Ist die Evolutionstheorie bewiesen worden?

8 Antworten

Ein Beweis ist nur in der Mathematik möglich. Naturwissenschaftliche Theorien als historische Abläufe werden durch Belege gestützt. Das heißt aber nicht, dass Belege weniger sicher oder weniger wahr sind. Belege sind genauso gut wie mathematische Beweise, nur ist halt eben die Art der "Beweisführung" eine andere. Das ist ein bisschen wie eine Beweisführung vor Gericht: eine Zeugenaussage kann zur eindeutigen Identifizierung als Täter und so zu seiner Verurteilung führen. Ein Angeklagter kann aber auch dann einer Tat überführt und verurteilt werden, wenn niemand die Tat gesehen hat, nämlich dann, wenn es eine eindeutige Kette an Indizien gibt, wenn z. B. seine DNA auf dem Opfer gefunden wurde, seine Fingerabdrücke auf der Tatwaffe gefunden wurden wenn ein Video einer Überwachungskamera existiert, das die Tat gefilmt hat usw.

Die Evolutionstheorie ist so gut untersucht und wird durch so viele Belege (=Indizien) gestützt, dass heute an ihrer "Schuld" kein Zweifel mehr bestehen kann. Sie ist also eine Tatsache. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Wir haben heute eine ganze Reihe von Belegen, die die Evolutionstheorie stützen. Eine kleine Auswahl:

  • System abgestufter Ähnlichkeit, will heißen, dass Ähnlichkeiten nicht zufällig auftreten, sondern in gruppenspezifischen Mustern, die in einen Stammbaum des Lebens umgeschrieben werden können. Z. B. haben alle Säugetiere ein Fell, Milchdrüsen, drei Gehörknochen und ein sekundäres Kiefergelenk; alle Raubtiere haben ein "Brechscherengebiss" und verlängerte Eckzähne; alle Katzen haben einen verkürzten Gesichtsschädel und vorn fünf und hinten vier Krallen; alle Tiger haben ein gestreiftes Fell usw.
  • Fossilien, Brückenformen wie Archaeopteryx, Morganucodon, Ichthyostega
  • lebende Fossilien
  • morphologische Stufenreihen, z. B. die Entwicklung des Gehirns bei "Fischen", Amphibien, "Reptilien" und Säugern
  • Atavismen
  • Rudimente
  • grundlegende Gemeinsamkeiten aller Lebewesen wie die Universalität des genetischen Codes, Prinzip der Proteinbiosynthese
  • biogenetische Grundregel (gilt aber nicht uneingeschränkt!), z. B. Metamorphose der Amphibien
  • Feldstudien aus der Natur, z. B. Messung der Veränderlichkeit der Schnabellänge bei Galápagosfinken, Pizza-Mäuse im Central Park, U-Bahn-Moskitos
  • Laborexperimente, z. B. das bis heute fortgeführte Long Term Evolution Experiment
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Rowal  19.05.2023, 00:32

Das soll eine kleine Auswahl sein? Was ist dann eine große Auswahl?

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Wie du schon Schreibst ist es eine Theorie, ergo mit wissenschaftlichen Mitteln so weit bewiesen wie es nur irgend möglich ist, dazu ja nun wirklich gut beobachtbar. Glaube hat da nichts zu suchen.

Ich Erkenne die Evulution also einfach als Lehrmeinung an da eine auch nur im Ansatz schlüssige Gegenthese nicht in Sicht ist.

Wissenschaftliche Artikle zur Evolution findest du zu genüge im Net. für jeden Billdungsstand geeignet aufbereitet.

Moin,

die Frage ist (auch in der von dir angepassten Form) immer noch unglücklich formuliert.

»Der Beginn aller Wissenschaften ist das Erstaunen, dass die Dinge sind, wie sie sind.«
[Aristoteles]

Daraus kannst du folgenden Weg des Erkenntnisgewinns herleiten:

  • Alles beginnt mit einer Frage.
  • Nun werden Hypothesen aufgestellt, die die Frage beantworten könnten.
  • Dann entwickelt man (wiederholbare) Experimente, um die Hypothesen zu prüfen.
  • Die Durchführung der Experimente sowie die möglichst genauen Beobachtungen und Deutungen der Ergebnisse verifizieren (bestätigen) oder falsifizieren (widerlegen) dann die aufgestellten Hypothesen.
  • Wiederholungen der Experimente identifizieren sonderbare oder einmalige Ergebnisse.
  • Wiederholte Ergebnisse werden dann in Form von Erkenntnissen formuliert.
  • Sich neu ergebende Fragestellungen werden wieder mit Hypothesen, geeigneten Experimenten und deren Ergebnissen geprüft und zu neuen (oder erweiterten) Erkenntnissen.
  • Solcherart erworbene Erkenntnisse können am Ende in eine Theorie münden.
  • Je mehr (widerspruchsfreie) Erkenntnisse einfließen, desto allgemeiner und umfassender kann die Theorie formuliert werden.
  • Aus den empirisch (induktiv) erworbenen Erkenntnissen kann man mit Hilfe einer Theorie dann auch deduktiv Vorhersagen zu speziellen Experimenten machen.
  • Eine Theorie kann zu einer Gesetzmäßigkeit werden, wenn sie sich allen Widerlegungsversuchen widersetzt und - im Gegenteil - immer wieder und aus völlig verschiedenen Richtungen bestätigt wird.
  • Diejenigen Gesetzmäßigkeiten, die nicht vom Menschen nach dessen Belieben in Kraft oder außer Kraft gesetzt werden können, werden dann zu Naturgesetzen.

