mein Sohn sich angestrengt, die Freundschaft aufrecht zu erhalten. Ich glaube, es ist der Neid der Eltern.
Das tut mir Leid für dich. Lass sie ruhig schwätzen.
Auch mit Handwerk kann man gut selbstständig werden und gutes Geld verdienen. Du hast dich entschlossen zu studieren, dass ist auch sehr harte Arbeit. Nebenbei musst du vielleicht auch noch arbeiten gehen.
Aber es lohnt sich. Deine Freunde werden schon sehen, dass es hart für dich wird, erzähle ihnen ruhig alles.
Lass dich nicht von deinem Weg abbringen.