Warum sind ausgerechnet US-Unis Schwerpunkt der Pro-Palästina-Demos?

4 Antworten

Die Universitäten in den USA arbeiten eng mit dem Verteidigungsministerium und der Rüstungsindustrie zusammen, beteiligen sich an militärischer Forschung und tragen deshalb auch eine Verantwortung bei der amerikanischen Außenpolitik, was sie zu naheliegenden Adressaten von Protest macht.

Viele deutsche Unis haben sich mit Zivilklauseln hingegen verpflichtet, keine militärische Forschung zu betreiben, auch wenn diese Klauseln vielerorts unter Beschuss sind (beispielsweise wurde im Januar bayrischen Universitäten die Einführung von Zivilklauseln verboten).

In den USA lebt außerdem die größte Anzahl von Juden außerhalb Israels, und wenn man jüdischstämmige Personen hinzurechnet, ist die Zahl sogar größer als die in Israel. Die USA haben von allen Ländern auch die größte israelische Exilgemeinde. Es sind gerade diese israelischen und nichtisraelischen Juden, die in den palästinasolidarischen Protesten führend sind und sich dagegen wehren, dass in ihrem Namen ethnische Vertreibung und Kriegsverbrechen begangen werden.

DocPsychopath  04.05.2024, 20:20

Zivilklauseln? Interessant. Da lernt man noch Neues.

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Von Experte peace87 bestätigt

Es ist Wahlkampf in den USA und die USA unter Biden nehmen ganz eindeutig eine sehr unterstützende Haltung ein.

Sowohl was Waffenlieferungen an Israel angeht, als auch die Unterstützung über die UNO.

Die Universitäten in den USA sind von je her ein Platz, gesellschaftliche Probleme anzusprechen und zu demonstrieren. Schau mal was gegen den Vietnam Krieg in den USA los war.

Juden in den USA sind außerdem nicht automatisch auf der Unterstützer Seite Israels. Ein großer Teil des Protests kommt dort von weiteren Juden, die nicht Zionisten sind und die das ganze für eine Kampf des Zionismus gegen den Judaismus halten.

II99II  30.04.2024, 20:30

Das nutzen aber momentan die Republikaner für ihren Wahlkampf aus.

Donald Trump forderte auf "Truth Social", die Proteste sofort zu beenden und jeder weiß welche Position die Republikaner und im Speziellen Trump ggü. Israel einnehmen... es war schließlich die Trump-Administration welche Jerusalem komplett zur alleinigen Hauptstadt Israels erklärt hatten.

Das Paradoxe hierbei ist, dass diese eigentlich linken Aktivisten glauben sich für etwas Gutes einzusetzen, aber im Umkehrschluss genau das Gegenteil dadurch erreiche. Ganz davon abgesehen das sie mit Palästina in Wahrheit die größeren Faschisten und Märtyrerkultisten unterstützen, welche ursprünglich von den Nazis ausgebildet wurden.

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stufix2000  30.04.2024, 20:55
@II99II

Die Protestierenden schaffen auf jeden Fall Öffentlichkeit.
Die Bundesstaaten regieren doch sehr unterschiedlich auf die Proteste.

Was erreicht wird (oder nicht), werden wir erst in der Zukunft wissen.

Viele sind überzeugt, sie tun das Richtige.

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II99II  30.04.2024, 21:15
@stufix2000
Viele sind überzeugt, sie tun das Richtige.

Darin stimme ich dir zu. In den hoffentlich meisten Fällen wird das so sein.

Meine Bedenken sind nur das es zu noch weiterer, gesellschaftlicher Spaltung in den USA kommt und dadurch am Ende vielleicht sogar Trump wiedergewählt wird.

Spätestens dann wäre Schluss mit humanitärer Hilfe für Palästina aus den USA...

Der Großteil der ländlichen, konservativen Bevölkerung wird weder das Verständnis noch das Interesse am nuancierten Protest der Studenten haben und darin nur ein weiteres Ärgernis a la "Genderstudies, Geschlechteridentität" und Co. vermuten.

Beim anderen Teil der ultrakonservativen Christen in den USA, kommt der allgemeine Antisemitismus auch einfach gut an. Auch dazu mussten sich bereits Führungskräfte der US-Unis vor einem Kongressausschuss rechtfertigen, teilweise ohne Anerkennung der Werte, für die die Hamas steht, oder sich sogar weigerten den Aufruf der Studenten zum Genozid an Juden als "harassment" zu bezeichnen, was auch große Fragen zu den Motiven aufwirft.

https://www.nbcnews.com/politics/white-house/white-house-condemns-university-presidents-contentious-congressional-h-rcna128373

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Andere Mentalität, andere Medien-Landschaft. In Deutschland herrscht nicht so eine Meinungsfreiheit wie in den USA. De jure vielleicht, aber medial geht es gefühlt nur in eine Richtung. In den USA ist es viel normaler, andere Meinungen zu haben. Ist ja auch seit Anbeginn der Nation ein vielfältiges Land mit allen Arten von Menschen, Ansichten und Ideen. In Deutschland wird vieles da an den Grenzen des Rahmens unseres Gesetzes verhindert, Menschen werden gedemütigt, medial zur Schau gestellt etc.

Zudem ist es in den USA seit den Vietnam Protesten so n bissn Tradition geworden, dass sich die Unis bzw. Studenten da global an solchen anti kriegs Kampagnen beteiligen. Grad wenn's eben auch so stark die USA betrifft.

Ich denke stufix hat alles gesagt.

Als Ami denke ich Unis sind hier immer für Demos bekannt. Studenten sollten studieren ... ;-) ... sie sind aber voller Energie, und politisch engagiert.

Noch dazu kommt, dass es viele Ami-Juden auf der Unis gibt, und überhaupt viele ausländische Studenten, auch Ami-Palästinenzer (sp.?).