Nach Popper ist aber ein echter Erkenntnisgewinn nur möglich, wenn man eine aufgestellte Hypothese widerlegt. Denn nur wenn man eine Hypothese widerlegt, kann man sich über den Wahrheitsgehalt der getroffenen Aussage sicher sein (es ist dann NICHT so, wie behauptet).
Wenn eine aufgestellte Hypothese dagegen durch das Ergebnis eines Experiments nicht widerlegt wird, kann man sich nicht sicher sein, ob es nicht doch irgend ein anderes Experiment gibt, das die Hypothese widerlegt.

Deshalb ist es im Grunde (gemäß Popper) nicht möglich, die Richtigkeit einer Hypothese, einer Erkenntnis, einer Theorie, einer Gesetzmäßigkeit oder eines Naturgesetzes zu beweisen.

ABER: Bisher widerstand die Evolutionstheorie allen Versuchen, sie zu widerlegen. Mehr noch, seit den Tagen Darwins (und Russels), die die Grundlagen der Evolutionstheorie legten, erhielt die Theorie aus allen möglichen modernen Wissenschaftsrichtungen (Genetik, Geologie, Astronomie, Ökologie, Ethologie...) immer mehr und mehr stützende Indizien, die auf ihre Richtigkeit hindeuten.

Die daraus resultierende sogenannte Synthetische Evolutionstheorie hat bisher allen Versuchen, sie zu widerlegen, standgehalten. Und auch das ist ja schon eine ganz beachtliche Leistung. Immerhin nähert man sich mit zunehmender Zahl von widerlegten Widerlegungsversuchen der Wahrheit auch immer mehr an.

Sir Arthur Conan Doyle legte (seinem) Sherlock Holmes einmal folgende Worte in den Mund, mit denen dieser seine Methode erklärte: »Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.«

Nun, viele Menschen haben oft versucht, die Evolutionstheorie in Frage zu stellen. Bisher sind sie alle insofern gescheitert, als die Evolutionstheorie stets eine passende (und belegbare) Antwort parat hatte.

Und die Evolutionstheorie ist die einzige Erklärung, die mit widerholbaren Experimenten die Dinge so plausibel macht, wie sie sind, ohne dabei an den Glauben (woran auch immer) angewiesen zu sein.

Sind alle Fragen geklärt? Nein. Aber die Antwortlosigkeit auf bestimmte Fragen ist kein Grund, die Theorie als solche zu verwerfen oder gar als widerlegt anzusehen.

Wie gesagt: Die Evolutionstheorie gibt naturwissenschaftlich fundierte Antworten, Erklärungen und lässt Vorhersagen zu, die ohne Glauben auskommen. Sie lässt sich vielleicht nicht beweisen, aber sie stützt sich auf etliche Indizien, die sich - aus verschiedensten Richtungen kommend - alle widerspruchsfrei in das Gesamtgefüge einordnen lassen. Und sie widerstand bisher allen Widerlegungsversuchen.

Insofern ist sie wahrscheinlich die am besten gestützte Theorie überhaupt.

LG von der Waterkant

Ja und die Indizien dafür, dass sie richtig ist sind umfangreicher als sich hier auflisten lässt.

Der für mich stärkste Hinweis ist, dass zur Zeit der Veröffentlichung der Evolutionstheorie noch niemand Ahnung von DNA hatte und das noch ca. 100 Jahre lang. Trotzdem wurden in dieser Zeit anhand von Fossilienfunden und deren Homologien Stammbäume erstellt.

Nach der Entdeckung der DNA und der Möglichkeit gentechnische Vergleiche zu machen hat sich heraus gestellt, dass diese Stammbäume weitgehend exakt die genetischen Unterschiede und "Verwandtschaftsgrade" darstellen.

Im Bereich der Bakterien ist der Mechanismus der Evolution aufgrund des raschen Generationenwechsels sogar im Labor beobachtbar.

Was heißt denn "glauben"... Glauben heißt "Vertrauen ohne zu sehen".

Vielmehr denke ich, es wird eine Mischung gegeben haben aus beiden Dingen die wir kennen - bzw. zu kennen meinen.

Evolution ist die aktuelle Phase... aber irgendwas muss da ja mal den Startschuss gegeben haben (wenn du weißt was ich damit meine).

ZGPlayer 
Fragesteller
 17.05.2023, 19:17

Ich weiss, hab die Frage echt dumm formuliert, tut mir leid für das missverständnis...:O

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ersiees23  17.05.2023, 19:18
@ZGPlayer

Nö da ist nix "dumm". Stell dich mal nicht unter den Scheffel :-)

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